Kristen Stewart: Kriegt sie ihn?

Foto: Frazer Harrison
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Schauspielerinnen sind vor der Presse wenig bescheiden, wenn es um ihre Rollen geht. Die Amerikanerin Kristen Stewart ist da anders. Unlängst erzählte sie, dass sie selten mit ihrer Leistung zufrieden sei; nur fünf gute Filme habe sie im Laufe ihrer Karriere gemacht – immer­hin: „Spencer“, der gerade in den deutschen Kinos läuft, gehört dazu.

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Stewart spielt in dem Drama Prinzessin Diana, die während drei kalter Weihnachtstage zu Beginn der Neunziger Jahre auf Schloss Sandringham die finale Entscheidung über ihre Ehe fällt: eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs. Stewart aber gestaltet es so, dass die Figur ihre Würde behält, nicht Opfer ihres Schicksals ist, . Für ihre Darstellung der Diana ist Stewart für den Oscar nominiert.

Für den chilenischen Regisseur Pablo Larraín stand fest, dass er Stewart für die Hauptrolle gewin­nen muss, seit er sie im Thriller „Personal Shopper“ des französischen Regisseurs Olivier Assayas spielen sah. „Sie hat diese geheimnisvolle Anziehungskraft.“ Von der berichtete auch Jodie Fos­ter, als sie 2002 mit der gerade einmal zwölfjährigen Stewart in David Finchers „Panic Room“ auftrat. Vom Talent des Mäd­chens fasziniert, wurde Foster zur Mento­rin und Freundin.

Wie Foster, die noch als Kind durch Martin Scorseses Film „Taxi Driver“ berühmt wurde, so hatte auch Stewart – 1990 in Los Angeles als Kind zweier Filmschaffender geboren – schon im Alter von neun Jahren ihre erste Filmrolle. Dann kam die Hauptrolle in „Twilight“ und mit ihr der plötzliche Ruhm. Paparazzi lauerten ihr auf, sobald sie das Haus verließ. Während der Pressetour zum zweiten Teil der Vampir­-Saga 2009 erzählte sie einem Reporter der New York Times: „Was mich wirklich fertigmacht und innerlich zerreißt, ist, wenn die Leute denken, ich sei rücksichtslos oder undankbar, weil ich nicht im Bikini nach draußen gehe und den Paparazzi zuwinke.“ Kristen Stewart war in einer Zeit zum Star geworden, in der sie die Abstürze junger Idole genau verfolgen konnte. Die Fotografen der Klatschpresse lauerten Britney Spears, Paris Hilton oder Lindsay Lohan auf – jeder öffentliche Fehltritt ein Titelbild.

Dass Stewart das erspart blieb, ist auch Jodie Foster zu verdanken. Beim Dreh von „Panic Room“ schärfte die ihr ein, dass es wichtig sei, nun „keine Reality­Show“ zu werden. Die Aufmerksamkeit möge zunächst spaßig wirken, aber in zehn Jahren werde das anders sein, warnte sie und gab ihr zudem den Rat, zwischen den Filmwelten des Indie­ und des Kommerzkinos hin und her zu wechseln, um nicht in einem Image stecken zu bleiben.

Stewart hielt sich daran, drehte nach der „Twi­light“­-Saga Filme mit europäischen Arthouse -Regis­seuren. Und sie gab sich größte Mühe, trotz der riesi­gen medialen Aufmerksamkeit, nicht in die Falle der „Reality­Show“ zu tappen. Als sich die Klatschreporter auf ihre On-­Off­-Beziehung mit dem „Twilight“­-Ko-­Star Robert Pattinson stürzten, blieb Stewart ruhig. Auch als ihre Trennung von Pattinson und ihr Outing als bisexuell Hass und Empörung in den Sozialen Medien hervorriefen (selbst Donald Trump konnte es nicht lassen, sie in einem guten Dutzend Tweets zu schmähen), behielt sie die Nerven.

Wenn sie mit der Presse zu tun hatte, nutzte sie die Aufmerksamkeit, um eigene Botschaften zu verkünden. Sei das bei einer Filmpremiere beim Festival in Cannes, wo sie sich weigerte, dem kon­servativen Dresscode zu gehorchen, die High Heels auszog und barfuß die steile Treppe zum Festival­ palast erklomm. Sei es, wenn sie doch mal etwas zu ihrem Liebesleben sagt, verbunden mit einem Statement für Gleichberechtigung. Seit Herbst desvergangenen Jahres ist Kristen Stewart mit der Drehbuchautorin Dylan Meyer verlobt.

Als im Lockdown Filmschaffende wie Paolo Sor­rentino, Maggie Gyllenhaal und Naomi Kawase begannen, für das Projekt „Homemade“ Kurzfilme über die Quarantäne zu drehen, nahm auch Stewart die Kamera selbst in die Hand. Ein eigener Spielfilm, in dem sie Regie führen wird, ist in Arbeit – er soll von einer bisexuellen Frau handeln, die für Selbstbestimmung kämpft.

MARIA WIESNER

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