Ein Kind? Nein Danke!

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Es waren nur 23. Aber diese 23 Mütter sorgten dafür, dass die sozialen Netzwerke und die Feuilletons wochenlang kochten. Denn die Frauen hatten ein Tabu gebrochen: Sie hatten zugegeben, dass sie es bereuten, Mutter geworden zu sein. Es waren israelische Mütter, die der Soziologin Orna Donath die Wahrheit offenbart hatten. Unter dem Hashtag #regrettingmotherhood debattierten sich nun auch deutsche Frauen (und Männer) im vergangenen Jahr die Köpfe heiß. Gerade nun erschien Ornaths mutiges Buch auch auf Deutsch.

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Wir müssen uns
nur trauen
es zu sagen!

Doch hierzulande ist die Debatte inzwischen weitergegangen. Immer mehr Frauen wagen (wieder einmal), am Mythos der ewig glücklichen Mutter zu kratzen. Solche, die ihre Mutterschaft bereuen. Wie jene, die Esther Göbel – die 2015 Donaths Studie entdeckt und in Deutschland publik gemacht hatte – für ihr gerade erschienenes Buch „Die falsche Wahl“ befragt hat. Aber auch Frauen, die keine Kinder haben und keine wollen, sprechen nun über den Druck, dem sie ausgesetzt sind. Wie Katrin Bauerfeind, die satirisch reagiert. Oder Sarah Diehl, deren biologische Uhr einfach nicht ticken will.

Die Debatte ist nicht neu. „Da man den Frauen nicht die Schönheit des Geschirrspülens preisen kann, preist man ihnen die Schönheit der Mutterschaft.“ Diesen Satz sagte Simone de Beauvoir in einem Interview 1976 zu Alice Schwarzer. Er löste weltweit heftige Reaktionen aus, ja wahre Proteststürme. Bis an ihre Pariser Privatadresse schrieben Frauen aus aller Welt an die Schriftstellerin: Sie haben etwas gegen Mütter! Sie sind wohl frustriert! Schütten Sie das Kind doch nicht mit dem Bade aus! 

Wie oft eigentlich hat Beauvoir in ihrem Leben auf die Frage antworten müssen, ob ihr als Nicht-Mutter nicht doch etwas Entscheidendes fehle …? Hat man jemals Sartre gefragt, ob er sich trotz seiner fehlenden Vaterschaft als vollständiger Mensch fühle? 

Kein Kind ohne
vorherigen
Ehevertrag!

Was aber sagte Simone de Beauvoir wirklich zur Mutterschaft? Sie sagte, 1976 und schon 1949 im „Anderen Geschlecht“, im Namen der Mütterlichkeit würden vor allem die Frauen für das Versorgen der Kinder verantwortlich gemacht, Mütterlichkeit sei jedoch keineswegs angeboren, sondern anerzogen. Sie sagt, aus der Fähigkeit zur biologischen Mutterschaft (zum Gebären) ergebe sich nicht zwangsläufig die Verpflichtung zur sozialen Mutterschaft (zum Aufziehen). Sie sagt, die Mutterschaft sei keine Lebensaufgabe für eine Frau. Und sie sagt, die Mutterschaft an sich sei kein kreativer Akt, sondern eine biologische Gegebenheit.

Und unter den heutigen Bedingungen mache die Mutterschaft Frauen oft zu wahren Sklavinnen und binde sie ans Haus. Darum müsse es um die Aufkündigung dieser Art von Mutterschaft gehen, das heißt der traditionellen Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern, also um eine echte Elternschaft.

Kurzum: Simone de Beauvoir vertrat schon vor 67 Jahren die Position, die heute mal wieder als die Spitze der Erkenntnis gilt. Müssen wir Frauen eigentlich von Generation zu Generation immer wieder von vorne anfangen?

Weiterlesen in der aktuellen EMMA:

Katrin Bauerfeind: Die kinderlose TV-Journalistin stellt sich vor, wie das wäre, wenn sie vor die Kommission „Du musst Mutter sein!“ zitiert würde.

Sarah Fischer: Die Mutter eines Kindes rät – bei einer Scheidungsrate von bis zu 50 % - dringend zu einem Eltern-Vertrag VOR der Schwangerschaft.

Esther Göbel: Die Nicht-Mutter ist es leid, sich immer wieder rechtfertigen zu müssen.

Sarah Diehl ist sich sicher: Meine biologische Uhr tickt nicht.

Jeanne Rubner: Die Mutter von vier Kindern und Karriere-Journalistin hat den richtigen Mann und keine Probleme. Auch schön.

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Mütter: Einfach mal loslassen?

© imago/Action Pictures
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Stress, Stress, Stress! So geht es Eltern. Das ist das Ergebnis einer neuen Forsa-Studie, Titel: „Eltern 2015 – wie geht es uns? Wie geht es unseren Kindern?“ 1.006 Mütter und Väter von Kindern bis 12 Jahren wurden im Auftrag der Zeitschrift Eltern befragt. Plus 727 Kinder von sechs bis zwölf.

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Ergebnis: Die Eltern plagen nicht in erster Linie Zukunftssorgen wegen finanzieller Unsicherheit oder der Stress im Beruf. Nein, die Eltern plagen am allermeisten die hohen Ansprüche an sich selbst. Alles muss perfekt sein – vom Kinderwagen bis zum Kitaplatz. 

Am allerallermeisten stressen sich Mütter. Jede Zweite weiß selber: Der „größte Druck“ im Leben kommt von den „eigenen Ansprüchen“. Bei den Vätern geht es nur jedem Dritten so.

Väter plädieren eher für ein „partnerschaftliches Familienmodell“ – zumindest in der Theorie: 85 Prozent finden, dass beide Elternteile gleichermaßen für die Erziehung der Kinder zuständig sein sollten. Aber nur 67 Prozent der Mütter sehen das so. Keine Mutter findet, dass sich ausschließlich der Vater um die Kinder kümmern sollte (Väter: 1 Prozent).

Wie erlebt ihr selbst die Elternschaft oder Eltern in eurem Umfeld?

Was auffällt: Der Gap zwischen Frauen und Männern wächst weiter, wenn es um die reale Aufgabenverteilung geht. Auf die Frage „Wer ist bei Ihnen hauptverantwortlich für die Erziehung und das Wohl des Kindes?“ antworteten 62 Prozent der Frauen mit: „Ich selbst“ (Väter: 3 Prozent)! Und nur 36 Prozent der Frauen mit „beide gleichermaßen“ (Väter: 63 Prozent). 

Wollen also einige Väter nicht helfen – oder dürfen sie nicht, weil die Mütter nicht loslassen? Wie erlebt ihr selbst die Elternschaft oder Eltern in eurem Umfeld? Auch schon gestresst?

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