Färberböck: „Ich war fassungslos über die Häme!“

Nina Hoss in dem Film "Anonyma" von Max Färberböck.
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EMMA Sie haben sich über die Kritiken zu Ihrem Film „Anonyma“ geärgert. Worüber genau?
Max Färberböck Das war kein Ärger, sondern pure Fassungslosigkeit. Manche Leute waren über so viel Häme und Hass ebenso fassungslos wie das Publikum und auch ich. Hans Magnus Enzensberger zum Beispiel schrieb mir einen sehr harten, eigentlich zur Veröffentlichung bestimmten Brief, in dem er seinem Ärger Luft machte. Der Regisseur Dominik Graf sprach im Zusammenhang mit der Rezeption von einem „Verwischen aller Kriterien“. Internationale Kritiker riefen mich an, weil sie einen völlig anderen Film erwarteten. In meiner Umgebung tauchten im Hinblick auf die Kritiken immer wieder Worte wie „absichtsvolle Entstellung“ und „an den Haaren herbeigezogene Argumente“ auf. Das, was da passierte, hinterlässt einfach einen schlechten Geschmack. Zumal, und das ist das eigentlich Interessante, über 80 Prozent der deutschen Kritiken gut waren. Das heißt, dass einige Leitmedien alles, was ansonsten gedruckt und geschrieben wurde, verdrängen können. In der Gesamtwahrnehmung galt „Anonyma“ dann als verrissen, obwohl das nicht der Wahrheit entspricht.  

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Könnte das am Thema des Films gelegen haben?
Wenn man einen Film über ein historisch so tabuisiertes Thema macht, dann weiß man natürlich, dass man polarisiert. Aber in diesen Verrissen wurde weder inhaltlich, politisch oder zeitgeschichtlich diskutiert. Stattdessen hat man sich darauf spezialisiert, dem Film eine „Fernseh-Ästhetik“ unterzuschieben. Ein Nicht-Argument, das nirgendwo in der internationalen Presse das geringste Echo fand. Sowohl die New York Times oder der Guardian haben sich trotz dieser deutschen Kriegserklärung vor den Film gestellt. Sie haben sich eben weniger mit erfundener Fernseh-Ästhetik, sondern mit dem totalen Ausgeliefertsein der Frauen, dem verständlichen Hass der Russen, den diffizilen Annäherungen, schlicht der ungeheuren Ambivalenz dieser Zeit beschäftigt. Und ihn in sehr einfachen Worten begeistert beschrieben. Einige deutsche Kritiker haben sich dagegen auf die sogenannte Amphibien-Diskussion gestürzt; also die Frage, ob Constantin den Film als Kino- und Fernsehfilm produzieren wollte. Darüber hat man tunlichst vermieden, sich mit dem Inhalt des Films zu beschäftigen. Die politische und inhaltliche Brisanz des Films wurde verdeckt mit der Frage: Ist das Fernseh-Ästhetik oder nicht? Diese Frage hat im Ausland, wie gesagt, keinen Menschen interessiert.
 
Die erste Verriss in Deutschland erschien in der Süddeutschen, nachdem „Anonyma“ auf dem Filmfestival in Toronto Premiere gehabt hatte. Die Rezensentin befasste sich ausschließlich mit den Kulissen.
Dabei war der Film anderthalb Stunden nach seiner ersten Vorführung für alle weiteren Vorstellungen ausverkauft. Es wäre schön gewesen, wenn diese Kritikerin dabei gewesen wäre, als Hunderte von Leuten, auch Kritiker, nach Filmende sitzen blieben und über den Film diskutierten. Davon stand leider nichts in der Presse.

Der Guardian dagegen schrieb: „Endlich werden die alten Frauen jetzt mit ihren Familien darüber sprechen können.“
Genau das ist auch passiert. Wir haben immer wieder Rückmeldung von Frauen bekommen, die schrieben, dass das Thema in ihrer Familie jetzt auf dem Tisch ist. Auch bei Kirchengemeinden haben sich Frauen gemeldet, vor allem in der ehemaligen DDR. Dennoch sind nicht genügend Menschen in den Film gegangen, denn die Barriere, sich im Kino einen Film über Vergewaltigungen anzuschauen, ist einfach zu hoch. Die Zuschauer waren ganz überwiegend Frauen. Die Männer, die ihn sich angeschaut haben, sind von ihren Frauen unter großen Mühen hineingeschleppt worden.

