Friedenspreis für Lea Ackermann

Schwester Lea Ackermann, Trägerin des Augsburger Friedenspreis. - © Siegfried Kerpf /Stadt Augsburg
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„Ich verstehe diesen Preis als Würdigung für die Frauen selbst, für die wir uns einsetzen – für sie ist Würde unendlich kostbar und ein lange vermisstes Gut“, erklärte Sr. Lea Ackermann, als ihr am Samstag der Augsburger Friedenspreis im Goldenen Saal des Rathauses überreicht wurde. Die Frauen, die bei Sr. Lea Ackermann und ihren Mitstreiterinnen Zuflucht suchen, sind gezwungen worden, ihren Körper zu verkaufen. In deutschen Bordellen, in deutschen Wohnungen, auf dem deutschen Straßenstrich. Dabei hat der Kampf von Schwester Lea Ackermann gegen den Handel mit der Ware Frau weit weg von hier begonnen.

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Eine der konsequentesten Stimmen gegen Prostitution. 

Als die heute 77-Jährige im Jahr 1978 auf einer „pastoralen Reise“ durch Thailand fährt, bietet der Taxifahrer den mitreisenden Männern seine Schwester an: „jung, schön, billig“. Lea Ackermann ist entsetzt.

Als die gelernte Bankerin und spätere Missionsschwester von „Unserer lieben Frau von Afrika“ im Jahr 1985 nach Mombasa geschickt wird, gründet sie eine Organisation, die die Mädchen und Frauen aus der Armutsprostitution herausholt: „Solidarity with women in distress“, kurz Solwodi. Nach ihrer Rückkehr steigt Sr. Leas Entsetzen angesichts Zehntausender Frauen, die auch in Deutschland unter schlimmsten Bedingungen ihre Körper verkaufen.     

Heute ist Solwodi mit über 20 Beratungsstellen und Schutzwohnungen in Afrika und Deutschland die bedeutendste deutsche Hilfsorganisation für Opfer von Zwangs- und Elendsprostitution. Und eine der konsequentesten Stimmen gegen die Prostitution. Denn Lea und ihre Mitstreiterinnen kämpfen keineswegs nur gegen den Frauenhandel, sondern auch gegen das System Prostitution als solches.

„Nur in einer Gesellschaft, in der Menschen nicht wie Waren verkauft werden können, ist Gerechtigkeit möglich“, erklärte die Geehrte. Ihren Appell „Mach den Schluss-Strich!“, mit der Solwodi ein Sexkaufverbot nach schwedischem Vorbild fordert, haben 22.000 Menschen unterzeichnet.   

„Wir würdigen eine unermüdliche Kämpferin, die sich für den Frieden und die Menschenwürde und gegen sexuelle Ausbeutung und Entwürdigung von Frauen und Mädchen einsetzt“, sagte Michael Grabow, Regionalbischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern und Vorsitzender der Friedenspreis-Jury. Die katholische Ordensfrau zeichne sich durch „ihre Überzeugungskraft, ihren Mut und ihre Angstfreiheit aus“, erklärte Laudatorin Maria von Welser. „Sie kuscht nicht, nie.“      

Der mit 12.500 Euro dotierte Augsburger Friedenspreis wird seit 1985 alle drei Jahre vergeben. Er erinnert an das Augsburger Friedensfest, das seit 1650 gefeiert wird. Damals wurde mit dem Westfälischen Frieden von 1648 das friedliche Nebeneinander von Katholiken und Protestanten eingeleitet.

Überzeugungs- kraft, Mut und Angstfreiheit

In diesem Fall hat die Jury sich für eine Persönlichkeit entschieden, der der Frieden zwischen den Geschlechtern am Herzen liegt.

Zum 25. Jubiläum von Solwodi im Jahr 2010 erschien von Sr. Lea Ackermann (Hg.): „In Freiheit leben“ (Kösel)

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