Rihannas Message an die Mädchen

Artikel teilen

Bis zum 8. Februar 2009 war Robyn Rihanna Fenty, kurz: ­Rihanna, einfach ein junger Star am Pophimmel. Sie fiel auf durch ihre tiefe, soulige Stimme, einen rasanten Haarschnitt und Hits wie „Umbrella“ oder „Rehab“, die ihr mehrfaches Platin einbrachten. Sie machte Schlagzeilen mit ihrer neuen Haarfarbe oder einem neuen MTV Award und sandte Millionen weiblichen Fans in aller Welt die bekannte Doppelbotschaft: dass großer Erfolg und knappe Kleidchen für Frauen im Musikbusiness irgendwie zusammengehören.

Anzeige

Jetzt hat Rihanna eine neue Message für die Mädchen. Die lautet: Bleibt niemals mit einem Jungen zusammen, der euch schlägt!

Beinahe hätte die 21-Jährige genau diesen Fehler begangen und sich mit ihrem Ex-Freund, dem Sänger Chris Brown, versöhnt. Der 19-Jährige hatte Rihanna in der Nacht zum 9. Februar 2009 nach einer Party mit dem Kopf gegen die Windschutzscheibe seines Lamborghini geknallt, sie mehrfach ins Gesicht geschlagen, ihr in Ohren und Finger gebissen und sie so lange umklammert, bis sie das Bewusstsein verlor.

Es war der Vorabend der Grammy-Verleihung in Los Angeles, Brown war (nur) in einer Kategorie nominiert, seine Freundin Rihanna jedoch in sechs. „Es war die Nacht vor dem größten Auftritt meines Lebens“, sagt die Musikerin. Aus dem Auftritt wurde nichts.

Den Grund für Rihannas Absage konnten die verwunderten Fans wenige Tage später mit eigenen Augen sehen: Ein Polizeifoto zeigte in aller Krassheit das von Chris Brown zertrümmerte Gesicht. Das Foto ging um die Welt, Magazine von Bravo Girl bis Spiegel druckten den schockierenden Beweis dafür, dass die so ­genannte ­Häus­liche Gewalt keine Schicht- oder Altersfrage ist.

„Es ist mir passiert – es kann jeder passieren“, erklärte Rihanna. Und weil sie das verstanden hat, sorgte sie dafür, dass die Schlagzeilen über ihre ­angebliche Versöhnung mit Chris Brown schnell wieder verschwanden: Sie trennte sich endgültig. Ihr Kommentar: „Ich habe begriffen, dass meine Entscheidung ein schlechtes Beispiel für andere Mädchen sein würde – und dass diese Mädchen ­womöglich umgebracht werden könnten.“

Rihanna forderte, das „große Geheimnis um die Häusliche Gewalt, über die wir Frauen nicht reden, weil es uns so ­beschämt“, zu beenden. Rihanna redet. Zum Beispiel über ihren crackabhängigen Vater Ronald, der in ihrer Heimat ­Bar­bados ihre Mutter verprügelte. Die Eltern trennten sich, als Rihanna neun war. Die Tochter spricht heute über die „psycho­logische Verwirrung“, die entsteht, wenn man „jemanden liebt, der gleichzeitig ein Misshandler ist“.

Misshandler Chris Brown ist von einem Gericht zu fünf Jahren Gefängnis auf ­Bewährung, 1.400 Stunden gemeinnütziger Arbeit, und einem Anti-Gewalt-Kurs verurteilt worden. Außerdem sprang sein Sponsor Wrigley ab. „Ich hoffe, dass junge Männer daraus lernen“, sagt Rihanna, die für ihre neuen Botschaften vom Magazin Glamour zur „Woman of the Year“ gekürt wurde. „Alle konzentrieren sich beim Thema Häusliche Gewalt auf die Frauen, aber die sind ja nicht das Problem. Das Problem sind die Männer.“

CD von Rhianna: Rated R (Def Jam Recordings)

Weiterlesen
Dossier Männergewalt (1/10)
 

Artikel teilen
 
Zur Startseite