Wie war die Begegnung zwischen den russischen und den deutschen SchauspielerInnen am Set?
Sie haben - mit Hilfe der zwei Dolmetscherinnen - in den Drehpausen und in der Maske natürlich auch über das Thema gesprochen. Die Russen waren zunächst dem Projekt gegenüber sehr skeptisch. Während des Castings in Moskau und St. Petersburg hatte es dramatische Szenen gegeben. Da habe ich Riesenkerlen gegenüber gesessen, die geweint haben, weil sie im Krieg ihre Großeltern oder andere Familienmitglieder verloren haben. Das war nach den ersten Diskussionen über das Drehbuch ausgestanden. Allerdings ist der Film bis heute noch nicht nach Russland verkauft worden. Er wird offenbar als Kritik am Großen Vaterländischen Krieg angesehen.  

Dabei sind in „Anonyma“ auch die Verbrechen der deutschen Wehrmacht in Russland Thema.
Ja. Und das Auseinanderbrechen der deutschen Ehen, weil es extrem schwer ist, mit Vergewaltigung umzugehen.

Haben nach Ihrer Kenntnis die Medien in Deutschland die Gelegenheit genutzt, mit alten Frauen über das Erlebte zu sprechen.   
Das haben sie leider nicht getan. Das Thema wurde gewissermaßen erneut tabuisiert. Aber das Leben ist glücklicherweise durch Filmkritiken nicht aufzuhalten: Es sind nach dem Film viele Frauen an Orte gegangen, an denen sie reden können. Das jedenfalls hat der Film erreicht.

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Das vererbte Trauma

Szene aus "Anonyma", dem Film über die im Krieg vergewaltigten Frauen.
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An Weihnachten 2009 machte Gerda Olschewski (Name geändert) ihrer Tochter und ihren beiden Enkelkindern ein ganz besonderes Geschenk: Sie überreichte ihnen einen Stapel Papier. Es waren elf Texte, die sie selbst geschrieben hatte. In sieben davon schilderte die 82-Jährige ihre Lebensstationen: von ihrer Kindheit in Schlesien bis hin zu ihrem Lebensabend in einem betreuten Wohnprojekt in Brandenburg. In zwei weiteren Texten aber stand etwas Schockierendes. Etwas, über das Gerda in all den Jahren noch nie gesprochen hatte: Sie war als 17-jähriges Mädchen kurz vor ihrer Flucht nach Westen von einem russischen Soldaten vergewaltigt worden.

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Davon hatten weder Tochter noch ­Enkelkinder etwas gewusst. Und dennoch hatte es nicht nur das Leben ihrer Mutter, sondern auch ihr eigenes geprägt. Endlich begriff Tochter Brigitte: Warum ihre Mutter immer ein angespanntes Verhältnis zum Vater gehabt hatte. Dass es nicht an ihr gelegen hatte, wenn die Mutter manchmal so unterkühlt gewesen war. Und: Warum sich ihre Mutter noch im Rentenalter von ihrem Mann hatte scheiden lassen. Heftige Kräche hatte es über diesen späten Schritt gegeben, der der Tochter völlig unverständlich gewesen war. Jetzt, nachdem sie die Berichte gelesen hatten, konnten sie anfangen, über all das zu sprechen. Endlich.

Gerda Olschewski ist nicht die einzige Frau, die an ihrem Lebensabend doch noch offenbart, was ihr jahrzehntelang das Leben und die Liebe schwermachte. Ganz wie sie versuchen rund 50 weitere Teilnehmerinnen des Projekts „Lebenstagebuch“, ihr Lebenstrauma zu verarbeiten: Diese Verletzung von Körper und Seele, die ­Sexualität mit Angst verknüpft und das Urvertrauen in andere Menschen bricht.

