Nasrin Sotoudeh: Hafturlaub!

Nasrin Sotoudeh mit ihrem Mann Reza Khandan und ihren beiden Kindern.
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Dass das Ayatollah-Regime die schwerkranke Frau überhaupt – kurzfristig? – frei ließ, ist ausschließlich der internationalen Solidarität, dem Druck von Frauen- und MenschenrechtlerInnen, von Organisationen und (einigen wenigen) Staaten zu verdanken. „Mit eurer Liebe und Unterstützung bin ich nach Hause gekommen, auf Hafturlaub“, schreibt Nasrin.

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Sie war 2017 – wieder einmal – verhaftet und nach einer langen Untersuchungshaft 2018 zu 38 Jahren Gefängnis und 148 Peitschenhieben verurteilt worden. Zunächst kam sie in das berüchtigte (Folter)Gefängnis Evin, wurde jedoch jüngst in das noch berüchtigtere Frauengefängnis Qarchak verlegt, dessen hygienischen Verhältnisse als „katastrophal“ gelten.

Nasrin Sotoudeh bekam für medizinische Behandlung Hafturlaub

Die international hoch geschätzte und viel geehrte Frauenrechtlerin ist nicht allein. Auch ihr Ehemann Reza Khandan wurde wegen seines Engagements gegen den Kopftuchzwang und für die Frauenrechte zu sechs Jahren Haft verurteilt. Man hat ihn allerdings vorläufig noch frei gelassen. Das Paar hat zwei schulpflichtige Kinder, die er seit Jahren allein versorgt. Doch das Damoklesschwert schwebt über beiden.

Trotzdem habe Khandan sich nie gewünscht, dass seine Frau ein Leben ohne Widerstand führe, berichtet das Iran Journal. Khandan: „Ich bin stolz auf Nasrin. Und ich bin mir sicher, dass es unseren Kindern genauso geht. Ich versuche mein Bestes, sie zu unterstützen, so viel ich kann.“

„Dank eurer Liebe und Unterstützung schaffen es politische Gefangene wie ich, die Zeit im Gefängnis durchzustehen“, schrieb Nasrin am 7. November. „Ich hoffe auf die Freilassung aller Gefangenen.“

Der Druck auf den Gottesstaat Iran muss aufrecht erhalten werden!

Das allerdings steht noch in den Sternen. Im geopolitischen Gleichgewicht der Welt spielt der Iran eine brisante, von allen gefürchtete Rolle, und auch der Westen macht ungeniert weiterhin Geschäfte mit dem Terrorregime.

Damit nicht nur Nasrin, sondern alle Gefangenen, ja alle Menschen im Iran eines Tages die Hoffnung auf eine menschenwürdige Zukunft haben können, muss der Druck auf den „Gottesstaat“ dringend und permanent aufrecht erhalten werden – und auch seine Repräsentanten hierzulande, mit denen sowohl die Politik wie gesellschaftliche Kräfte noch immer „dialogisieren“, müssen endlich demaskiert werden.

Weiterlesen im Iran Journal

 

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Ändert die Iran-Politik!

Protest vor der Amir Kabir Universität in Teheran. - Foto: Rouzbeh Fouladi/imago images
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Bereits seit zwei Jahren, seit Dezember 2017, demonstrieren Iranerinnen und Iraner gegen das iranische Regime, das ihnen grundlegende Menschenrechte vorenthält. Obwohl das Regime das Internet abschalten ließ, dringen Berichte aus dem Iran, nach denen das Regime in den letzten Tagen mehr als 200 Menschen ermordet hat, die für ihre Rechte auf die Straße gegangen sind. Die Benzinpreissteigerung war zwar der jüngste Auslöser für weitere Proteste, aber nicht das Ziel der meisten Protestierenden, die Demokratie, Gleichberechtigung und Freiheit fordern.

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Vor allem Frauen werden durch die Gesetze des Regimes zu Menschen zweiter Klasse degradiert, das Kopftuch ist Pflicht, Frauen sind von öffentlichen Veranstaltungen wie Fußballspielen ausgeschlossen, Vergewaltigungsopfer werden bestraft, kurz: Im Iran herrscht eine totale Geschlechterapartheid.

