Steffi Jones übernimmt die Goldmädels

Silvia Neid und Steffi Jones (Foto: Imago/Eibner)
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Die eine geht überglücklich mit Gold, die andere kommt begeistert mit Elan. „Trendsetterin“ will sie sein und natürlich gleich den nächsten Sieg einfahren: "Wir wollen bei der Europameisterschaft im nächsten Jahr den Titel!" erklärte eine sichtlich gut gelaunte Steffi Jones heute strahlend bei ihrer Antritts-Pressekonferenz als neue Bundestrainerin.

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Steffi Jones hat gute Gründe für ihren Optimismus: Silvia Neid übergibt der 43-jährigen Ex-Nationalspielerin ein Team, das alle denkbaren Titel geholt hat, die meisten gleich mehrfach: Acht EM-Titel, zwei WM-Titel und jetzt auch noch die Goldmedaille bei Olympia. Silvia Neid, die anno 1989 noch das berühmt-berüchtigte Kaffeeservice als Siegesprämie für die erste gewonnene EM in Empfang nahm, war an allen (!) Titeln beteiligt: als Spielerin oder als (Co)Trainerin. Jetzt übergibt sie den Staffelstab an Steffi Jones, die offenbar schon mit den Fußballschuhen gescharrt hatte: „Ich freue mich, dass es endlich losgeht!“

Steffi Jones löst Grummeln in der Fußballwelt aus. Aber sie bleibt gelassen.

Ob die deutsche Nationalfrauschaft 2017 mal wieder die EM gewinnt oder nicht – eins ist schon jetzt eine kleine Sensation: Deutschland hat jetzt eine Nationaltrainerin, die nicht nur schwarz ist, sondern auch mit einer Frau verheiratet. Im Juni 2014 schloss die 43-jährige Jones mit ihrer Freundin Nicole Parma die Eingetragene Partnerschaft fürs Leben. „Ich weiß, dass ich den Rest meines Lebens mit ihr verbringen will“, erklärte Jones. Und offenbar war ihr Coming Out für den DFB kein Hindernis, die verdienstvolle Nationalspielerin zur neuen Bundestrainerin zu ernennen.

14 Jahre lang – von 1993 bis 2007 hatte Steffi Jones im Nationalteam gespielt und den spielerischen wie medialen Aufstieg des Frauenfußballs mit erkickt. Jones war durch die harte Fußball-Straßenschule gegangen. Mit vier begann die Tochter eines US-Soldaten und einer deutschen Mutter mit dem Kicken im rauen Frankfurt-Bonames. Ein Jahr zuvor hatte der Vater die Familie verlassen. In der Schule riefen die anderen Kinder ihr „Krullekopp“ hinterher. Im SV Bonames spielte Steffi nur mit Jungs - eine Mädchenmannschaft gab es anno 1976 noch nicht – und wurde hart im Nehmen und ziemlich schnell. Mit 19 kickte die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau in der Bundesliga, zwei Jahre später wurde sie in die Nationalmannschaft berufen. 2011 machte der DFB sie zur Chefin des Organisationskomitees der Frauenfußball-WM.

Trotzdem erhob sich in der Fußballwelt ein gewisses Grummeln, als die Ernennung von Jones zur neuen Bundestrainerin bekannt wurde. Jones sei zwar ausgebildete Fußballlehrerin, verfüge aber über keinerlei Trainingserfahrung, hieß es. Den Grummlern entgegnete die neue Bundestrainerin bei ihrer Pressekonferenz: „Ich weiß, wozu ich im Stande bin. Sonst hätte ich diese Aufgabe nicht übernommen." Und dann sagte sie: "Lasst uns einfach mal anfangen.“ In diesem Sinne: Anpfiff! 

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