Olympia: Männer benachteiligt?

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Im Mai prügelten sich bei den Box-Weltmeisterschaften im chinesischen Qinhuangdao erstmals Faustkämpferinnen um olympische Startplätze. Mit der Aufnahme des Frauenboxens, die 2009 beschlossen wurde, gibt es keine olympische Sommersportart mehr, die nur Männern offen steht. Gewichtheberinnen, Ringerinnen, Hammerwerferinnen sind schon länger dabei – die Männer haben zusammenrücken müssen für die Frauen.

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Der Sport, sagen die Funktionäre, müsse sich aus den Konflikten der Politik heraushalten, um nicht instrumentalisiert zu werden. Dass das nicht mehr geht, zeigen viele Beispiele. Etwa die chinesische Macht und Prachtentfaltung anlässlich der Olympischen Spiele vor vier Jahren in Peking. In der Frauenpolitik allerdings haben sich die Herren – allen voran der scheidende IOK-Präsident Jacques Rogge – diesmal energisch positioniert. Das Internationale Olympische Komitee (IOK) engagiert sich zum Beispiel mit Vehemenz dafür, dass Frauen in von Islamisten beherrschten Ländern Sport treiben dürfen.

Diese Bemühungen tragen auch finanzielle Früchte. So verkündete Molly Solomon, Koordinatorin der Olympiaübertragungen des größten Olympiageldgebers NBC, jüngst bei der Konferenz „Frauen und Sport“ in Los Angeles, 52 Prozent ihrer Zuschauer seien inzwischen weiblich. Erreicht wurde dies nicht zuletzt durch eine veränderte Berichterstattung: mehr erzählte Geschichten, weniger Kampfgeschehen.

Nur die Funktionärsriege selbst ist noch ein Herrenklub. Dem 105 Mitglieder umfassenden Internationalen Olympischen Komitee gehören nur 20 Frauen an. Und es gibt sogar noch einen olympischen Sport-Weltverband, in dessen Vorstand bis vor kurzem noch nie eine Frau saß. Das ist der Internationale Fußballverband, dessen Präsident Joseph Blatter bei seinem Amtsantritt 1998 verkündet hatte: „Die Zukunft des Fußballs ist weiblich“.

Beim Fußball bedurfte es schon der jüngsten massiven Korruptionsfälle, um die Männerfront anzukratzen. Gerade noch rechtzeitig vor Olympia und der Fußball-Europameisterschaft wählte das Exekutivkomitee der FIFA ein erstes weibliches Mitglied in die 24-köpfige Männerriege: Lydia Nsekera. Die Fußballpräsidentin von Burundi ist eine energische Frau, die ihren von korrupten Funktionären blockierten Verband wieder flott gemacht hat. Sie könnte die Richtige sein, um auch den alten Herren in Zürich Beine zu machen.

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