Der Ruby Cup - so ein Coup!

Der Ruby Cup soll nicht nur Frauen in Afrika glücklich machen.
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Auf den ersten Blick erinnert das Ding an eine Miniatur-Saugglocke. Wenn man es an der Spitze anfasst, wackelt es lustig hin und her. Die gestrichelten Linien im Inneren des Gummikelchs bedeuten: Das Ding fasst bis zu 34 Milliliter Blut. Menstruationsblut. Womit sich einmal im Monat fast alle Frauen bis zur Menopause beschäftigen. Und worüber trotzdem wenig gesprochen wird. Ein Tabu, nach wie vor. Die Tante kommt!

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Aber zurück zu dem wippenden Dings, das eine „Menstruationstasse“ ist. So wird sie verwendet: Zu einem C zusammenfalten, dann in die Vagina schieben – die Tasse ploppt auf und ersetzt für 4 –12 Stunden den Tampon bzw. die Binde. Danach das Blut entsorgen und wieder einsetzen. So erklärt es Maxie Matthiessen im Plauderton. Ohne jede falsche Scham. Über Menstruation reden gehört zu ihrem Alltagsgeschäft.

Matthiessen ist 29 Jahre alt und lebt in Berlin. Sie schreibt ihre Masterarbeit in „International Business and Politics“, macht Yoga und singt im „Berliner Kneipenchor“. Und sie vertreibt Menstruationstassen. Zu kaufen gibt es ihre Ruby Cups bisher nur im Internet und in Berliner Bio-Läden. Schwester Clara war es, die Maxie Matthiessen vor drei Jahren auf die Tampon-Alternative aufmerksam machte in einem Studentenheim in Kopenhagen.

Die Tassen gibt es seit den 1930er Jahren, sie konnten sich nur nie gegen die Binden- und Tamponindustrie durchsetzen. Eine gewisse Leona W. Chalmers meldete 1937 in Amerika das erste Patent an.

Heute vermarktet Maxie den Ruby Cup hauptberuflich. Rund 12.000 Tampons nutzt eine Frau in ihrem Leben, das kostet eine Menge Geld, erklärt sie. Es sei denn, sie kauft einen Ruby Cup. Den muss sie nur einmal alle zehn Jahre wechseln. Und einmal im Monat sterilisieren.

Das Infektions-risiko ist hoch. Das soziale Stigma noch höher.

Der Cup ist aus medizinischem Silikon, das Bakterien abweist. Tampons dagegen enthalten Bleichmittel und Parfüme, sagt Maxie. Sie trocknen die Scheide aus, wenn die Tage nicht so stark sind. Manchmal verursachen sie Pilzinfektionen und im schlimmsten Fall toxische Schocks, das aber nur selten. Und Tampons bzw. Binden produzieren sehr viel Müll, erinnert Matthiessen.

Die UNO hat die fehlende Hygiene bei der Periode zu einem der größten Hindernisse für die „Gleichstellung der Geschlechter“ erklärt. Am 28. Mai findet das erste Mal der „Internationale Tag der Menstruationshygiene“ statt. Denn über eine Milliarde Mädchen und Frauen können sich Binden oder Tampons gar nicht leisten. Sie benutzen Blätter, Stofffetzen oder Papier, verlassen tagelang das Haus nicht, gehen also auch nicht in die Schule oder zur Arbeit. Das Infektionsrisiko ist hoch. Das soziale Stigma noch höher. Maxie entschied zusammen mit zwei Kommilitoninnen, Veronica D’Souza und Julie Weigaard Kjaer, die Sache in die Hand zu nehmen. Die drei gründeten eine Firma und entwickelten gemeinsam mit einer dänischen Firma ihre eigene Menstruationstasse. Dann mieteten sie sich eine Wohnung in Nairobi, ließen 10.000 Ruby Cups liefern und knüpften Kontakte zu lokalen Frauengruppen. Der Plan: das Tupperware-Modell. Die Kenianerinnen sollten die Ruby Cups auf Kommission selbst in den Slums verkaufen. Die schwedische Organisation „Innovation Against Poverty“ förderte die Entwicklung und den Start von Ruby Cup mit 180.000 Euro.

Die Deutsche blieb zwei Jahre in Nairobi. In dieser Zeit lernte sie: Die Kenianerinnen sind sehr interessiert an einem Menstruations-Mittel, aber von so was kann eine Jungunternehmerin nicht leben.

Als Maxies Wohngemeinschaft in Nairobi dann auch noch von bewaffneten Männern überfallen wurde, stand der Entschluss fest: ab nach Hause und den Ruby Cup in Deutschland starten. Maxis Geschäftsmodell sieht jetzt so aus: Jede Frau, die in Deutschland einen Ruby Cup für 27 Euro kauft, spendet damit gleichzeitig einen Cup an ein Mädchen in Kenia. 4.000 Stück hat Matthiessen schon verkauft. Und 4.000 haben die Ruby Cup- Streetworkerinnen in Slums für 10 bis 50 Cents weiterverkauft. „Dass Frauen diesen kleinen Betrag zahlen, ist wichtig“, findet Maxie. Damit der Cup etwas wert ist.

Den Ruby Cup in deutschen Drogeriemärkten zu platzieren ist dagegen nicht so einfach. Die verlieren dadurch ja ihre Tampon-Kundinnen. Aber Maxie macht das schon. 

Mehr zum Thema
www.ruby-cup.com 
menstrualhygieneday.org

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