Das Lächeln von Angela Merkel
Da sitzt sie, in ihrem unschuldig weißen Jackett, das sie schon bei der Begegnung mit Macron anhatte. Vor ein paar Tagen noch hat sie sich für die überhasteten Osterpläne – Gründonnerstag Lebensmittelgeschäfte zu, Gründonnerstag Lebensmittelgeschäfte auf – bei den Menschen entschuldigt. „Ich alleine trage die Verantwortung.“ Dabei hatten die 16 Länder-ChefInnen den Entschluss mitgetragen. Aber sie ist der Chef. Auch das hat sie mit dieser scheinbar demütigen Geste nochmal ganz klar gemacht.
Nun also viele Antworten auf viele Fragen bei Anne Will. Die Moderatorin hatte verstanden, dass eine überwältigende Mehrheit der Deutschen gar keine Lockerungen will, sondern konsequente Maßnahmen, damit irgendwann endlich Schluss ist mit der Corona-Schaukel. Weil nur so das Problem im Keim erstickt werden könnte und nicht immer wieder neu eskaliert.
Jetzt drohte die Kanzlerin, die das Problem genauso sieht wie ihr Volk, mit liebenswürdigem Lächeln ihren LänderchefInnen. Denn die sind das Problem. In einem föderalen Staat, was Deutschland nun mal ist, kann der Staatschef nicht so durchregieren wie in einem zentralistischen Staat wie Frankreich. Hierzulande muss der Chef in Berlin die Zustimmung seiner Souschefs haben, von Bremen bis Bayern.
Und um die ging es Merkel bei Will. Sie hat die LänderchefInnen wg. Halbherzigkeit gerügt, allen voran ihren Parteivorsitzenden Laschet (Dem das beim Kopf-an-Kopf-Rennen mit Söder um die Kanzlerkandidatur nicht gerade behilflich sein dürfte).
Und wenn alles nichts hilft, dann holt Merkel das „Infektionsschutzgesetz“ aus der Tasche. Das ist eine Art Notstandsgesetz, bei dessen Anwendung sie auf die Zustimmung der Länder verzichten kann. Aber vermutlich erübrigt sich das jetzt. Nach dem lächelnden Auftritt der Kanzlerin.
ALICE SCHWARZER