Lieber ohne Burkini!

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Die Soziologin Barbara Schaeffer-Hegel war als Professorin und Frauenforscherin das Kämpfen gewohnt, zuletzt an der TU Berlin. Die Emeritierung gibt der Mutter von vier Kindern und sieben Enkeln noch mehr Freiheiten. Zum Beispiel die Freiheit, in dem von ihr mitbetriebenen Verein "LieberLesen", der geflüchteten Mädchen das Lesen beibringt, konsequent zu sein. Vor zwei Jahren hatte der Berliner Verein begonnen, für eine Gruppe von Musliminnen Schwimmunterricht zu organisieren. Im Badeanzug! Dazu redeten sie zunächst mit den Eltern und ließen eine Syrerin darüber aufklären, dass der Burkini nichts mit dem Koran zu tun hatte und alles mit über 3.000 Jahren Patriarchat. Alle Eltern unterschrieben, dass ihre Töchter im Einteiler schwimmen durften. Sodann beruhigten sie die Mädchen, wenn auch Jungen im Schwimmbad waren. Inzwischen haben alle Mädchen das Seepferdchen. Und das ist erst der Anfang. Hier erklärt sie, wieso.

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Wie weit wollen wir es noch treiben mit der „Unterwerfung“?! Im Tagesspiegel ist nicht nur zu lesen, dass Burkinis in Berliner Bäderbetrieben und Berliner Schulen erlaubt sind, sondern dass ein Gymnasium in Nordrhein-Westfalen diese Ganzkörperschwimmbekleidung sogar finanziert und dass unsere Familienministerin, unsere Bildungssenatorin wie auch das Bundesverwaltungsgericht nichts dagegen haben, wenn Mädchen, egal welchen Alters, mit einer Masse von Stoff auf ihrem Körper ins Schwimmbad steigen. „Hauptsache, sie lernen Schwimmen!“

Alle Mädchen haben Schwimmunterricht erhalten. Alle Mädchen haben das Seepferdchen gemacht.

Es geht offenbar nicht mehr darum, ob wir es Menschen, die aus einer fremden Kultur Hilfe und Unterkunft bei uns suchen, erlauben, ihre frauenfeindlichen Gewohnheiten öffentlich im Alltag zu praktizieren – es geht inzwischen offenbar nur noch darum, wer diese Absurdität finanziert. Die Schule oder das Sozialamt?

Ich weiß, wovon ich rede. Seit zweieinhalb Jahren arbeite ich im Rahmen des Vereins LieberLesen e. V. mit muslimischen Mädchen, die seit 2015 in einer Flüchtlingsunterkunft in einer hochgradig repressiven Parallelgesellschaft leben. Vor zwei Jahren hatten wir die Mittel eingeworben, um einer Gruppe von Mädchen Schwimmunterricht erteilen zu können. Unsere Position war eindeutig: Schwimmunterricht nur im normalen einteiligen Badeanzug. Den würde der Verein den Mädchen spendieren. Vor Beginn des Schwimmunterrichts wurden die Eltern zusammengerufen, das Foto einer 13-jährigen Altersgenossin im schwarzen Badeanzug hing im Großformat an der Wand; eine Kollegin aus Syrien half beim Übersetzen und Argumentieren: darüber, wie wichtig Schwimmen gerade für Mädchen ist; darüber, dass die Art der Badebekleidung weder von Mohammed noch im Koran vorgeschrieben ist; darüber, dass Verhüllungsvorschriften für Frauen nicht religiös fundiert sind und auch nicht vom Islam eingeführt wurden, sondern 2000 Jahre vor dem Erscheinen von Mohammed zur Zementierung einer patriarchalen Männerherrschaft im Orient erfunden wurden, um Frauen unsichtbar, unbeweglich und schwach zu machen.

