Eva Longoria: Die Unverzweifelte

Foto: S. Cardinale/Getty Images.
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Wenn Eva Longoria von jungen Frauen gefragt wird, wie man so berühmt wird wie sie, dann antwortet sie darauf gern: „Du willst berühmt sein? Heile Krebs, werde Astro­nautin, flieg zum Mond. Tu etwas Nützliches! Ruhm allein kann kein Ziel sein.“ Das mit der Nützlichkeit hat sie sich auch für ihre eigenen Projekte auf die Fahne geschrieben.

Longoria ist längst nicht mehr nur die Darstellerin aus der Serie „Desperate Housewives“. Sie führt seit gut zehn Jahren Regie, produziert Serien und Filme und engagiert sich für die Time’s-up-Bewegung. Bei ihren Filmproduktionen holt sie so viele Frauen wie möglich ans Set. Denn: „Wenn man erstmal einen Fuß in der Tür hat, ist es wichtig, sie auch für die anderen offen zu halten.“ Und: „Wenn man als Frau einen Fehler macht, wenn ein Projekt schiefgeht, dann ist man weg vom Fenster, dann wird man keine zweite Chance bekommen. Männern passiert das nicht.“

Heute ist Longoria in der Position, Verhältnisse ändern zu können. Um dorthin zu kommen, musste sie lange kämpfen. Als viertes Kind einer mexikanisch-amerikanischen Familie in Texas geboren, lernte sie schon früh, was es bedeutet, sein eigenes Geld verdienen zu müssen. Neben der High School arbeitete sie drei Jahre lang in einer Fast-Food-Kette. Nach dem Bachelorabschluss zog sie nach Los Angeles, sprach für Fernsehrollen vor, verdiente Geld als Headhunter und schrieb ihre Masterarbeit über den „Wert von Latinas im MINT-Bereich“. Als sie eine kleine Nebenrolle in einer Folge der Anwaltsserie „Ally McBeal“ ergatterte, nahm sie heimlich die Bananen vom Set mit nach Hause. Hunger. Der Durchbruch kam mit der Rolle der verwöhnten Gattin Gaby in „Desperate Housewives“.

Doch nur spielen, was andere ihr vorgaben, das war ihr schnell zu wenig. Sie wollte ihre eigenen Texte schreiben, hinter der Kamera stehen. „Ich bin gut darin, Leuten zu sagen, was sie machen sollen“, gestand die Amerikanerin auf den Filmfestspielen in Cannes und lachte. Ihre Arbeit als Schauspielerin nutzte sie, um alles über Filmproduktion, Kameraarbeit und Beleuchtung zu lernen. Heute produziert Eva selbst Filme und Serien; von der Hotel-Drama-­Serie, die sie mit Latino-Schauspielern besetzt bis hin zum Dokumentarfilm über Abtreibungspolitik in den USA. „Was gerade in Alabama passiert, ist verrückt, archaisch, nicht amerikanisch“, klagte Longoria über ein neues Gesetz, das seit Mai in dem Bundesstaat Abtreibung jeglicher Art verbietet. „Das wird uns alle betreffen, wenn wir nicht aufpassen.“

Longoria war eine der ersten, die sich für die MeToo- und Time’s-Up-Bewegung engagierten. Das Beste daran sei, dass Frauen dadurch ermutigt wurden, sich über ihre ureigensten Erfahrungen auszutauschen. Heute könne sie Natalie Portman oder Reese Witherspoon anrufen, wenn sie wissen will, wie die Arbeit mit einem bestimmten Studio ablief.

Von gleichen Arbeitsbedingungen ist man aber in der Filmbranche noch weit entfernt. „Ich habe vor kurzem wieder herausgefunden, dass ich bei einem Filmprojekt nicht gleich bezahlt wurde wie meine männlichen Kollegen.“

Wie schwer es sein kann, Karriere und Familie zu vereinen, weiß Eva aus eigener Erfahrung. Im Juni des vergangenen Jahres brachte sie ihren Sohn zur Welt. „Ich habe das Baby einfach mit ans Set genommen. Es gibt tolle Bilder von mir, wie ich als Regisseurin ‚Action‘ rufe und meinen Sohn währenddessen an der Brust habe, um ihn zu füttern.“ Und auch wenn es ein Klischee sei, fügte sie hinzu, so habe doch das Kind ihre Perspektive noch einmal geschärft: „Ich frage mich seitdem, ob ich mich nicht noch mehr engagieren sollte.“

Zurzeit überlegt Eva Longoria mit anderen Time’s-­Up-Aktivistinnen, wie man sich politisch engagieren könne. „Wir versuchen herauszufinden, was die Frauen von uns Stars gebrauchen können.“ Zum Beispiel ein Ranking der Senatoren und politischen Kandidaten bezüglich ihrer Positionen zu Themen wie Abtreibung oder gleicher Bezahlung. „Was genau wir tun werden, diskutieren wir gerade noch.“ Was auch immer es sein wird: Eva handelt.

 

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