Ehen, Beziehungen, auch die zu den eigenen Kindern, und Selbstbewusstsein sind schwierig unter solchen Voraussetzungen. „Das Erlebnis der Vergewaltigung zieht sich durch das ganze Leben unserer Patientinnen“, weiß Psychologin Maria Böttche. Viele der Frauen leiden bis heute unter Depressionen, Alpträumen oder sogenannten Flashbacks, also dem Wiedererleben der Tat, die genauso überfallartig in den Kopf schießt wie ­damals die Soldaten die Luftschutzkeller auf der Suche nach „Kriegsbeute“ stürmten.

Aber die Frauen, die damals Opfer dieser Soldaten wurden, sind nicht die einzigen Betroffenen. „Das Trauma der Vergewaltigungen am Ende des Zweiten Weltkriegs setzt sich über mindestens zwei Generationen weiter fort. Ich erlebe, dass noch die Enkel heute Probleme haben, weil ihre Großmutter nie über ihre schrecklichen Erlebnisse hat sprechen können.“

Weil Psychologin Böttche und ihre KollegInnen vom Berliner Behandlungszentrum für Folteropfer (bzfo) die zerstörerischen Folgen der Verdrängung kennen, haben sie gemeinsam mit der Uniklinik Greifswald das Projekt „Lebenstagebuch“ ins Leben gerufen (EMMA berichtete in der Ausgabe 6/08).

An der Greifswalder Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie interessiert sich Philipp Kuwert als einer der wenigen Wissenschaftler in Deutschland für die psychischen und physischen Folgen des Kriegsverbrechens, das 60 Jahre lang ­beschwiegen wurde, obwohl es Millionen deutschen Frauen 1945 widerfuhr. Kuwert wollte wissen: Welche Auswirkungen hat das Trauma von damals bis heute?

Also sorgt der Mediziner, der mit seinen 40 Jahren der Enkelgeneration der Betroffenen angehört, nicht nur für die wissenschaftliche Auswertung des Berliner „Lebens­tagebuch“-Projekts, sondern startete eine weitere Untersuchung: „Sexualisierte Kriegsgewalt im II. Weltkrieg“. 36 Frauen, die bei Kriegsende einer oder mehrerer Vergewaltigungen zum Opfer fielen, wurden von Kuwert und seinem Team befragt. Viele sind das nicht, angesichts der Millionen, denen „es“ passiert ist. „Viele Betroffe­ne sind schon tot oder aufgrund von Demenz nicht mehr in der Lage zu erzählen“, bedauert der Arzt. „Und ein Teil derer, die noch leben, sagt: ‚Dieses Fass mache ich jetzt nicht mehr auf!‘“

Aber es gibt auch diejenigen, die genau das am Ende ihres Lebens wollen: Den ­Deckel abheben und sich anschauen, was sie verdrängt haben – und wie es ihr Leben ­beeinflusst hat. Diese Frauen meldeten sich auf den Aufruf, den Kuwert im Oktober 2008, pünktlich zum Filmstart von „Anonyma“ an die Presse gab: „Wenn am Donnerstag in den Kinos ‚Anonyma – eine Frau in Berlin‘ anläuft, werden sich viele Frauen an ihre schrecklichen Erlebnisse zu Ende des 2. Weltkriegs erinnern. Frauen, die in den letzten Kriegstagen und unmittelbar danach vergewaltigt wurden, leiden oft bis heute an den traumatischen Folgen der Erlebnisse. Vielen ist nicht einmal ­bewusst, dass ihre Psyche bis heute leidet und manch quälende Erkrankung dort ihre Wurzeln hat.“

Eineinhalb Jahre später kennt der Wissenschaftler Zahlen: Jede der Frauen wurde durchschnittlich 17 mal vergewaltigt. „Das ist aber eben nur der Durchschnitt. Eine Frau zum Beispiel fiel ihren Vergewaltigern 70 mal zum Opfer.“ Die jüngste Verge­waltigte war sieben Jahre alt. Jede dritte Frau leidet bis heute unter den Symptomen der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) wie Depressionen, Alpträumen oder Übererregung, die sich als Herzrasen, Zittern oder Schlafstörung zeigt.

