Honkas Opfer: Unvergessen!
Am 18. Mai 2025 erreicht EMMA eine E-Mail von Rita Bake. Sie schrieb: „Vor vielen Jahren wies Alice Schwarzer mit Recht darauf hin, dass man nichts über die weiblichen Opfer des Frauenmörders Fritz Honka wisse, aber über den Mörder sehr viel.“ Das ließ die Aktivistinnen vom „Garten der Frauen“ in Hamburg nicht ruhen. Sie spürten den Lebensgeschichten der Opfer von Fritz Honka nach, für die ihr Mörder sich nie interessiert hatte. „Ich wusste den Namen dieser Frau nicht“, hatte Honka bei der Vernehmung erklärt.
Die Hamburgerinnen spürten den vergessenen Frauen nach, um „ihnen die Würde zurückzugeben, die die Gesellschaft, ihr Mörder, Kriminalpolizisten, das Gericht und manche Medien genommen hatten“. Die kargen Informationen, die die Historikerin Frauke Steinhäuser meist den Protokollen der Polizei entnahm, zeigen, dass diese Frauen nicht erst nach dem Tod, sondern schon zu Lebzeiten vergessen waren. Vergessen von Eltern und Geschwistern, gedemütigt von Freiern und Behörden.
Bis 1965 waren Frauen in der Prostitution mit „Berufsverbrechern“ gleichgesetzt worden, ganz in der Tradition der Nazis. Die meisten waren, wie die vier, bitterarm. Oft hatten sie nicht einmal ein eigenes Bett und übernachteten bei den Freiern. Das Leben in der Prostitution und im Konzentrationslager hat diese vier Frauen aus der Spur geworfen. Drei von vier waren nach ihrer Ermordung noch nicht einmal als vermisst gemeldet worden.
Ihr Mörder, Fritz Honka, wurde 1993 entlassen und als „Peter Jensen“ anonymisiert. Er zog in ein Altersheim, ein gemischtes Altersheim mit Männern und Frauen. Seine MitbewohnerInnen wussten nicht, dass er ein Frauenmörder war.
2016 veröffentlichte der Schriftsteller und bekennende Bukowski-Fan Heinz Strunk einen Roman über Honka, Titel: „Der goldene Handschuh“ (so hieß die Kaschemme, in der Honka und seine Opfer verkehrten). Strunk ging darin episch auf die schwere Kindheit Honkas ein. Bei der Beschreibung der Opfer begnügte er sich damit, weitgehend den Aussagen Honkas vor Gericht zu folgen, oft wörtlich.
2019 präsentiert Fatih Akin auf der Berlinale einen auf dem Roman basierenden Spielfilm, der, so der Spiegel, „den Sadismus eines Mörders und die Todesangst seiner Opfer“ zelebriert. Dafür ließ Akin sich zusammen mit seinem Hauptdarsteller auf dem roten Teppich feiern. Der Regisseur charakterisiert seinen Film als „Horrorfilm“, der „vielleicht sogar Glückshormone freisetzen“ könnte. – Es geht also weiter mit der Lust am Frauenmorden.
Doch was ist der „Garten der Frauen“? Den initiierte 2001 der gleichnamige Verein. Der sorgt für die Pflege des Gartens, der ein Teil des Ohlsdorfer Friedhofes in Hamburg ist. Vorhandene Grabstätten werden restauriert, die Lebensläufe der Frauen recherchiert und auf der Website veröffentlicht. Und in der Anonymität vergessene Frauen, wie die vier Opfer von Honka, wird ein Denkmal gesetzt.
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