Der Andi & die Mädchen

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Die Vorstellungen von der Hölle sind bekanntlich maßgeblich von Dante geprägt. Nein, nicht dem wuschelköpfigen bayrisch-brasilianischen Nationalspieler, sondern dem italienischen Dichter. Jetzt hat Andreas Brehme, emeritierter Linksverteidiger, seine Vorstellung von der Fußball-Hölle kundgetan: Zweistellige Niederlage im Halbfinale? Nein. Jogi Löw in einem Hemd ohne V-Ausschnitt? Nicht doch. Das Schrecklichste, das sich Brehme auf dem Rasen vorstellen kann, ist: eine Mädchenmannschaft.

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„Inzwischen wird ja über jedes kleine Foul diskutiert. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht bald Mädchenmannschaften auf dem Platz stehen haben“, hatte der Ex-Nationalspieler gewarnt. Offenbar ficht es den Andi nicht an, dass, mit Ausnahme von ihm selbst, die ganze Welt darüber debattiert, dass diese Herren-WM die härteste der WM-Geschichte ist. Und sich fragt, warum die FIFA ihre Schiedsrichter offenbar dahingehend instruiert hat, milde zu pfeifen und so die vielen hammerharten Fouls überhaupt möglich zu machen. Nein, der Andi ist ein ganzer Kerl und will ganze Kerle auf dem Platz. 

Der 54-Jährige, der seine Karriere anno 1978 beim HSV Barmbek-Uhlenhorst begann, hat übrigens 1990 mit seinen Kumpels die WM gewonnen. Das war ein Jahr, nachdem die Kolleginnen von der Nationalmannschaft für ihren EM-Titel ein, genau: Kaffeeservice als Prämie überreicht bekamen. Die weitere Entwicklung des Frauenfußballs ist womöglich am Andi vorbeigegangen. Womöglich war er, während die Frauenfußball-Nationalmannschaft 2003 und 2007 zwei WM-Titel gewann, abgelenkt von seinem Rücktritt als Trainer des Zweitligisten SpVVg Unterhaching (wg. Erfolglosigkeit) oder seiner Entlassung als Co-Trainer des VfB Stuttgart (wg. Erfolglosigkeit).

Hätte der Andi Zeit gehabt, hätte er vielleicht das Endspiel der deutschen Fußball-Frauen gegen die Brasilianerinnen gesehen. Letztere verloren zwar die WM, gelten dafür aber als Weltmeisterinnen im Foulen, allen voran ihre rabiate Kapitänin Marta. Was die deutschen Mädels da einstecken mussten, war ganz ordentlich. Aber wie die sich nach Bodychecks und Blutgrätschen wieder aufrappelten und ohne mädchenmäßigen Heulkrampf einfach weiterkickten, das hat der Andi eben verpasst.

Verständlich also, dass er es ganz höllisch fände, wenn seine Fußballhelden jetzt zu larmoyanten Weicheiern würden. So ein gebrochener Lendenwirbel à la Neymar, weil einem der Kontrahent mit dem Knie volle Kanne in den Rücken springt – Peanuts. Eine zerbissene Schulter à la Suárez, weil ein unzurechnungsfähiger Stürmer meint, seine Zähne immer wieder in die Körperteile seiner Gegner schlagen zu müssen? Geschenkt. Ein Tritt in die Eier à la Mandzukic? So what?  

Übrigens: Wenn Fußballspielerinnen sich auf dem Platz so aufführen würden, würde der Frauenfußball mit großer Wahrscheinlichkeit auf der Stelle wieder verboten. Aber das wäre ja dann ganz in Andis Sinne. Keine Mädchenmannschaften mehr – himmlisch!

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