Joanne K. Rowling: Expelliarmus!
"Ich glaube, es ist mein tiefster Wunsch, dass Menschen, mit denen ich nicht einer Meinung bin, mich lieben und ich sie weiterhin lieben kann“, erklärte Emma Watson, die einst so bezaubernde Hermine aus den Harry-Potter-Filmen, ins Mikro des Podcasts „On Purpose“. Damit wollte sie Joanne K. Rowling milde stimmen. Woher der Sinneswandel? „Vielleicht, weil es bei ihr nicht mehr so gut läuft?“, vermutete Rowling prompt auf X.
Seit fünf Jahren führen Watson und Rowling einen öffentlichen Streit. „Transfrauen sind Frauen!“ propagierte Watson in zahlreichen Interviews, flankiert von ihren Harry-Potter-Kollegen Daniel Radcliffe und Rupert Grint. Tief verletzt distanzierte sich das trimagische Trio von der Jahrtausend-Terf Rowling.
Aber was hatte Rowling eigentlich getan? 2019 war sie der britischen Steuerexpertin Maya Forstater zur Seite gesprungen. Der war gekündigt worden, weil sie in angeblich transphoben Tweets das biologische Geschlecht zur Realität erklärt hatte. Unter dem Hashtag „StandWithMaya“ twitterte Rowling ihre Solidarität und ein Zitat, das um die Welt ging: „Du kannst dich nennen, wie du willst, mit jedem einvernehmlich schlafen und dein bestes Leben in Frieden und Sicherheit leben – aber Frauen ihren Job wegzunehmen, weil sie sagen, das biologische Geschlecht ist real, geht zu weit.“ Ein Shitstorm folgte.
Am 6.6.2020 titelte eine Website für Entwicklungshilfe: „Eine gleichberechtigte Welt nach Covid-19 schaffen für Menschen, die menstruieren.“ Rowling twitterte: „Menschen, die menstruieren? Ich bin mir ziemlich sicher, es gab doch mal ein Wort für diese Leute. Helft mir mal eben … Frieven? Fraven? Froven?“
J.K. Rowling wurde zum Feindbild in einem entfesselten Kulturkampf
Rowling wurde prompt weltweit zur Terf Nr. 1 erklärt und zum Feindbild in einem entfesselten Kulturkampf. Ben O’Keefe, früher Berater von US-Senatorin Elizabeth Warren, antwortete auf Rowlings Tweet mit: „Halt die Fresse, du transphobisches Dreckstück!“ Die einst so geliebte Autorin erhielt Morddrohungen, ihre Bücher wurden verbrannt, es folgten Ausladungen und wütende Leitartikel. Auch deutsche Medien sprangen auf, von Spiegel bis Taz – und reiten die Welle bis heute.
Rowling beharrte auf drei Dingen: dem Recht auf die biologische Definition des Geschlechts, den Erhalt von Schutzräumen für Frauen sowie dem Schutz von Minderjährigen vor irreversiblen medizinischen und chirurgischen Eingriffen. Wer Äußerungen von Rowling sucht, die Hass auf Transmenschen schüren, kann lange suchen. Sie hatte sogar mehrfach explizit geschrieben, dass sie sich wünscht, dass Transmenschen frei von Diskriminierung leben können. Im Gegenzug ist das Netz voll von Hass auf Rowling aus der sonst so sensiblen Trans-Blase. Nach dem Mord an Charly Kirk forderten Trans-AktivistInnen gar: „Great. Rowling next!“.
Aber: J. K. Rowling hielt stand – und wurde zum Bollwerk gegen den Transwahn in Großbritannien. Und was für eines!
Die in Edinburgh lebende Autorin – Schottland war unter Nicola Sturgeon Vorreiter bei der Ausweitung von Transrechten – gründete den „J. K. Rowling Womenʼs Fund“. Damit unterstützt sie Frauen, die vor Gericht „geschlechtsbasierte Rechte von Frauen“ verteidigen. Zum Beispiel die „Darlington Nurses“. 26 Krankenschwestern klagten gegen ihren Arbeitgeber, den National Health Service (NHS), weil ein männlicher Kollege, der sich „als Frau identifizierte“, sie in ihrer Umkleide belästigte. Der NHS unterstellte den Krankenschwestern „Transphobie“ und empfahl ihnen eine „Inklusions-Schulung“.
Nach und nach stellten sich mehr und mehr Frauen in Schottland und in Großbritannien auf Rowlings Seite. Auch angefacht durch Gerichtsurteile wie im Fall Adam Graham. Der verurteilte zweifache Vergewaltiger nannte sich während seines Gerichtsverfahrens in Isla Bryson um und wollte im Frauengefängnis untergebracht werden. Schon zuvor hatten in Großbritannien Sexualstraftäter den Geschlechtseintrag gewechselt und dann in Frauengefängnissen sexuelle Übergriffe begangen. Die Medien nannten diese „Frauen mit Penis“.
