Sagenhaftes Island

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Yrsa Sigurðardóttir
Sie ist im Erstberuf Bauingenieurin und im Zweitberuf isländische Krimi-Queen. Das Krimischreiben begann Yrsa nach Feierabend in ihrer Holzhütte am Vatnajökull-Gletscher, wo sie den größten Staudamm Europas baute. Mit ihren Fällen um die Rechtsanwältin Dóra Guðmundsdóttir gehört die 48-Jährige zweifache Mutter laut Times in die „erste Riege nordischer Krimiautoren“. In ihrem neuen Krimi „Der Geisterfjord“ macht Dóra eine Pause, stattdessen ermittelt Polizistin Dagny: Wer hat den Kindergarten verwüstet und das Wort „Schmutzig“ an die Wände geschmiert – genau wie einst in einer Schule vor 60 Jahren? Was hat das mit dem Verschwinden des kleinen Benni zu tun? Und wer oder was treibt die drei jungen Leute in den Wahnsinn, die ein Haus in einem verlassenen Dorf renovieren wollen? Atmosphärisch dicht und rasend spannend. Yrsas Krimis, für die es oft Sinn für Übersinnliches braucht, sind in 30 Sprachen übersetzt. Jetzt erscheint auch ihr erstes Kinderbuch auf Deutsch: der Kinder-Krimi „Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz“.

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Yrsa Sigurðardóttir: Geisterfjord + Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (Fischer, 8.99 € und 12.95 €)

Auður Ava Ólafsdóttir
Am Morgen ihres Geburtstages kommt Lobbis Mutter nicht mehr nach Hause: Sie stirbt bei einem Autounfall. Der junge Mann, den mit seiner Mutter die Arbeit in ihrem fantastischen Garten verbunden hatte, verlässt den Vater und Bruder, um mit drei Rosenstöcken einen einst weltberühmten Klostergarten wieder zum Erblühen zu bringen. „Bilder sind Teil meines kulturellen Handgepäcks“, sagt die 53-jährige Kunsthistorikerin Auður Ava Ólafsdóttir, die von der Kritik für ihre „wunderschöne Romankunst“ gelobt wird. „Weiß ich, wann es Liebe ist“ (Originaltitel: „Der Ableger“) wurde mit dem Isländischen Frauenliteraturpreis ausgezeichnet. In ihrem dritten Roman schickt die Autorin ihren Protagonisten auch auf Sinnsuche in Sachen Männlichkeit: „Lobbi ist das Gegenteil eines Neo-Wikingers“, sagt Auður mit Blick auf die größenwahnsinnigen jungen Männer, die den isländischen Finanzcrash verursachten. Und so übernimmt der trauernde Sohn am Ende auch Verantwortung für seine bei einem One Night Stand gezeugte Tochter Flora – seinen „Ableger“.

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Auður Ava Ólafsdóttir: Weiß ich, wann es Liebe ist? (Suhrkamp, 13.95 €)

Kristín Steinsdóttir
Ihrem ersten Hering riss Kristín im Alter von acht Jahren den Kopf ab, quetschte die Eingeweide heraus und legte ihn sodann in eine große Tonne mit Salzlake ein. Selbstverständlich war das Tier da schon tot.Wenn die Heringsflotte von Seyðisfjörður einlief, mussten alle ran – auch die Kinder, auch mitten in der Nacht. Ohne Hering ging nichts in dem Städtchen am Fjord. „Leben im Fisch“ heißen folgerichtig die wunderbaren Hör-Episoden, die die 65-jährige preisgekrönte Kinderbuchautorin nun aus ihrer eigenen Kindheit erzählt. Zu Lesen gibt es aber auch etwas von der Vorsitzenden des isländischen Schriftstellerverbandes, die sechs Jahre lang in Göttingen studierte: Nach ihrem ersten Roman „Eigene Wege“, der 2009 auf Deutsch erschien, hat Kristín nun dem Leben ihrer Großmutter nachgespürt: Das Bauersmädchen Ljósa wird vom lebensfrohen Teenager zur manisch-depressiven Frau und von ihrer hilflosen Familie schließlich in eine „Narrenkiste“ gesperrt. „Im Schatten des Vogels“ wurde mit dem Isländischen Frauenliteraturpreis ausgezeichnet.

