Pascha des Monats

Pascha: Angela Merkel

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Und die lässt nun einfach nichts unversucht, sich markig zu profoilieren als die eilfertigste deutsche Befürworterin dieses Männerkrieges. Niemals will die Übereifrige gegen die USA sein, sondern immer mit ihr. An der Seite derjenigen will sie stramm stehen, die für Freiheit und Demokratie kämpfen.

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Nur, wo ist die Seite? Im Weißen Haus gewiss nicht. Das sehen nicht nur ihre potentiellsten WählerInnen, so also die Frauen und die Ossis, das finden auch ihre eigenen Parteimitglieder. Die treten aus Protest gegen Merkels Nibelungentreue zu den Kriegsherren scharenweise aus der Partei aus.

Doch nicht einmal die FAZ, das Hausorgan der Staatstragenden, konnte die Erste Vorsitzende stoppen. Vergebens kritisierte sie Frau Merkels Wahl und appellierte: Ohne Zustimmung der Wähler, die speziell in der Kriegsfrage gar nicht amerikafreundlich gestimmt sind, ist die beste Strategie für die Katz. So ist es. Anfang April präsentierte der Wähler bzw. die Wählerin der Bush-Freundin auch schon die Quittung: Nur noch 32% sind pro Merkel (zuvor 51%).

Damit fiel das Mädchen von morgen im steilen Sturz hinter die Jungs von gestern zurück: Schröder führt jetzt im Deutschlandtrend mit 47% um Längen vor seiner bisher schärfsten Konkurrentin. Apropos Konkurrentin. Qui en profite? Wer hat was davon? Merkels Parteikonkurrenten Merz, Koch & Stoiber! Die reiben sich die Hände, sind sie doch von Anfang an einen verhalteneren und vorsichtigeren Kriegskurs gefahren und schieben den schwarzen Peter schon jetzt Merkel zu. Ist das Ganze also vielleicht eine Intrige der Möchte-Gern-Kandidaten und ist Merkel darauf reingefallen?

Wie auch immer, sie erfüllt auf jeden Fall rasselnd ihre martialische Mission. Doch wie konnte das passieren? Wie konnte ausgerechnet die Pfarrerstochter und Physikerin Merkel, die Anfang 2000 noch als Verkörperung einer neuen (Frauen)Moral quicklebendig quer durch die korrupten Männerbünde an die Parteispitze schoss wie konnte ausgerechnet sie nur drei Jahre später zur Verkörperung der alten (Männer)Unmoral erstarren?

Hat Angie so allein an der Spitze einfach das Gefühl für falsch und richtig verloren? Oder will diese einzige Frau im exklusiven Männerbund die Scharte ihres Frauseins wettmachen, indem sie uns den zweihändig ballernden Cowboy gibt? Und jetzt auch noch die Schnapsidee mit der halben Rente für Kinderlose! Welcher Intrigant ihr die wohl geflüstert hat? Damit disqualifiziert die (Ex?)Kandidatin sich nun ausgerechnet in der traditionellen Frauendomäne Familien- und Frauenpolitik. 

Statt zum Beispiel endlich die Anrechnungsjahre für Kindererziehung bei der Rentenberechnung zu erhöhen! Oder das überfällige, skandalöse Ehegattensplitting abzuschaffen (mit dem Vater Staat betuchten Ehemännern die Gattin zu Hause mit jährlich 23 Milliarden subventioniert)! Und mit dem Geld eine wirklich familien-, das heißt kinderorientierte Förderung zu finanzieren! Nein, stattdessen will die selbst kinderlose Merkel jetzt allen Ernstes allen lebenslang (eben weil kinderlos) berufstätigen Frauen und Männern, die ja über Jahrzehnte selbst eingezahlt haben für ihre Rente, diese selbst erworbene Rente kürzen. Zu Gunsten nicht etwa nur von ErzieherInnen von Kindern, sondern auch zugunsten der Erzeuger von Kindern.

Das ist grausamer Dilettantismus. Oder reinstes Polit-Kabarett. Hat die Frau denn gar kein Mitgefühl mit uns? Will sie uns wirklich nötigen, wieder Schröder oder gar endlich Merz bzw. Koch zu wählen? Oder opfert die gläubige Christin sich etwa für uns alle? Macht sie öffentlich Harakiri, um uns Frauen definitiv abzuschrecken vor dem kläglichen Männergeschäft der Politik? Ja dann, Angie, dann habe Dank.

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