Am 1. April 2024 hat Rowling dann sozusagen im Alleingang das „schottische Gesetz gegen Hasskriminalität“ gekippt. Warum? Das Gesetz hätte einen neuen Straftatbestand, die „Anstiftung zum Hass” geschaffen und allen TranskritikerInnen den Mund verboten. Trans-AktivistInnen verkündeten triumphierend, dass „Misgendering“ und andere öffentliche Einwände gegen ihre Ideologie von da an illegal wären. Rowling stellte das Gesetz ganz einfach auf die Probe, indem sie auf X zehn Transfrauen, darunter eine verurteilte Vergewaltigerin, Sexualstraftäterinnen und prominente Aktivistinnen, auflistete und erklärte, das seien Männer. „Die Meinungs- und Glaubensfreiheit ist in Schottland am Ende, wenn die korrekte Beschreibung des biologischen Geschlechts als Straftat gilt“, argumentierte sie. Das Gesetzesvorhaben wurde gestoppt.
Einen weiteren Meilenstein setzte Rowling im April 2025 durch die finanzielle Unterstützung von „For Women Scotland“, die sich über sieben Jahre durch alle Instanzen klagten, um Frauenräume zu schützen. Richter Lord Patrick Hodge verkündete am 16. April: „Die einstimmige Entscheidung dieses Gerichts lautet, dass sich die Begriffe ‚Frau‘ und ‚Geschlecht‘ im Equality Act von 2010 auf biologische Frauen und das biologische Geschlecht beziehen.“
Was klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist ein „Sieg für alle Frauen“, erklärte die von der Uni Sussex wegen angeblicher Transphobie geschasste Kathleen Stock: „Die Höchsten Richter haben nun geklärt, dass ein Mann – mit oder ohne Gender Recognition Certificate (GRC) – nicht in ein Frauengefängnis gehört, nicht in einen Schlafsaal oder eine Umkleide für Frauen und nicht in ein Frauenhaus.“
Nach dem Urteil distanzierte sich dann auch Großbritanniens Premier Keir Starmer von seinen früheren Aussagen (2022: „Trans-Frauen sind Frauen!“) und folgte „nun“ der „juristischen Definition“, dass Frauen biologische Frauen sind. Wahrscheinlich folgt er damit auch Donald Trump, der offiziell „nur zwei Geschlechter“ anerkennt und in dessen Gunst er trotzdem gerade abschmiert.
Laut einer vom Policy Institute am King’s College London und Ipsos durchgeführten Umfrage finden 39 Prozent der britischen Bevölkerung, dass mit Trans-Rechten „zu weit gegangen“ wurde, was einem Anstieg von 22 Prozent in den letzten fünf Jahren entspricht. Und der Anteil derjenigen, die angaben, dass die Rechte von Transgender-Personen „nicht weit genug gegangen sind“, sank von 31 im Jahr 2020 auf 17 Prozent in 2025.
Watson hat so wenig Ahnung vom Leben, dass sie nicht merkt, wie ignorant sie ist
Zur Zeit steht die BBC in der Kritik, die Berichterstattung über Transsexualität verzerrt zu haben. Und zwar indem sie ausschließlich positiv darüber berichtete. Die BBC unterhält eine LGBTQ+-Redaktion, die dafür gesorgt haben soll, „andere Perspektiven aus der Berichterstattung herauszuhalten“, heißt es in einem geleakten Bericht eines BBC-Beraters.
Die Chefin der schottischen Polizei, Jo Farrel, erklärte im November 2025: „Ein Mann, der eine Frau vergewaltigt, wird von uns bei den männlichen Tätern erfasst, egal wie er sich identifiziert.“ Der Wind hat sich also gedreht und das hat nicht nur Emma Watson gemerkt. Zu der fand J. K. Rowling übrigens noch ein paar deutliche Worte: „Emma Watson hat so wenig Ahnung vom echten Leben, dass sie nicht merkt, wie ignorant sie ist. Sie hat immer einen Bodyguard an ihrer Seite. Sie muss in keine Sammelumkleide!“ Und weiter: „Ich hingegen war mit 14 noch keine Multimillionärin. Ich lebte in Armut, während ich das Buch schrieb, das Emma berühmt gemacht hat. Ich weiß aus eigener Erfahrung, was die Missachtung von Frauenrechten, für die Emma sich so enthusiastisch eingesetzt hatte, für Frauen und Mädchen bedeutet, die nicht über ihre Privilegien verfügen.“
In der Tat. Rowling hatte einen gewalttätigen Ehemann, mit dem sie in Portugal lebte. 1993, kurz nach der Geburt ihrer Tochter, floh sie mit ihr zurück nach Großbritannien. Nach der Scheidung 1995 war sie alleinerziehend, lebte von Sozialhilfe. 1998 wurde „Harry Potter und der Stein der Weisen“ mit einer Startauflage von 500 Exemplaren veröffentlicht – der Rest ist Geschichte.
Einen Teil ihres Vermögens (man spricht von einer Milliarde) setzt Rowling heute über ihre Stiftungen „Volant“ und „Beira’s Place“ für Frauen und Mädchen ein, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind. 2021 spendete sie Hunderttausende Pfund, um über 100 afghanische Anwältinnen und ihre Familien zu evakuieren, die von den Taliban ermordet worden wären.
Seit 2001 ist Rowling mit dem Arzt Neil Murray verheiratet, mit dem sie eine weitere Tochter und einen Sohn hat. Die Familie lebt in Edinburgh. In der Stadt, die im 18. Jahrhundert zur Geburtsstätte der schottischen Aufklärung wurde. Und im 21. Jahrhundert der Ort, wo auch juristisch klargestellt wurde, dass sich der Begriff „Frau“ auf das biologische Geschlecht bezieht – die einfache, aber wohl größte Zauberformel zur Anerkennung der Realität.
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