Im Iran herrscht totale Geschlechter-Apartheid

Daher standen Frauen seit Beginn an der Spitze der Proteste: Vida Movahed wurde zur Ikone, als sie auf einem Stromkasten stehend protestierte, die Haare unbedeckt, ein weißes Kopftuch an einem Stock schwenkend. 24 Frauenrechtlerinnen wurden mittlerweile zu Gefängnisstrafen verurteilt, einige, wie Saba Kurdafshari, zu Strafen von mehr als 20 Jahren. Nachdem das Regime die Frauen trotz Verhaftung und Folter nicht von den Protesten abhalten konnte, ging es dazu über, die Anwälte der Frauen ins Visier zu nehmen. Die Anwältin Nasrin Sotoudeh wurde z. B. wegen Staatszersetzung zu Gefängnis und Stockhieben verurteilt.

Während Frauen und Männer im Iran um ihre Rechte kämpfen, empfingen deutsche Staatsvertreter wie Bundespräsident Steinmeier immer wieder offiziell Vertreter des iranischen Regimes. Organisationen des iranischen Regimes wurden sogar mit staatlichen Geldern gefördert. Der deutsche Außenminister Heiko Maas traf sich mit dem iranischen Außenminister Zarif, der in dem öffentlichen Pressegespräch die Hinrichtung Homosexueller verteidigte.

Die bisherige Politik Deutschlands hinsichtlich des iranischen Regimes ist gescheitert. Sie hat das Regime gestärkt und die freiheitlichen Kräfte im Iran allein gelassen. Daher fordern wir eine Änderung der Iranpolitik! Wir fordern die Bundesregierung auf, Demokratie und Gleichberechtigung, Werte, für die die Bundesrepublik Deutschland und die Europäische Union stehen, auch gegenüber dem iranischen Regime zu vertreten.

Um glaubwürdig zu bleiben, muss die Bundesregierung zu einer Außenpolitik zurückkehren, die den Menschenrechten verpflichtet ist. Dazu gehört, Folgendes konsequent zu vertreten:

• Die Freilassung aller Frauen, die verurteilt wurden, weil sie Gleichberechtigung forderten, sowie die Freilassung aller politischen Gefangenen im Iran.

• Die Aufhebung des Kopftuchzwangs.

• Die Freilassung aller EuropäerInnen mit doppelter Staatsangehörigkeit, die von dem Regime als Geiseln gehalten werden.

• Den Stop der Hinrichtungen von Homosexuellen, den Stop aller Hinrichtungen im Iran.

• Keine offiziellen Treffen mit Vertretern des Regimes, da diese von dem Regime zu Propagandazwecken und zur Legitimierung seiner Politik missbraucht werden.

Des Weiteren muss die Bundesregierung den Zusammenhang zwischen der Außenpolitik gegenüber dem iranischen Regime und der inneren Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland erkennen und dementsprechend handeln:

• Die Einstellung der staatlichen Förderung aller regimenahen Organisationen, die iranische Propaganda in Deutschland verbreiten, insbesondere die Briefe Khameneis an die Jugend im Westen.

• In Deutschland lebende iranische Oppositionelle vor den ernst zu nehmenden Drohungen iranischer Agenten schützen.

• Die Hisbollah als Ganzes verbieten.

• Sämtliche Organisationen in Deutschland verbieten, die zur Vernichtung Israels aufrufen.

Wir appellieren an die Bundesregierung, dem iranischen Regime mit konsequenten Sanktionen zu begegnen und es zu isolieren, solange Geschlechterapartheid im Iran herrscht.

Geschlechterapartheid, Antisemitismus und Homophobie müssen international geächtet und diejenigen Kräfte gestärkt werden, die sich für Demokratie, Gleichberechtigung und Freiheit einsetzen.

Zu diesem Appell findet am 16. Januar eine Pressekonferenz in Berlin statt. Weitere Informationen

 

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