„Dabei können wir davon ausgehen, dass wir es hier mit den stabilsten Frauen der Opfergruppe zu tun haben“, erklärt Kuwert. Denn: „Schwer traumatisierte Menschen haben eine geringere Lebenserwartung als andere.“ Sie neigen zum Beispiel eher zum Alkohol- oder Tablettenmissbrauch oder leiden an Herzkrankheiten, denn das durch ständige Übererregung ausgeschüttete Adrenalin schädigt das Herz. Kuwert folgert: „Diejenigen, die heute noch willens und in der Lage sind, über die Kriegsvergewaltigungen zu sprechen, sind die, die das Trauma vergleichsweise gut verarbeitet haben.“

Aber auch diese Frauen berichteten den Interviewern von starken Symptomen. Und sie erzählen „durchgängig von einer lebenslang schwierigen Sexualität“. „In wenigen Tagen werde ich 82 Jahre alt, war also zur Zeit des Einmarsches der Roten Armee in Berlin 18 Jahre alt“, schreibt eine spätere Teilnehmerin der Studie. „Ich war noch unberührt, als ich vergewaltigt wurde. Ich habe zwar später geheiratet und drei Söhne geboren, aber ich glaube, dass mein Sexualleben keinen normalen Verlauf genommen hat. Ich finde es gut, dass man versucht, diese bisher unter den Teppich gekehrten Tatsachen aufzuarbeiten.“

Traurige Tatsachen, die auch Psychologin Böttche aus den Lebenstagebüchern ihrer Patientinnen kennt. „Die Sexualität der Frauen ist mit Scham und Angst ­besetzt“, berichtet die Psychologin. „Viele Frauen schreiben, dass sie ‚lange keinen Mann wollten‘ oder nur geheiratet haben, weil sie sich Kinder wünschten.“

Das erzkonservative Familienbild der 50er tat sein übriges. Eine unverheiratete Frau: Ein Flittchen. Oder eine Lesbe? ­Jedenfalls ein Ding der Unmöglichkeit. Am Ende stehen „viele Scheidungen“, weiß Psychologin Böttche.

Das wundert weder Psychologin Böttche noch Psychiater Kuwert. Überrascht waren beide allerdings davon, dass sich nicht nur Frauen bei ihnen meldeten, die die Kriegsvergewaltigungen erlebt hatten, sondern viel öfter noch deren Töchter – und manchmal auch die Söhne.

„Meine inzwischen 87-jährige verwitwete Mutter hat während ihrer Flucht aus Pommern 1945 zweimal Vergewaltigungen durch russische Soldaten über sich ­ergehen lassen müssen. Diese ­schreck­lichen Erlebnisse haben sie selbst sowie ihre Ehe und ihre Beziehungen zu uns Kindern zeitlebens belastet“, schreibt eine Tochter. „Leider waren meine Eltern nicht in der Lage, das Geschehene durch offene Gespräche untereinander oder gar mit therapeutischer Hilfe zu verarbeiten.“

Und eine Schwiegertochter berichtet über ihre in Schlesien geborene Schwiegermutter: „In dieser für sie furchtbaren Zeit wurde aus der lebensbejahenden jungen Frau durch die Vergewaltigung durch russische Soldaten eine für ihr ganzes Leben gekennzeichnete Frau. Sie war ständig psychosomatisch krank, wurde tablettenabhängig, viele depressive Schübe belasteten die Partnerschaft und das familiäre Zusammenleben. Eine liebevolle ­Zuwen­dung zum Ehemann und die damit verbundene Sexualität fiel ihr sehr schwer, auch das Verhältnis zu den Kindern bestand in der Hauptsache aus der sich gehörenden Versorgung, aber eine innige liebevolle, über Körperkontakt zugewandte Annäherung an die beiden Kinder war ihr nur sehr schwer möglich.“

