#DeutschRapMeToo gegen Frauenhass

Die frauenfeindlichen Lyrics von Rapper Nimo gingen nicht mehr durch. Er musste zurückziehen. - Foto: Getty Images
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Es ist jetzt drei Jahre her, dass den Rappern Kollegah und Farid Bang der „Echo“ entzogen wurde. Ursache für den Eklat und schließlich sogar die Abschaffung des Musikpreises waren antisemitische Textzeilen auf dem prämierten Album gewesen („Mach mal wieder nen Holocaust“, „Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen“). Frauenfeindlichkeit? Nebensache. In den Jahren zuvor hatte Kollegah trotz vor Frauenhass triefenden Texten („Ich fick sie, bis ihr Steißbein bricht“) reihenweise Echos abgeräumt.

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Erst als EMMA den zum Islam konvertierten, streng gläubigen Muslim zum „Sexist Man Alive 2019“ kürte, begann eine Debatte um die Frauenfeindlichkeit in Rap-Texten, mehrere Städte sagten Konzerte mit dem Hass-Rapper ab. Was den Düsseldorfer Bürgermeister Thomas Geisel (SPD) nicht abhielt, Kollegahs Kollegen Farid Bang im Sommer 2020 zum „Botschafter“ der Stadt zu machen. Und das, obwohl der Rapper auf seinem neuen Album gerade wieder Texte wie diesen veröffentlich hatte: „Deine Ma kriegt Penis in‘ Arsch bis die Leber versagt/Ich fick die Futt kaputt, sie wird Totalschaden gebumst". Erst nach scharfen Protesten ruderte der (bald darauf abgewählte) Bürgermeister zurück.

"Deine Freundin ist aus der Fassung/Ich fick sie fast tot, sie liegt im Wachkoma"

Im Sommer 2021 hat nun auch der Hiphop seine MeToo-Bewegung. Auslöser: Die Influencerin Nika Irani hatte den Berliner Rapper Samra beschuldigt, sie im Schlafzimmer seines Studios vergewaltigt zu haben. Nach zwei Tagen Funkstille bestritt Samra die Vorwürfe und brachte, so erklärte Nika Irani jetzt dem Spiegel, seine Anwälte in Stellung. „Seine Anwälte wollen mich mit juristischen Mitteln zum Schweigen bringen.“ Das mutmaßliche Opfer solle über die „unwahren“ Vorwürfe nicht mehr öffentlich sprechen dürfen.  

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Doch Nika Irani schweigt nicht – und hat damit viele andere Frauen ermutigt. Unter dem Hashtag #DeutschRapMeToo schildern immer mehr junge Frauen ihre Erfahrungen mit sexueller Gewalt in der Hiphop-Szene. Auch der Zusammenhang zwischen Text und Taten wurde debattiert. Folge: Der erste Rapper musste einen Song zurückziehen. Genau vier Tage nach den Vergewaltigungsvorwürfen gegen Samra erschien die neue Single „Komm mit“ des Berliner Rappers Nimo (Foto). Kostprobe: „Deine Freundin ist aus der Fassung/Ich fick sie fast tot, sie liegt im Wachkoma/La, la, la vida loca“.

Universal entschuldigte sich: "Unser Diskurs bei inakzeptablen Inhalten hat versagt."

Beide, Nimo und Samra, erscheinen bei dem Major Label Universal. Doch diesmal ging die Sache nicht durch. Die Empörung war so groß, dass Nimo sich entschuldigte und Universal erklärte: „Unser interner Diskurs zu inakzeptablen Inhalten hat hier versagt.“

Dieses Versagen war, wie jeder und jede weiß, natürlich keineswegs ein Einzelfall, sondern hat, mit Blick auf Millionen verkaufte Alben und Klicks, System. Frauenhass wird akzeptiert und produziert, solange er Geld in die Kassen spült.

Das muss aufhören! Fordert jetzt eine Petition auf change.org. „Hören Sie uns endlich zu und drehen Sie den Frauenfeinden den Geldhahn zu!“ fordert Initiatorin Felicia Böhm die Chefs der Plattenfirmen auf. Und sie erklärt: „Lines wie ‚Baller der Alten die Drogen ins Glas, Hauptsache Jo hat seinen Spaß‘, ‚Bring deine Alte mit, sie wird im Backstage zerfetzt. Ganz normal. Danach landet dann das Sextape im Netz‘ oder ‚Eine Frau bleibt auf Ewigkeiten ein Gegenstand‘ sind keine Seltenheit im deutschen Hip-Hop.“ Aber: „Solange Menschen für solche Aussagen gefeiert werden, werden sich Frauen in unserer Gesellschaft nicht sicher fühlen können.“

Schützen Sie Frauen und Mädchen: Verbieten sie frauenverachtende Texte!

Die Petition, die schon von über 23.000 Menschen unterzeichnet wurde, fordert: „Schützen Sie Frauen und Mädchen. Und verbieten Sie gezielt frauenverachtende Texte in Ihrem Label. Führen Sie einen Verhaltenskodex ein, der jegliche gewaltvolle Handlungen gegenüber Frauen mit dem Ende der Zusammenarbeit bestraft.“

Und allen, die jetzt mal wieder „Zensur!“ schreien, hält Felicia entgegen: „Würden Texte mit massiver Verachtung und Aufforderung zur Gewalt gegen Juden oder andere Minderheiten unserer Gesellschaft veröffentlicht werden, würden diese niemals im gleichen Ausmaß toleriert werden wie die Texte, die Gewalt gegen Frauen verherrlichen und legitimieren.“ So ist es.

Hier geht es zur Petition.

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