HeldinnenAward an Sotoudeh

Die Anwältin und Frauenrechtlerin Nasrin Sotoudeh in Teheran.
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Nasrin Sotoudeh war am 29. Oktober auf der Beerdigung von Armita Garavand in Teheran festgenommen worden. Die 16-jährige Armita war nach dem Vorgehen der Sittenpolizei gegen die Unverschleierte am 1. Oktober in der Teheraner U-Bahn aus dem Koma nicht mehr erwacht. Auch Nasrin, die seit 14 Jahren gegen die Zwangsverschleierung kämpft, war bei ihrer Verhaftung unverschleiert, ebenso wie 20 weitere Frauen. Sie alle wurden geschlagen, Nasrins Brille zerbrach, und verhaftet. Zur Zeit ist Nasrin im Qarchak-Gefängnis in einem unbegrenzten Hungerstreik. 

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Dieser Schatten liegt heute über der seit Monaten geplanten Verleihung des HeldinnenAwards an Nasrin Sotoudeh. 

Die Veranstaltung beginnt um 13.15 Uhr. Der Begrüßung durch den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner und Alice Schwarzer folgen die Laudatio und eine Video-Botschaft von Nasrin Sotoudeh. Stellvertretend nimmt Mansoureh Shojaee - Nasrins Kampfgefährtin, die heute in den Niederlanden im Exil ist - den Preis entgegen: 10.000 Euro Preisgeld sowie eine Skulptur der japanischen Künstlerin Leiko Ikemura.

Nasrin Sotoudeh hat ihre allerletzte Video-Botschafte auf der sogenannten „Revolutionsstraße“ aufgenommen. Dort hatten 2019 junge Frauen, genannt die „Mädchen von der Revolutionsstraße“, erstmals öffentlich ihre Schleier abgerissen und wie eine Fahne der Freiheit geschwenkt. Die Reaktion des Regimes war brutal. Die Frauen flohen ins Exil oder kamen vor Gericht. Drei von ihnen verteidigte die Anwältin Sotoudeh. Sie landetet dafür selber vor Gericht. 2019 wurde sie zu 38 Jahren Haft und 145 Peitschenhieben verurteilt.

2022 war Sotoudeh wegen schwerer Erkrankung aus dem Gefängnis auf Zeit entlassen worden. In ihrer letzten Video-Botschaft sagt Nasrin, selber Mutter einer Tochter (die im Exil ist) und eines Sohnes: „Wir gehen auf die Straße, um unsere Kinder zu schützen. Mädchen haben wie Jungen das Recht, sich frei zu bewegen. Dies ist die Revolutionsstraße, wo alles begann. Ich stehe am Scheideweg.“

Der von der Alice-Schwarzer-Stiftung initiierte HeldinnenAward wird erstmals und nicht zufällig gerade jetzt an eine Iranerin verliehen. In Zeiten, in denen internationale Krisen den Freiheitskampf der Menschen in Iran überschatten, haben die IranerInnen keine Stimme mehr und brauchen unsere besondere Solidarität.

Nasrin Sotoudeh ist seit zwanzig Jahren einer der Motoren des Aufstandes der Frauen in Iran. Sie verteidigte zahllose Frauen und Menschenrechtler vor Gericht, so manchen rettete sie das Leben. Und sie scheute sich auch nicht, für ihren Kampf auf die Straße zu gehen. Nur der internationalen Solidarität hat sie es wohl zu verdanken, dass sie noch lebt.

Anmeldungen für die Preisverleihung - bitte mit Namen, Beruf und Wohnort - bis Montag, 9 Uhr an: mail@alice-schwarzer-stiftung.de

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