Afghaninnen: Auf nach Brüssel!

Patoni Teichmann hofft beim Marsch auf Brüssel auf viele Mit-Demonstrantinnen.
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„Nein zur Geschlechterapartheid in Afghanistan!“ – Unter diesem Motto machen rund 300 afghanische Frauen, die aus Afghanistan geflüchtet sind oder schon etwas länger hier leben, einen fünfzügigen Marsch nach Brüssel. In Berlin, Hamburg, Hannover, Köln und Düsseldorf machen die Frauen Station. In jeder Stadt gibt es einen eigenen Protestmarsch und eine Kundgebung, zu der alle Menschen eingeladen sind. (Details in Kürze hier und am Ende des Textes)

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Die Zwischenetappen fahren die Frauen in Bussen, übernachtet wird in Turnhallen. Die letzte Station ist dann Brüssel, wo der Protestmarsch vom Hauptbahnhof zum EU-Parlament führt. „Wir Frauen Afghanistans müssen uns jetzt zusammenschließen, um für unsere Schwestern in der Heimat zu kämpfen!“, sagt Patoni Teichmann, Geschäftsführerin der „European Organisation for Integration“ in Berlin (EOI). Patoni selbst wurde in Afghanistan geboren, lebt aber seit vielen Jahren in Deutschland. Sollte die Aktion erfolgreich sein, soll sie weitergetragen werden: in europäische Hauptstädte.

Frauen werden Menschenrechte und Würde abgesprochen, nur weil sie Frauen sind!

Seit Monaten arbeiten Afghaninnen aus ganz Deutschland daran, sich zu vernetzen und eine Öffentlichkeit zu erreichen, um endlich den Westen dazu zu bringen, auf die Schreckensherrschaft der Taliban einzuwirken. Teichmann: „Wir erleben in Afghanistan eine beispiellose Geschlechterapartheid. Frauen und schon kleine Mädchen werden unter die Burka gesteckt, gedemütigt und geschlagen. Sie leben in Unmündigkeit, dürfen nicht lernen und nicht berufstätig sein, keine öffentlichen Parks betreten, oft nicht einmal mehr das Haus verlassen. Sie werden schlechter als Tiere behandelt, ihnen werden Menschenrechte und Würde abgesprochen! Und das alles nur, weil sie Frauen sind! Nur wegen ihres Geschlechts!“

Für Frauenrechtlerinnen ist die Lage besonders schlimm. Sie werden von den Taliban bedroht, verfolgt und getötet. Familienangehörige werden unter Druck gesetzt und erpresst. Seitdem die internationale Aufmerksamkeit so gut wie verschwunden ist, gehen die Taliban mit einer neuen Dimension der Gewalt gegen Aktivistinnen vor.

Auf den Kundgebungen werden auch afghanische Frauenrechtlerinnen sprechen, die es nach dem Einmarsch der Taliban in Kabul im August 2021 geschafft haben zu fliehen. In Köln (7.März) wird zum Beispiel die Frauenrechtlerin Tamana Paryani dabei sein, die mit Hilfe u.a. von EMMA und anderen AktivistInnen im Oktober 2022 mit ihrer neunköpfigen Familie aus Kabul fliehen konnte. Hier die Geschichte ihrer Rettung. Paryani war zuvor von den Taliban verhaftet und gefoltert worden. EMMA berichtete.

Jeder Cent, der noch fließt, muss an Frauenrechte gekoppelt sein!

Die Afghaninnen in Deutschland fordern die internationale Gemeinschaft auf, das Taliban-Regime nicht anzuerkennen und Sanktionen gegen seine Mitglieder zu verhängen, beispielsweise EU-Reiseverbote auszusprechen. „Jeder Cent, jeder Euro, der noch in dieses Land fließt, muss an die Rechte von Frauen und Mädchen gekoppelt werden. Alles andere dient nur der Selbstbereicherung der Taliban und der Aufrechterhaltung ihrer Schreckensherrschaft!“, so Patoni Teichmann. Auch müssen Geldgeber der EU gewährleisten, dass finanzielle Hilfsmittel auch wirklich bei der Hunger leidenden Bevölkerung ankommen – in der Mehrheit sind das ebenfalls Frauen und Mädchen.

Am 8. März, dem Weltfrauentag, wollen die afghanischen Frauen ihre Forderungen an das EU-Parlament stellen und hoffen auf die Solidarität aller Frauen.

Noch fehlen Spendengelder, um die Busfahrten finanzieren zu können. Wer den Marsch nach Brüssel mit einer Spende unterstützen möchte, hat hier Gelegenheit dazu.

Infos: https://www.eu-integration.org/Women_day_protest
Programm:

05.03.23: 11-14 Uhr Berlin. Protestmarsch vom Brandenburger Tor zum Reichstag mit anschließender Protestkundgebung
06.03.22: 10-12 Uhr Hamburg. Protestmarsch vom Rathaus zur Binnenalster und zurück mit anschließender Protestkundgebung; 15-18 Uhr Hannover. Protestmarsch vom Kröpcke und zurück und anschließender Protestkundgebung
07.03.22: 10.30-13 Uhr Köln. Protestmarsch vom Breslauer Platz zum Roncalliplatz mit anschließender Protestkundgebung; 16-18 Uhr Düsseldorf. Protestkundgebung Am Schadowplatz
08.03.22: 12 Uhr Brüssel, Central Station

 

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