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K. Steinsdóttir: Leben im Fisch (supposé, 29.80 €) + Im Schatten des Vogels (C.H. Beck, 19.95 €)

Kristín Marja Baldursdóttir
„Gleichberechtigung war meine Vision, als ich mit dem Schreiben begann“, sagt Kristín Marja. Und so handelt ihr bekanntestes Werk „Die Eismalerin“ vom Aufbruch der Fischerstochter Karitas, die sich zwischen ihrer künstlerischen Begabung und ihren familiären Pflichten zerreibt. Sprachgewaltig und anrührend hatte die Tochter eines malenden Vaters und Mutter dreier Töchter über das Frauenleben im Island des 19. Jahrhunderts erzählt und Karitas’ Geschichte in „Die Farben der Insel“ fortgeschrieben. Im neuen Roman „Sterneneis“ von Kristín Marja, die vor ihrer Schriftsteller-Karriere als Grundschullehrerin und Journalistin gearbeitet hatte, begegnen sich zwei Frauengenerationen: Eine Frau in den Fünfzigern verbringt mit der 14-jährigen Tochter einer Freundin drei Tage in ihrem Sommerhaus. Wie beschäftigt man einen Teenager ohne PC, Handy oder Fernseher? Man erzählt sich Geschichten. Gemeinsam begeben sich die Frau und das Mädchen auf die Reise ins Reich der (nicht immer angenehmen) Erinnerungen und der Phantasie – und lernen eine Menge voneinander.

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Kristín Marja Baldursdóttir: Sterneneis (Krüger, 16.95 €)

Steinunn Sigurðardóttir
Sie ist die berühmteste unter den isländischen AutorInnen. „Der gute Liebhaber“ ist bereits ihr sechster Roman, der auf Deutsch erscheint. Gleich ihr erster, „Der Zeitdieb“, wurde in Frankreich mit Sandrine Bonnaire und Emanuelle Béart verfilmt. Ein „einzigartiges Buch einer einzigartigen Autorin“ schwärmte Le Monde über die Geschichte einer Lehrerin, die nach einer unglücklichen Affäre mit einem jüngeren Kollegen ihr Leid an der Liebe beschreibt. „Schlichtweg vollkommen“ sekundierte die Welt. Die Psychologie der Liebe – in ihrem preisgekrönten „Herzort“ auch die zwischen Mutter und Tochter – ist das zentrale Thema bei Steinunn Sigurðardóttir, 61, die nach ihrem Psychologie- und Philosophie-Stu dium in Dublin zunächst als Hörfunk- und Fernsehjournalistin arbeitete. „Der gute Liebhaber“ kehrt nach 17 Jahren in den USA zurück nach Reykjavik, um noch einmal um seine große Liebe zu werben. Wie immer bei Steinunn Sigurðardóttir wird die Sache kompliziert.

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Steinunn Sigurðardóttir: Der gute Liebhaber (Rowohlt, 17.95 €)

Auður Jónsdóttir
Wenn man die Enkelin des Literaturnobelpreisträgers Halldór Laxness ist, tritt man ein gewisses Erbe an. Auður scheint eine würdige Erbin zu sein: Gleich ihre erste Novelle, die sie im Alter von 25 Jahren schrieb, wurde für den isländischen Literaturpreis nominiert. Sechs Jahre später, im Jahr 2004, bekam sie ihn tatsächlich, für ihren Roman „Folkid i Kjallaranum“ (Die Leute aus dem Souterrain). Vielleicht hat die heute 38-Jährige ihr Talent fürs Geschichtenerzählen aber nicht nur vom Opa, dessen Leben sie als Kinderbuch herausbrachte, sondern auch von Mutter Guðný Halldórsdóttir geerbt: Die ist Regisseurin und Drehbuchautorin, einer ihrer Filme („Der Männerchor“) lief 1992 auch in deutschen Kinos. Jetzt ist erstmals ein Roman von Auður Jónsdóttir auf Deutsch erschienen: In „Jenseits des Meeres liegt die ganze Welt“ schickt sie Buchhändlerin Sunna auf die Suche nach ihrer verschwundenen Freundin Arndis. Sunna ahnt, dass ihre Suche in die Vergangenheit führt – und kommt schließlich einem Geheimnis in Arndis Leben auf die Spur.

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Auður Jónsdóttir: Jenseits des Meeres liegt die ganze Welt (btb, 19.99 €)

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