Unsere mutigen Vordenkerinnen
Feministische Vordenkerinnen
Sie haben den Stamm gesetzt, aus dem bis heute Äste und Verästelungen treiben. EMMA stellt in einer Serie die großen Vordenkerinnen vor, die – wie allen voran Simone de Beauvoir mit „Das andere Geschlecht“ – den neuen Feminismus prägten.
Simone de Beauvoir (1908-1986)
Was ist eine Frau? fragte die Philosophin 1949 in ihrem bahnbrechenden Essay. Ihre Antwort lautete: Es ist ein weiblicher Mensch, der qua Biologie und Prägung, qua zugewiesener Rolle und Lebenserfahrung „anders“ geworden ist als der männliche Mensch. Der ist bis heute die Norm, sie „die Andere“. Im Westen brachen die neuen Feministinnen Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre auf – Beauvoir war ihr „Leuchtturm“ (Kate Millett). weiter
Betty Friedan (1921-2006)
Als erste entlarvte die Amerikanerin Betty Friedan 1963 den „Weiblichkeitswahn“: die dramatische Isolation und Leere der Frauen, die – nachdem die Männer in diversen Kriegen waren – zurückgedrängt wurden ins Haus. In Deutschland blieb es noch lange ruhig, während die Frauenaufstände in den Nachbarländern schon brodelten. weiter
Kate Millett (1934-2017)
Die amerikanische Schriftstellerin, Essayistin und Künstlerin Kate Millett (1934 – 2017) prägte mit ihrem 1970 erschienenen Buch „Sexual Politics“ (auf Deutsch: „Sexus und Herrschaft“, 1971) den zentralen Begriff des Neuen Feminismus: die Sexualpolitik. Der Begriff benennt den harten Kern des Patriarchats: die Ausübung von Macht durch Sexualität. Milletts Buch, ursprünglich die Doktorarbeit der Literaturwissenschaftlerin, war im gesamten Westen ein Paukenschlag. weiter
Mary Jane Sherfey (1919-1983)
Mary Jane Sherfey war eine amerikanische Psychiaterin und Forscherin in New York. Ihr 1972 erschienenes Buch „The Nature and Evolution of Female Sexuality“ (deutsch „Die Potenz der Frau“, 1974) sattelte auf der fortschrittlichen Sexualwissenschaft auf und ging weit darüber hinaus. These: Die sexuelle Potenz der Frau ist der des Mannes weit überlegen – und wurde genau darum im Patriarchat unterdrückt. In Zeiten, als der „vaginale Orgasmus“ Doktrin war, war Sherfeys Veröffentlichung eine Sensation. weiter
Phyllis Chesler (*1940)
Die heute 83-jährige Psychologin, Frauenforscherin und Mutter eines Sohnes lehrte an der City University New York und veröffentlichte 1974 „Women and Madness“, ein Grundlagentext, der PsychologInnen und Feministinnen der ganzen westlichen Welt prägte. Wahnsinn als Verweigerung der Frauenrolle. Psychotherapie und Psychiatrie als letzte und infernale Stationen zur Anpassung der aus der Rolle ausbrechenden Frauen. Der Blick auf den „Wahnsinn“ von Frauen veränderte sich. Waren die Kriterien für Wahnsinn Instrumente der Unterdrückung von Frauen im Patriarchat? weiter
Alice Schwarzer (*1943)
In „Frauenarbeit – Frauenbefreiung“ analysierte Alice Schwarzer 1973 das Verhältnis der gratis Haus- und Erziehungsarbeit zur entlohnten Erwerbsarbeit. In den Gesprächen mit den 16 exemplarischen Frauen (Protokollen) – von der Fließbandarbeiterin bis zur Jung-Filmerin, von der Feinmechanikerin bis zur Friseurin und Striptease-Tänzerin – stellte sich heraus, dass alle Frauen eigentlich nur „zu Gast“ in ihrem Beruf waren – und ihre zentrale Identität in ihren Aufgaben als Ehefrau und Mutter lag. weiter