Hanna Hünniger: Gespaltene Generation

Andrea Hanna Hünniger im ehemaligen Ostberlin. Foto: Andrea Hanna Hünniger
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Vor einer Weile, noch vor den Bundestagswahlen, saß ich mal wieder bei einem Familienfest herum. Es war die Familie meines Vaters, eine Ansammlung aus ehemaligen Parteisekretären und LPG-Chefs. Ihre Hände ragten aus den Anzügen wie Äste im Winter. Es gab Papageienkuchen: Ein trockener Quell­körper mit Zuckerguss in allerlei Farben. Ein Onkel mampfte mit besonderer ­Aggressivität den Kuchen, der niemandem schmeckte. Plötzlich schrie er, dass in ­diesem Land nichts mehr funktioniere.

Ich glaube, man konnte ihn fast in Uruguay hören. Ich schaute mich um: Auf dem Büffet dampfte ein Gulasch. Daneben schnitten die Wirte des Gasthofs höchstpersönlich eine Ananas. Was funk­tionierte jetzt nicht?

Wie mein Onkel sprechen viele Ostdeutsche schon seit Jahren: Denen da oben mal eins drauf geben. Es sind Leute, die kein Risiko im Leben mehr kennen außer das, eine weißen Hose zu tragen und Spaghetti zu essen. Manche verströmen sich in Hasstiraden, sind vielleicht AfD-Wähler geworden. Andere essen Papageienkuchen und versinken in Larmoyanz.

Ich aber weiß nicht mehr, wie ich damit umgehen soll. Ich übe mich seit einer Weile im Überhören, trainiere das Verdrängen. Ich spüre, dass mir ein ganzer Teil der Menschen persönlich wegbricht. Die, mit denen ich aufgewachsen bin. Meine Heimat. (...)

Der vollständige Text steht in der März/April EMMA 2018.Ausgabe bestellen

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