Es sind nun diese Kinder der ­Kriegs­generation, die an die Türen der Therapeu­tInnen klopfen und von eigenen Symptomatiken berichten. „Wir haben viele Anfragen von Töchtern, die ihrerseits große Probleme mit ihren Beziehungen haben“, erzählt Maria Böttche. „Häufig können sie keine Nähe zulassen, weil sie sie zwischen den Eltern nicht erlebt, aber auch von der traumatisierten Mutter nicht bekommen haben. Und oft haben sie sich als Kind selbst die Schuld daran gegeben, wenn die Mutter kühl war.“

„Gefreezed“ lautet der Fachbegriff für die nach einem Trauma „eingefrorene“ Seele, die, gerade wenn der Mantel des Schweigens über das Grauen gelegt wird, so manches Mal nie wieder auftaut. Resultat: Eine „massive Selbstwertproblematik“ auch bei den Töchtern. „Bei mir melden sich auch Töchter, bei denen sich Zwangshandlungen ausgebildet haben“, sagt Psychologin Böttche. Wie die Frau, die ihr schrieb: „Ich hole mir Halt und Schutz, indem ich mir den ganzen Tag die Hände wasche.“

Vielen dieser Töchter wird langsam klar, dass sie das Erbe ihrer traumatisierten und zum Schweigen verdammten Mütter angetreten haben. „Und diese Töchter fragen: ‚Warum gibt es so ein Therapie-Projekt nicht auch für uns? Wir geben das doch auch wieder an unsere Kinder weiter!‘“

Angesichts des Ansturms denken die ExpertInnen darüber nach, das „Lebenstagebuch“ auch auf die zweite Generation auszuweiten. Bis es soweit ist, vermittelt Böttche die Töchter an spezialisierte Trauma-TherapeutInnen.

Und sie versucht, das Schweigen zu brechen, das jahrzehntelang in den Familien herrschte. „Etwa die Hälfte der alten Frauen, die beim Lebenstagebuch mitmachen, offenbaren sich anschließend ihren Familien“, erzählt die Psychologin. So wie Gerda Olschewski, in deren Familie jetzt gesprochen wird.

Aber auch denjenigen, die ihre Texte und die Antworten der Psychologin ­darauf lieber für sich behalten, geht es besser. „Ich habe den großen Zusammenhang in meiner Lebensgeschichte erkannt, den roten Faden. Und das ist mir sehr wichtig. Meine Ängste sind deutlich ­zurückgegangen und die Attacken auch kürzer“, schreibt eine Teilnehmerin. Eine andere berichtet: „Ich habe deutlich mehr Respekt vor meinem Leben (vor allem auch Kindheit) erhalten und obendrein Selbstwert gewonnen. Vielleicht der ­Anfang für das Ende meiner ‚Probleme‘ (Schreckhaftigkeit, Bindungsängste, Menschenängste)?“

Nach dem ersten Projekt-Jahr steht fest: „Die Symptome wie Übererregung oder Depression gehen signifikant zurück. Einige Patientinnen fangen noch mal ein neues Hobby an oder engagieren sich ­ehren­amtlich, weil sie aus ihrer Starre ­ausbrechen“, freut sich Maria Böttche ebenso wie „über den Fakt, dass eine Therapie 65 Jahre nach dem Trauma immer noch wirksam ist und zu Erfolgen führt“.

Die letzten zwei der insgesamt elf Texte schreiben die Teilnehmerinnen des Lebens­tagebuchs am Ende an sich selbst, an das Mädchen von damals, das nach dem Willen der alten Frau heute nun nicht mehr länger zum Schweigen verdammt sein soll. „Ich würde ihr immer meine Hilfe anbieten und versuchen, sie zu beschützen, solange sie es möchte“, versichert die heute 78-jährige Herta der damals 13-jährigen. Und das Wichtigste: „Vor allem darüber sprechen, denn ­geteiltes Leid ist halbes Leid.“

Das Projekt Lebenstagebuch bietet auch weiterhin Plätze zur Behandlung an. - www.lebenstagebuch.de oder Behandlungszentrum für Folteropfer, Turmstr. 21, 10559 Berlin.

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