Ex-Prostituierte: Der Staat versagt
Mit 17 flüchtet Huschke Mau vor ihrem Stiefvater, der seine Frau und seine Töchter schlägt und vergewaltigt. Sie steht mittellos auf der Straße und rutscht in die Prostitution. Ihr erster Zuhälter: ein Polizist. Es dauert zehn Jahre, bis sie den Ausstieg schafft und sich ein Studium erkämpft. Heute ist Huschke Mau Aktivistin für die Ächtung der Prostitution. Sie hat das Netzwerk „Ella“ gegründet (netzwerk-ella.de) und kämpft gemeinsam mit anderen Aussteigerinnen aus der Prostitution für die Bestrafung der Freier. Jetzt hat Huschke Mau in einem Buch ("Entmenschlicht - Warum wir Prostitution abschaffen müssen") ihre Geschichte erzählt. Hier ein Auszug:
Als ich am nächsten Tag ins Bordell gehe, nehme ich einen Notizblock mit. Am Küchentisch schreibe ich auf, welche konkreten Schritte ich tun muss, um hier rauszukommen: Ich muss dringend einen Entzug machen, ich brauche einen sicheren Wohnort und eine finanzielle Absicherung. Mein Ausweis ist abgelaufen, schon lange, ich habe mich nicht getraut, ihn zu verlängern, weil ich keine Meldeadresse habe.
Was wird passieren, wenn ich das tue? Muss ich dann Strafe zahlen? Ich weiß es nicht. Ich muss mich neu immatrikulieren, ich muss zu ÄrztInnen gehen, dort war ich schon so lange nicht mehr. Ein klarer Kopf muss her. Und ich brauche Ruhe. Eigentlich. Die bekomme ich nicht. Aber den Rest, den erkämpfe ich mir Schritt für Schritt.
Heimlich gehe ich zu einer Beratungsstelle für Prostituierte. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Diese Beratungsstelle kämpft dafür, Prostitution als „Sexarbeit“ anzuerkennen. Bei einer Sozialarbeiterin schildere ich die problematische Lage, in der ich bin. Dass ich Angst vor Hermann habe. Keine finanzielle Sicherheit und Angst vor Ämtern. Dass ich drogenabhängig bin, nicht gemeldet und so traumatisiert, dass ich einfach nicht mehr klarkomme.
Sie hört sich alles geduldig an, aber als ich fertig bin, schaut sie mir ins Gesicht und sagt: „Tja, wenn das alles so schlimm ist, warum gehen Sie dann nicht einfach?“ Ich antworte: „Weil ich nicht einfach aussteigen kann, ich brauche Hilfe.“ Noch während sie sagt: „Der Job ist nicht das Problem, das ist einfach Sexarbeit. Wenn Sie damit nicht klarkommen, gehen Sie halt einfach nicht mehr ins Bordell“, stehe ich auf und verlasse den Raum.
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Weiterlesen: Huschke Mau: Entmenschlicht. Warum wir Prostitution abschaffen müssen (Edel Books, 19.95 €)