How dare you, Greta?

Greta auf dem Weg nach Gaza. Foto: Imago/Images
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„F*ck German! F*ck Israel!“ Kichernd spricht Greta Thunberg auf der Bühne einer anti-israelischen Demonstration in Mannheim. Die Kufiya, das Palästinensertuch, das seit den siebziger Jahren für den Kampf der Palästinenser steht, hat sie über die Schulter geworfen. Im Hintergrund ist Applaus zu hören. Das Video geht viral. 

Was ist aus der Ikone der Klimabewegung geworden, die vor fünf Jahren auf dem UNO-Klimagipfel mit ihrer „How dare you“-Rede Geschichte schrieb und sie als „Person of the Year“ auf das Cover der TIME katapultierte? Auf dem Gipfel in den USA beschuldigte Greta Staatsoberhäupter, aus Profitgier die Zukunft ihrer Generation zu zerstören. „Menschen leiden. Menschen sterben“, deklamierte sie in einem Pathos, den ihr jeder verzieh. „Change is coming, whether you like it or not.“ The times they are a changing. Thunberg war der Bob Dylan der Klimabewegung.

Das Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 ist und war Greta keine Träne wert

In einem Publicity Stunt war sie damals mit der Malizia II, einer von Sonnenkollektoren getriebenen Jacht, von England nach New York gesegelt, um den CO2-Fußabdruck einer Flugreise zu umgehen. Jetzt segelt Greta wieder. An Bord der Madleen, einer sogenannten Freiheitsflotilla, will sie Gaza erreichen, um „die Blockade zu brechen“, wie sie unter Tränen erklärt, die Faust in die Höhe gestreckt. „Egal wie gefährlich diese Mission ist, sie ist nicht einmal annähernd so gefährlich wie das Schweigen der ganzen Welt angesichts des live gestreamten Völkermords.“

Das ist so falsch wie irreführend. Das Schweigen der Welt? Seit Kriegsbeginn beherrscht das Leiden der Zivilbevölkerung Gazas die globalen Medien und den politischen Diskurs weltweit. Auch Staatsoberhäupter zeigen sich empört über das Vorgehen der israelischen Armee. 

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Diese Armee aber kämpft seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 gegen eine Terrororganisation, die das Elend der Bewohner Gazas nicht nur in Kauf nimmt, sondern medial und politisch funktionalisiert. Der tatsächlich „live gestreamte Völkermord“, das Massaker, in dem die Islamisten der Hamas ihre Gräueltaten in den Kibbuzim und auf dem Nova-Festival per GoPro-Kameras in Echtzeit übertrugen, ist und war Greta Thunberg keine Träne wert. 

„In dem Moment, in dem wir unsere Bemühungen aufhören“, beteuert sie, „verlieren wir unsere Menschlichkeit.“ Aber ist das nicht eine selektive Menschlichkeit, die sich da gegen dunkle Mächte richtet, die die Strippen der Welt ziehen, von Gaza bis zum Klimawandelgipfel? 

„Zerstört den Zionismus!“, rief Greta Thunberg auf einer Demonstration in Stockholm. Gerade mal einen Monat nach dem Hamas-Massaker, während israelische Ärzte und Forensiker noch vergeblich versuchten, die oft bis zur Unkenntlichkeit zerstückelten israelischen Leichen des palästinensischen Massenmords zu identifizieren. 

Ein pro-palästinensischer Post auf Thunbergs Instagram-Account mit 14 Millionen Followern zeigte im Foto auch eine Krake. Es hagelte Proteste. Die Krake ist ein gängiges antisemitisches Symbol für das angeblich die Welt beherrschende Judentum. Thunberg löschte den Post. Und sie behauptete, bei dem Plüschtier habe es sich um ein Emblem für Gefühle von Autisten gehandelt.

Bevor die Schwedin in Richtung Gaza segelte, ließ sie sich mit Mitstreiterinnen fotografieren. Neben ihr eine Frau, die ein Amulett mit den Umrissen eines vermeintlichen palästinensischen Staats trägt. Dessen Grenzen gehen vom Jordanfluss im Osten bis zur Mittelmeerküste im Westen. Der jüdische Staat: ausgelöscht. From the river to the sea. Ein Schlachtruf, der in Deutschland unter Strafe steht, weil er zur Vernichtung Israels aufruft. 

How dare you, Greta? möchte man schreien. Doch das würde wohl auf taube Ohren stoßen. URI SCHNEIDER

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