Frauen gegen Frauen

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Auf meiner Uhr ist es 17.35 Uhr. Damit habe ich mich nun sage und schreibe einen Tag, 7 Stunden und 35 Minuten davor gedrückt, diesen Text zu beginnen. Eine paar zaghafte erste Sätze am Morgen; ein paar weitere am Mittag; nein, lieber wieder löschen. Was am Thema liegt, um das es gehen soll: Frauen gegen Frauen. Ein heikles Thema. Eins, von dem frau Bauchschmerzen bekommt, wenn sie darüber nachdenkt. Geschweige denn: darüber schreibt.

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Mit diesem Zögern bin ich in bester Gesellschaft. Phyllis Chesler, feministische Pionierin und Autorin des Klassikers „Frauen – das verrückte Geschlecht“, hatte die Idee für ihr Buch „Woman’s Inhumanity to Woman“ (etwa: Die Grausamkeit unter Frauen) schon Ende der 70er Jahre, also auf dem Höhepunkt der Neuen Frauenbewegung. Es hat zwei Jahrzehnte gedauert, bis die amerikanische Psychologin ihre Studie veröffentlichte.

Aber ist das Jahr 2013 denn überhaupt der richtige Zeitpunkt, Chesler aus dem Regal zu holen und diese „Unmenschlichkeit der Frauen“ auf den Tisch zu bringen? Gibt es nicht spätestens seit der Sexismus-Debatte genügend Anlass für ein lautes „Frauen gemeinsam sind stark!“? Bzw.: „Sisterhood is powerful!“?

„Hat man uns nicht immer erzählt, die schlimmsten Feinde der Frauen seien die Frauen selbst? Nun, sie sind ganz sicherlich nicht unser ‚schlimmster Feind‘, denn dazu sind Frauen viel zu machtlos. Aber – sie können uns das Leben schon ganz schön schwer machen. Auch tut es, gerade im Zuge der neuen Sisterhood, besonders weh, wenn Frauen sich gegen Frauen richten. Wo bleibt da die vielbeschworene Solidarität? Mein Gott. Wenn wir die wirklich schon hätten – ja, dann hätten wir es geschafft. Denn genau das ist ja unser größtes Handikap: dass wir noch nicht begriffen haben, wie stark wir ­gemeinsam wirklich sein könnten.“ – Diese Sätze erschienen im März 1978 in EMMA, sie stammen von Alice Schwarzer.

„Ich habe mich damals dagegen gesträubt, Ti-Grace Atkinsons ironischen Satz ‚Sisterhood is powerful. It can kill sisters.‘ zu akzeptieren. Wir alle wussten, dass da was dran ist. Aber wir haben es nicht zugegeben.“ – Diese Sätze erschienen 2001 in Phyllis Cheslers Buch „Women’s Inhumanity to Woman“.

„An der Sexismus-Debatte war einiges interessant, zwei Dinge aber ganz besonders: wie geschlossen und geräuschlos sich die männliche Wagenburg um Brüderle formierte. Und wie geräuschvoll sich derweil die Frauen gegenseitig in der Luft zerfetzten. Recht spektakulär geriet das in jener Günther-Jauch-Talkshow, in der Wibke Bruhns auf Alice Schwarzer und Aufschrei-Initiatorin Anne Wizorek traf und mit ihren defätistischen Einlassungen zum ­Naturgesetz der Belästigung – Männer und Frauen seien verschiedene Spezies, und wer das ändern wolle, müsse aus Stieren Ochsen machen – fast schon altersstarrsinnige Unlust demonstrierte, andere Erfahrungen oder Sichtweisen auch nur zur Kenntnis zu nehmen.“ – Diese Sätze erschienen Anfang 2013 im SZ-Magazin und stammen von der Journalistin Meike Winnemuth.

Zwischen Beispiel eins und drei liegen fast 35 Jahre und zwei Generationen. Es hat sich also offenbar nicht viel getan in der Sache. (...)

Neugierig geworden? Der vollständige Text steht in EMMA Juli/August 2013. Ausgabe bestellen

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