Alice Schwarzer schreibt

Vergnügungssteuer für Männervereine!

Jungs unter sich: So macht das Spaß! - Foto: imago/IPON
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Pünktlich vor der Stichwahl zum SPD-Parteivorsitzenden (in der Scholz gegen Walter-Borjans antritt) verkündete der SPD-Finanzminister seinen Angriff auf die „reinen Männervereine“. Denen soll in Zukunft die Gemeinnützigkeit entzogen werden, wenn sie keine Frauen zulassen; das heißt, sie müssten Steuern zahlen.

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Der SPD-Spitzenkandidat wird davon ausgehen, dass das den Frauen gefällt. Wie es die Männer ärgert, scheint er nicht zu ahnen (Doppelspitze zuhause und in der Partei).

Die Wellen schlagen hoch. „Laschet geht auf Scholz los“, titelt Bild. Und: „GroKo-Zoff um Traditionsvereine“. Das ist so richtig ein kleines, süffiges Skandal-Thema für die Medien – und eines für den Wahlkampf. Denn der Vorschlag ist in der Tat nach dem Herzen vieler Frauen. Die finden es – seit der Virus Feminismus grassiert – immer gut, wenn die „reinen Männervereine“ einen vor den Latz kriegen: vom Schützenverein bis zur Vorstandsetage.

Wir Emanzen
gönnen
den Jungs ihr
Vergnügen

Und die Männer? Die erregen sich erwartungsgemäß. Was denn noch? Das ist doch jetzt wirklich übertrieben!

EMMA möchte in die Wellen der Erregung noch einen – den vielleicht letzten? - Tropfen fallen lassen. Wir schlagen vor, dass „die reinen Männervereine“ in Zukunft „Vergnügungssteuer“ zahlen müssen. Denn schließlich ist es für die Herren der Schöpfung doch offensichtlich ein Vergnügen, in Schützen- oder Sportvereinen endlich mal ganz unter sich zu sein.

Wir Emanzen gönnen den Jungs ihr Vergnügen. Doch wir meinen, sie fallen damit ganz klar unter das Gesetz für die „Erhebung einer Steuer auf Vergnügungen besonderer Art“. Dieses Steuergesetz ist Sache der Kommunen. In der Kommune Köln zum Beispiel fallen sieben „Vergnügungen besonderer Art“ unter das Gesetz. Bei fünfen geht es um Prostitution oder Pornografie (Ein Thema, auf das wir zurückkommen werden!). Beim sechsten um Spielclubs und beim siebenten um „Tanzvergnügungen“ (Was soll das?).

Nummer acht könnten die „reinen Männervereine“ werden. Denn die sind doch nun wirklich ein Vergnügen besonderer Art. Oder, Jungs?

EMMA meint: Dieses Vergnügen sollten wir den Männern auf keinen Fall nehmen. Schließlich ist so eine Auszeit von der schwer erschütterten Männerwelt etwas, was erregte männliche Gemüter beruhigt, ja besänftigt. Mal ganz davon abgesehen, dass auch so manche Ehefrau sich freuen dürfte, Ihn aus den Füßen zu haben, um dieselben mal in Ruhe hochlegen zu können.

Emanzen, ab an den Herd! (Kollegah)

Das dürfte auch die (weiterhin unsichtbare) Verlobte von Kollegah so sehen. Der rief am Dienstagabend bei seinem Konzert vor dem halbleeren Saal im Kölner E-Werk (auf 2.000 Plätzen zirka 400 Besucher, davon 90 Prozent männlich): „Wir haben heute einen actionreichen Tag gehabt. Hat einer von euch da draußen die Emanzen-Demonstranten noch begrüßt? Vielleicht mit einem Gastgeschenk? Mit einem Kochlöffel oder einem Topf oder so was?“

Klar, Kollegah, wir Frauen an den Herd und du in deinen reinen Männerverein. Der war allerdings noch nie gemeinnützig – im Gegenteil: eher gemeingefährlich.

Aber schweifen wir nicht ab. Auch Nicht-Kollegah-Fans wollen mal ihre Ruhe haben. Frauenfrei. Also, Herr Finanzminister, was läge da näher als eine Vergnügungssteuer für „reine Männervereine“?

Alice Schwarzer

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