Canan Arin: die Anwältin der Frauen

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In einer typischen Ankaraner Beamten-Familie wuchs Arin im Geist des Kemalismus von Atatürk auf. Dementsprechend gab es zuhause keine Ungleichbehandlung zwischen Canan und ihren drei Brüdern. Mit 28 wurde die begabte Studentin 1970 zur Promotion in Verfassungsrecht an die renommierte "London School of Economics and Political Science" geschickt.

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Nach dem Militärputsch 1980 gehörte Canan Arin zu den Initiatorinnen der feministischen türkischen Frauenbewegung. Die Frauen waren empört über die Ignoranz sowohl der kemalistischen Staatsbürokratie als auch der linken Bewegung bezüglich der Frauenpolitik.

Das aus der Schweiz in den 1920er Jahren adaptierte Familienrecht erklärte den Mann zum Familienoberhaupt, der kategorisch den gemeinsamen Wohnort und die Berufstätigkeit seiner Frau bestimmen konnte. Das aus dem faschistischen Italien der 1920er Jahre stammende Strafrecht garantierte Männern Straferlass bei Morden im Namen der Ehre.

"Das erklärt wohl auch, warum ich niemals geheiratet habe", lacht Canan Arin. Dafür verhalf sie unzähligen Frauen juristisch zu ihrem Recht. Als Mitbegründerin des ersten unabhängigen Frauenhaus-Projektes Mor-Cati (Lila Dach) zielt ihr Engagement bis heute auf die Verhinderung von Gewalt. Zu ihren wichtigsten Fällen gehören Ehrenmord-Prozesse wie der von Güldünya Toren. Die 22-jährige Kurdin wurde im Februar 2004 von einem ihrer Brüder in einem Istanbuler Krankenhaus erschossen, weil sie ein uneheliches Kind geboren hatte. Vergangenen Oktober wurde ihr Mörder zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.

EMMA März/April 2007

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