Wir haben den Eltern klargemacht, dass ihre Töchter nur dann am Schwimmunterricht teilnehmen dürfen, wenn sie, die Eltern, unterschreiben, dass sie mit dem Tragen eines normalen einteiligen Badeanzugs einverstanden sind. Alle Eltern haben unterschrieben; alle Mädchen haben Schwimmunterricht erhalten, alle Mädchen haben sich nach anfänglichen Schwierigkeiten daran gewöhnt, dass in der Schwimmhalle auch Jungen zugegen sind, alle Mädchen haben das Seepferdchen und das Bronzeabzeichen gemacht, alle Mädchen sind wilde Wasserratten geworden und scheren sich nicht darum, was sie anhaben und wer in der weiteren Umgebung des Schwimmbades anwesend ist. Warum können unsere verantwortlichen Instanzen – Politik, Verwaltungen, Schulen – nicht den Mumm aufbringen, bei uns herrschende Regeln und Selbstverständlichkeiten von den Menschen zu verlangen, die bei uns Schutz suchen, und die wir ernähren.

Politische Entschlossenheit, mehr und intensivere pädagogische Anstrengung und vor allem Kommunikation mit den Eltern wären allerdings notwendig. Denn sobald unseren ausländischen Zuwanderern eindeutig klargemacht wird, welche Regeln bei uns gelten und eingehalten werden müssen, auch im Verkehr, in Fragen der Pünktlichkeit und im Umgang von Männern mit weiblichen Autoritäten, sobald ihnen unmissverständlich unter Androhung von spürbaren Nachteilen (Kürzungen der Sozialunterstützung, zeitweiliger Schulverweis, Entzug des Aufenthaltsrechtes) klargemacht wird, was die Bedingungen dafür sind, dass sie in unserer Gesellschaft mit ihren vielen Vergünstigungen leben dürfen, werden sie sich ohne Probleme daran halten. Dies jedenfalls ist eine Erfahrung, die wir vom Verein LieberLesen immer wieder gemacht haben.

Politische Entschlossenheit und noch mehr Kommunikation mit den Eltern wäre notwendig.

Eine windelweiche Laissez-faire-Politik wird keinesfalls zur Integration der Zuwanderer führen, sondern, vor allem in folgenden Generationen, zur Entwicklung einer gigantischen Parallelgesellschaft, die uns nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ Schlimmes bringen wird. Solange die deutsche Politik nicht in der Lage ist, unsere gesellschaftlichen Normen auch bei den Zuwanderern durchzusetzen – nicht einmal bereit ist, das Kopftuchverbot für Kinder, eine Forderung der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes, in ihre politischen Programme aufzunehmen –, so lange werden wir den Rechtspopulismus, die AfD, nicht los. Angesichts der bisherigen Wischiwaschi-Integrationspolitik der Parteien und der Regierungen werden uns die rechten Ränder in nicht allzu ferner Zukunft politisch an die Wand drücken. Im weitreichenden Netzwerk unseres Vereins, meinem beruflichen Umfeld und großen Bekanntenkreis gibt es unzählige Menschen, die sich mit viel persönlichem Einsatz um Flüchtlinge kümmern, die aber entsetzt sind über eine Politik, die nur über Zahlen streitet und keinerlei Mut, Entschlossenheit und Sensibilität aufbringt, um durch entsprechende Konzepte, Richtlinien und Verhaltensanforderungen für Zuwanderer Ansätze für eine wirksame soziale Integration in die Wege zu leiten.

Prof. Dr. Barbara Schaeffer-Hegel

Hier geht es zur Petition "Nur so kann Integration gelingen"

Im Netz
www.lieber-lesen.org

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"Flagge des politischen Islams!"

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Vor zwanzig Jahren kam ein Kleidungsstück auf den Markt, das es muslimischen Frauen ermöglichen sollte, schwimmen zu gehen, ohne die eigene „Aura“ zu beschädigen. Der Scharia-konforme Badeanzug, verniedlichend als „Burkini“ vermarktet, ist eine Art zweiteiliges Ganzkörperkondom, das bis auf Hände, Füße und Gesicht den weiblichen Körper weit umhüllt, so dass dessen Konturen nicht mehr zu erkennen sind. Damit soll nach islamischer Vorstellung die „Aura“, sprich der Schambereich des Menschen, vor fremden Blicken geschützt werden.

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Eigentlich hat die Frau im Schwimmbad nichts zu suchen. 

