Freispruch für Freier Ribéry

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Was sich letzte Woche schon anbahnte, ist jetzt Fakt: Franck Ribéry und sein Kumpel Karim Benzema von Real Madrid sind heute von einem Pariser Gericht freigesprochen worden. Es sei den beiden Fußballern nicht nachzuweisen, dass sie gewusst haben, dass Zahia Dehar minderjährig war, als sie sie 2009 als Prostituierte nach München einfliegen ließen.

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Und schon beginnt das große Aufatmen. Da seht ihr’s, der Franck hat das einfach nicht gecheckt! Und selbst wenn – die Kleine hat’s doch drauf angelegt. Und außerdem: Scharf ist sie ja schon…

Was ist schon dabei, wenn so ein Fußballstar sich mal ein Mädel gönnt?

Dass gegen den Bayern-Stürmer ein Verfahren wegen „Verführung Minderjähriger“ lief, hatte schon im August 2013 niemanden wirklich gestört. Da wurde Ribéry zum europäischen Fußballer des Jahres gewählt. Und bei der Wahl zum Weltfußballer 2013 kam er immerhin unter die letzten drei. Was ist auch schon dabei, wenn ein Fußballstar sich mal so ein Mädel gönnt?  

Tja, was ist dabei, wenn in einem Gerichtsprozess fünf Männer der Zuhälterei angeklagt sind, die in ihrem Club „Zaman“ nahe der Champs Elysées in großem Stil Mädchen an wohlhabende Männer weiterreichen. Und wenn ein Fußballer es offenbar für selbstverständlich hält, mit diesen Herren Geschäfte zu machen.

Aber Ribéry hat ja nichts gewusst. „Wir sind erfreut zu sehen, dass die Solidarität unter Männern noch funktioniert“, spottet Zéromacho. Die französische Initiative von „Männern gegen das Prostitutionssystem“ zitiert außerdem ein Urteil aus dem Jahr 2002, das anders entschied: „Dass ein Kunde behauptet, er habe nichts von der Minderjährigkeit des Opfers gewusst, stellt keinen Schutz dar. Es ist Sache des Beschuldigten nachzuweisen, dass er für seinen Irrtum nicht verantwortlich ist, zum Beispiel, wenn die Minderjährige ihm einen gefälschten Ausweis vorgelegt hat.“ Und Zéromacho weiter: „Wenn das Urteil im Fall Ribéry ein Präzedenzfall wird, was spricht dann noch gegen die Prostitution unter 18 Jahren? Die Justiz ermutigt nicht nur Fußballer, sondern auch Zuhälter.“

Apropos Zuhälter: Die fünf Männer im Umfeld des „Zaman“-Clubs wurden im Ribéry-Prozess alle wegen Zuhälterei verurteilt.

Und Franck Ribéry wird am nächsten Sonntag wieder für Bayern München auf dem Platz stehen, als ob nichts gewesen wäre.

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Der gehänselte Junge aus der Vorstadt feiert seinen größten Triumph: Er ist der "Fußballer des Jahres". Aber da war doch noch was?

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Der Prozess läuft noch und wurde vor ein paar Wochen nur aus formaljuristischen Gründen verschoben. Europas frisch gekürter "Fußballer des Jahres" Franck Ribéry ist der "Verführung Minderjähriger" angeklagt. Darauf stehen in Frankreich bis zu drei Jahren Gefängnis und Geldstrafen bis zu 45.000 Euro.
Das Ganze war durch einen anonymen Hinweis an die Pariser Polizei aufgeflogen. Im Visier: Der Zaman-Club, in der Nähe der Champs-Elysées. Dort verkehrten Mädchen wie die 16-jährige Zahia Dehar, mit denen Männer für 1.000 bis 1.500 Euro Geschlechtsverkehr haben konnten. Kassiert wurde das Geld von Zuhältern.
Zahia ist im Alter von 10 Jahren aus Algerien gekommen - das auch die Heimat der Familie von Ribéry ist. Sie kann bis heute kaum lesen und schreiben. Mit ihr hat Ribéry ein Verhältnis angefangen, sie nicht nur in Paris frequentiert, sondern auch nach München eingeflogen.
"Ich war das Geburtstagsgeschenk von Franck Ribéry", hatte Zahia seinerzeit ausgesagt. Später soll er ihr auch schon mal an der Bar 700 Euro in die Hand gedrückt haben. Inzwischen behauptet sie, sie habe sich ihm gegenüber als "volljährig" bezeichnet und will auf eine Nebenklage verzichten. Was wohl da alles noch so in die Hand gedrückt wurde?
Nachdem der Skandal aufgeflogen war, zeigte Familienvater Ribéry sich sehr, sehr reuig. "Ich habe der Mutter meiner (drei) Kinder Leid zugefügt", erklärte er. "Wegen einer enormen Dummheit habe ich fast alles zerstört." Gleichzeitig behauptete Ribéry - ähnlich wie Strauss-Kahn - er habe die 16-Jährige nicht als Prostituierte gekauft, sondern es sei ein Verhältnis gewesen.
In der Tat, Ribéry hat nur fast alles zerstört. Seine Frau ließ sich nicht scheiden. Die Jury, die ihn zum "Fußballer des Jahres" erklärt hat, stört es offensichtlich nicht, dass ein akutes Verfahren wegen "Verführung Minderjähriger" gegen ihren Helden läuft. Und die vielen Journalisten in den Sportredaktionen, die Ribéry für seine Wahl bejubeln, auch nicht.
EMMAonline, 30.8.2013

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