Wie sexistisch ist Transaktivismus?

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An diesem Wochenende ist CSD in Stuttgart. Am Samstag wird die Regenbogen-Community auf der „Politdemo“ durch die Innenstadt zum Schlossplatz ziehen, bis zum Sonntag ist Straßenfest. „Lasst uns alle gemeinsam ein leuchtendes Zeichen für Vielfalt, Respekt, Akzeptanz und Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft setzen!“ schreibt der „Stuttgart Pride“ auf seiner Website. So weit, so bunt.

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Mit dabei im vielfältigen Treiben: die LINKE.queer Baden-Württemberg. Die Landesarbeitsgemeinschaft unter dem Dach der Partei „Die Linke“ kämpft laut Selbstbeschreibung „für die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von schwulen, lesbischen, bisexuellen, transgender, transsexuellen, intersexuellen und non-binären Menschen“. Und die queeren Linken haben eine ganz besondere Botschaft, die sie per Postkarte unters Volk bringen. Sie lautet: „TERFs can suck my huge trans cock“. Übersetzt: "TERFs können meinen riesigen Trans-Schwanz lutschen.“ Was will uns die LINKE.queer mit diesem ebenso vulgären wie frauenfeindlichen Ausfall sagen?

Was will uns die queere Linke mit diesem frauenfeindlichen Ausfall sagen?

Für diejenigen, die noch nicht mit den Gedankengebäuden und dem Aggressionspotenzial einer kleinen, aber sehr lauten und reichlich enthemmten Gruppe Transaktivisten vertraut sind, sei hier erklärt: Laut deren Dogma ist jeder biologische Mann, der sich zur Frau erklärt, eine Frau. Daraus folgt: Frauen können Penisse haben. Homosexuellen Frauen, die bekanntlich Frauen lieben und begehren, wird es nicht gestattet, dies in Frage zu stellen bzw. biologische Männer, die sich als Frauen definieren, als Sexualpartner abzulehnen. Tun sie das doch, werden sie als „transphob“ beschimpft – und eben als TERFs (Trans Exclusionary Radical Feminists).

Und TERFs sind zum Abschuss freigegeben. Davon kann man und frau sich auf der Website terfisaslur.com (=Terf ist ein Schimpfwort) überzeugen oder sich die neuesten Graffitis am Frauenzentrum Halle („TERFs boxen“) oder am Kölner FrauenMediaTurm anschauen („TERFs ins Klo“). Oder Plakate auf dem Kölner Dyke March („Fuck TERFs“). Oder die Studie der Britin Angela Wild lesen, die zusammengetragen hat, welchen Anfeindungen Lesben inzwischen auf Datingportalen ausgesetzt sind, wenn sie erklären, keine Menschen mit Penissen daten zu wollen. Das alles erinnert frappant an Sprüche aus dem Macho-Mittelalter („Die muss nur mal vom richtigen rangenommen werden…“). Ebenso wie der linke Spruch von den Riesenschwänzen, mit denen man unliebsamen Kritikerinnen offenbar das Maul stopfen will. 

Ist der Respekt, den Transaktivisten einfordern, eine Einbahnstraße? 

Was sagt nun die LINKE zur TERF-Postkarte der LINKE.queer? „Die Landesgeschäftsstelle hatte keine Kenntnis von der Postkarte. Wir unterstützen die Verwendung und Verbreitung des Materials nicht und distanzieren uns von dieser Postkarte“, heißt es auf Anfrage von EMMA.

Und was folgt daraus? Erstmal nichts. „Wir haben im Gespräch sehr deutlich gemacht, dass wir die Karte nicht nur unglücklich finden, sondern falsch“, erklärt Landesgeschäftsführerin Claudia Haydt. Aber: Die LINKE.queer sei eine Landesarbeitsgemeinschaft und als solche eine autonome Gruppe, in der viele gar keine Parteimitglieder seien. Deshalb habe man „keine Sanktionsmöglichkeiten“. Gälte das auch für eine rassistische Postkarte? Zum Beispiel: „Türken sollen meinen arischen Riesenschwanz lutschen?“   

Auf ihrer Website hat die Linke Baden-Württemberg die Erklärung „Kein Platz für Sexismus!“ veröffentlicht: „Wir stehen an der Seite aller Betroffenen von Sexismus, sexualisierter Gewalt und Diskriminierung – in und außerhalb der Partei. Bei uns darf es keinen Platz für Sexismus geben!“ Gilt das auch für Sexismus im Namen des Transaktivismus? Oder ist der Respekt, den Transaktivisten von Feministinnen einfordern, eine Einbahnstraße? Gerade sieht es ganz so aus.        

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