Bei Frauen ist dies der ganze Körper, bei Männern der Bereich vom Bauchnabel bis zu den Knien. Deshalb sieht man in Schwimmbädern die muslimischen Jungs auch nur in übergroßen Badeshorts. Für das Kopftuch wie für die Badeburka gibt es - das sollte inzwischen hinlänglich bekannt sein - keinerlei religiöse Begründung. Sie gehen ausschließlich auf die islamische Tradition der Männerherrschaft zurück und dienen dem politischen Islam als Flagge.

Eigentlich hat nach den Vorstellungen konservativer Gläubiger die Frau im Schwimmbad gar nichts zu suchen. Auf einer islamistischen Website mit dem Titel „Islamfatwa“ und dem Slogan „Islam gegen Extremismus“ wird denn auch gleich gedroht: „Frauen, welche die Grenzen der Scharia überschreiten, bringen Leid und Korruption über sich und andere.“ Besser wäre es, sie blieben zu Hause, heißt es, denn „Mädchen (die nicht verheiratet sind) leiden unter zu viel Freizeit und versuchen mit allen Mitteln die Zeit totzuschlagen, etwa mit dem Besuch solcher Schwimmanlagen. Es ist Pflicht für jeden Muslim, Allah zu fürchten, die Aura der muslimischen Frauen zu schützen und möglichst schnell etwas zu unternehmen, damit diese Schwimmanlagen schließen.“

Die islamische Ordnung sieht sich nämlich doppelt bedroht, schrieb die verstorbene marokkanische Soziologin Fatima Mernissi: „Von außen durch die Ungläubigen und von innen durch die Frauen“. Der Islam „bekämpft nicht die Sexualität - zum Beispiel mittels Körperbeherrschung -, sondern die Frau… Diese ist ‚fitna‘, die Inkarnation des Unbeherrschbaren“.

Ein Gymnasium im nordrhein-westfälischen Herne hat kürzlich „Burkinis“ angeschafft, damit muslimische Schülerinnen sich am Schwimmunterricht beteiligen. Die Berliner Familienministerin Franziska Giffey (SPD) meinte dazu, das „Wohl der Kinder“ - also: schwimmen zu lernen - sei wichtiger als Kleidervorschriften. Und äußerte „pragmatisches“ Verständnis. Kann aber eine körperliche Einschränkung und die Stigmatisierung als Sexualobjekt zum „Wohl“ eines Kindes geschehen? Meiner Ansicht nach handelt es sich dabei um Kindsmissbrauch.

Auch wenn die Äußerung inzwischen relativiert wurde - die Toleranz einer Ministerin gegenüber religiös verbrämten Ansprüchen ist nicht untypisch für eine in linken und vermeintlich liberalen Kreisen geübte Nachsicht mit dem politischen Islam. Eine links-grüne Bewegung gegen islamischen Sexismus hingegen ist mir nicht bekannt.

Berechtigte Kritik wird als "Islamophobie" diffamiert.

Islamvertreter und ihre Unterstützer sprechen von Freiheit und Selbstbestimmung, wenn sie Frauen und Kinder mittels Kleidung zu Sexobjekten stigmatisieren. Das ist die Strategie des global agierenden radikalen Islam. Seit Jahren geben islamische Stiftungen aus Saudi-Arabien und den Emiraten Milliarden dafür aus, berechtigte Kritik am Islam als krankhafte Angst („Islamophobie“) zu diffamieren. Sie sind damit bis in die Universitäten und in die Politik hinein erfolgreich. Kritik an islamischen Menschenrechtsverletzungen gilt als kultureller oder antimuslimischer Rassismus.

Es wird Zeit, anderen Prinzipien zur Durchsetzung zu verhelfen: Jedes Mädchen, jede Frau hat das Recht, schwimmen zu können - als Teil der persönlichen Freiheit. Denn wer schwimmen kann, wird auch sonst im Leben nicht untergehen. Deshalb bin ich unbedingt dafür, dass alle muslimischen Mädchen und Frauen schwimmen lernen, dabei aber auch das Recht haben, Wasser auf ihrem Nacken, ihren Armen und Beinen sowie den Wind in ihren Haaren zu spüren.

Die Sozialwissenschaftlerin und Publizistin ist in Istanbul geboren und lebt jetzt in Berlin. Sie sitzt im Vorstand der Frauenrechtsorganisation Terre des femmes, die gerade eine Petition gegen das Kinderkopftuch gestartet hat. Hier geht es zur Petition

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