Terre des femmes: Revolte!

Schewe Gerigk bei Maischberger: Schulter an Schulter mit BordellbetreiberInnen.
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Am Dienstagabend dieser Woche legte das ehemalige FDP-Mitglied und seit 1986 Grüne sich öffentlich und vehement pro Prostitution ins Zeug, Schulter an Schulter mit der Betreiberin eines Domina-Studios und dem Manager eines Großbordells. Kaum ausreden ließ die Vorsitzende der Frauenorganisation die ehemalige Zwangsprostituierte Jana oder den Augsburger Kriminalhauptkommissar Sporer. Ganz zu schweigen von Alice Schwarzer, die sie heftig attackierte. Grund: der Appell zur Abschaffung der Prostitution.

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Schewe-Gerigk ist eine der hauptverantwortlichen Politikerinnen für die fatale Prostitutionsreform von 2002. Und wer erwartet hatte, sie blicke aufgrund der desaströsen Folgen des Gesetzes für die Frauen jetzt selbstkritisch zurück, sah sich getäuscht. Im Gegenteil: Sie feierte das bestehende Gesetz und wies jeden Zusammenhang zwischen Prostitution und Menschenhandel kategorisch zurück. Prostitution sei, sagte die Grüne, „ein Dienst am Menschen", der Staat müsse "sich nicht einmischen, wenn zwei Menschen einvernehmlich und gegen Geld miteinander Sex haben“. Sie forderte eine noch weitergehende Liberalisierung des Prostitutionsmarktes!

Das ist besonders erstaunlich, da Schewe-Gerigk zu einer Zeit Vorstandsvorsitzende bei Terre des Femmes wurde, als die Frauenorganisation in ihren Statuten noch für „eine Gesellschaft ohne Prostitution“ eintrat. Für TdF war Prostitution „frauenverachtend“: „Einer Schätzung zufolge arbeiten ca. 400.000 Frauen in der Prostitution“, schrieb TdF noch im September 2011 „und setzen 14,5 Milliarden Euro jährlich um.“ – Zahlen, die die TdF-Chefin in der TV-Sendung allesamt leugnete, ja regelrecht niederschrie.

Was ist passiert in der angesehenen Organisation, die für die „Menschenrechte für die Frau“ eintritt? Wie konnte es dazu kommen, dass jemand, der in einem so zentralen Punkt wie der Prostitution eine völlig konträre Haltung vertritt, Chefin der Organisation wird? Und diese Pro-Prostitutionsmarkt-Politik auch noch im Namen der Organisation propagiert? Und wer hat die ursprüngliche prostitutionskritische Position aus dem Programm von TdF gestrichen?

Denn da steht heute, bei TdF werde „Prostitution kontrovers diskutiert“ – und auf der Mitgliederversammlung im Mai 2014 wolle frau „das Thema Prostitution voraussichtlich erneut diskutieren“. Diese Diskussion hat schon angefangen. Mit Verve. Terre des Femmes muss sich entscheiden.

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Badinter versus Schwarzer

© Henry Holt/Metropolitan Books
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Die französische Philosophin unterscheidet zwischen hie „mafiösen Zuhälter-Riegen“ und da „der Prostitution“. Sie findet: „Die Frauen haben das Recht, mit ihrem Körper zu machen, was sie wollen. Ein Prostitutionsverbot würde die Lage der Prostituierten verschlimmern, weil sie dann im Verborgenen arbeiten müssten.“

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Anscheinend weiß die französische Philosophin nicht, dass in Deutschland zurzeit ein paar hunderttausend Frauen in der Prostitution bereits im Verborgenen arbeiten. Das heißt, weder registriert sind noch Gesundheitskontrollen haben und meist kein Wort Deutsch können. Wenn eine verschwindet – niemand würde das merken. Hinzu kommt: Badinter ist eine enge Freundin von Anne Sinclair und Dominique Strauss-Kahn – und hatte bereits in der Affäre DSK eine Position vertreten, die nicht unbedingt übereinstimmte mit der der französischen Feministinnen.

Die Standard allerdings findet die Kontroverse unter noch einem ganz anderen Aspekt interessant, nämlich: „Weil gerade in dieser Debatte die Befürworterinnen eines Verbotes gerne unter ‚70er-Jahre-Feminismus’ subsumiert werden. Die so gerne angewandte Methode, unterschiedliche Positionen bei frauenpolitischen Fragen als Generationenkonflikt zu inszenieren, bekommt mit der Ansage der Grand Dame des Feminismus aus Frankreich einen Dämpfer.“

In der Tat, die Kontroverse ist kein Generationenkonflikt. Unbenommen bleibt, dass Badinter und Schwarzer sich weiterhin einig sind in ihrer Kritik an Islamismus (und Befürwortung eines Kopftuchverbotes) sowie an der Mystifizierung der Mutterschaft (und Ablehnung der „Rabenmutter“).

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