Die Zeit der Frauen

Start in die dritte Amtszeit: Angela Merkel beim Eid.
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Merkels Entscheidung, Ursula von der Leyen zur Verteidigungsministerin zu machen, bedeutet: Ihre Nachfolgerin soll eine Frau werden. So von der Leyen das Minenfeld der Verteidigung heil überquert. Und aus SPD-Kreisen sickert, dass zwar Sigmar Gabriel jetzt erst einmal der starke Mann und vielleicht 2017 auch Kanzlerkandidat sein wird, man jedoch schon jetzt eine Frau aufbauen will.

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Im Gespräch ist die 39-jährige Manuela Schwesig. Noch ist sie nicht kanzlerabel. Aber das könnte ja werden. "Kohls Mädchen" hat das schließlich auch niemand zugetraut. Und beide sind aus dem Osten, dem Land der Frauenwunder.

Aber wie es auch kommt: Die Zeit der Frauen in der Politik ist definitiv angebrochen. Sie müssen ihre Chance nur zu nutzen wissen.

Glückwunsch, Angela Merkel!

 

 

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Paukenschlag bei der CDU!

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Die größte Hürde für eine Nachfolgerin hat Merkel mit dieser Personalie genommen. Nämlich das Argument: Nicht schon wieder eine Frau. Denn eine Verteidigungsministerin hat reichlich Gelegenheit, an den Fronten ihre Mannhaftigkeit zu beweisen. Wir werden in den kommenden Jahren viele, viele Bilder sehen, auf denen von der Leyen die Hab-Acht-Reihen abschreitet.

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Doch noch ist nicht 2017. Alle anderen Parteien haben ein verständliches Interesse, die Kronprinzessin zu demontieren. Ihr Thron ist ein heißer Stuhl, sie darf keinen Fehler machen. Allerdings hat die Vollblutpolitikerin bisher noch nie Fehler gemacht, höchstens Kompromisse. Das Kapitel „Frauen an der Macht“ ist also weiterhin von den Konservativen besetzt – und bleibt schwierig für die Genossen.

Auch wenn die SPD jetzt mit Manuela Schwesig eine sympathische und ihrer Aufgabe vermutlich rasch gewachsene Frauen- und Familienministerin ins Kabinett schickt. Erfahrung dafür bringt Schwesig schon mit, und aus dem Osten kommt sie auch. Wir dürfen also gespannt sein auf die neue Frau vom Dienst.

Auch die traditionell dem linken Flügel zugeordnete Andrea Nahles dürfte ihrer Aufgabe als Arbeits- und Sozialministerin gewachsen sein. Bereits in den Koalitionsverhandlungen mit ihrer Vorgängerin hat sie Standing bewiesen. Und eine Ex-Schatzmeisterin wie Barbara Hendricks müsste eigentlich genug verstehen von so umtosten Gier-Bereichen wie „Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit“.

Sehr gut ist, dass die in Wissenschaftskreisen hochgeschätzte Mathematikerin Johanna Wanka an ihrem Platz als Bildungs- und Forschungsministerin bleibt. Die Ostdeutsche und einstige Wissenschaftsministerin von Niedersachsen hat als Holterdipolter-Nachfolgerin von Schavan rasch Einfühlsamkeit und Kompetenz bewiesen. Und Monika Grütters, die als "weltoffen und liberal" gilt (Spiegel online), scheint durchaus die passende Nachfolgerin für den zu aller Bedauern aus Krankheitsgründen ausgeschiedenen Neumann.

Letztendlich gibt es also zwei SiegerInnen am Ende dieser quälend langen Koalitionsverhandlungen: Sigmar Gabriel, der es gewagt hat, auch seine ganz persönliche Zukunft von der Zustimmung seiner Basis abhängig zu machen. Die hat es ihm mit 78 Prozent Wahlbeteiligung, darunter 75 Prozent Ja-Stimmen, gedankt. Und ebenso Angela Merkel, die den Coup eines weiblichen Verteidigungsministers gewagt hat.

Deutschland ist damit das fünfte europäische Land mit einer Frau an der Spitze der Armee. Aktuell wird von der Leyen in Norwegen und den Niederlanden auf Kolleginnen treffen. Die in Frankreich und Spanien sind nicht mehr auf Posten. Unvergessen, wie die spanische Verteidigungsministerin („la commandante“) hochschwanger die Parade abschritt. Das ist bei der Deutschen jetzt nicht zu erwarten, ihre sieben Kinder sind aus dem Gröbsten raus.

Bleibt zu hoffen, dass die zurzeit wichtigste Ministerin der SPD endlich wieder eine konsequent moderne Frauenpolitik einführt – und die wichtigste Ministerin der CDU die konsequente unmodische Anti-Interventionspolitik Deutschlands weiterführt.

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