vor jeder Wahl klopfe ich die Parteiprogramme ab, um herauszufinden, welche Partei ich wählen soll. Dabei geht es mir vor allem um die Frage: Welche vertritt meine frauenpolitischen Interessen am besten?
Die CDU setzt sich jetzt für die Änderung des Prostitutionsgesetzes ein, hat aber auch die "Herdprämie" eingeführt. Die SPD ist für einen Mindestlohn, von dem auch viele Frauen profitieren, gibt aber bei der Abschaffung des Ehegattensplittings klein bei. Die Grünen wiederum machen sich stark für feste Frauenquoten. Prostitution sehen sie jedoch als einen "Beruf wie jeder andere" ...
Sogar die "Feministische Partei" spricht sich nicht für ein Verbot der Prostitution aus. Sie ist nur für die "Ächtung" von Prostitution, gleichzeitig jedoch gegen die "Diskriminierung" von Prostituierten. Ihre Forderung: "Es müssen wirtschaftliche, kulturelle und soziale Voraussetzungen geschaffen werden, die Prostitution als Strategie der Existenzsicherung unnötig machen". Der stimme ich grundsätzlich zu, sie reicht mir aber bei weitem nicht aus.
Kurzum: Es gibt keine Partei, die ganz meinen frauenpolitischen Vorstellungen entspricht. Nicht wählen zu gehen ist für mich jedoch auch keine Alternative.
Wie würdest Du vorgehen, um die "richtige" Partei zu finden, bei der Du auf dem Wahlzettel Dein Kreuz setzt?
Linnnea
Liebe Linnnea,
darf ich dir ganz offen antworten? Auf diese Frage weiß ich auch keinen Rat.
Ich gebe also hiermit deine Frage an unsere LeserInnen weiter.
In tiefem Verständnis für deine (partei)politische Ratlosigkeit und mit herzlichen Grüßen
Alice Schwarzer
