„Transmedizin macht krank!“
Vor dem Uniklinikum Münster haben sich an diesem Montagmittag rund 30 Frauen und einige Männer in weißen Arztkitteln versammelt. Nein, dies sind keine streikenden Mediziner. Sondern Feministinnen, die gegen das protestieren, was hinter diesen Mauern passiert, genauer: im „Center for Transgender Health“.
Dass es hier wirklich um „Gesundheit“ geht, bezweifelt die Initiative „Frauenheldinnen“, die zu dieser Protest- und Aufklärungsaktion aufgerufen hat, wie auch weitere Initiativen, die dem Aufruf zum Protest gefolgt sind: die feministische Aktionsgruppe „Lasst Frauen sprechen“, die Elterninitiative „Trans Teens Sorge berechtigt“ oder die Schwulengruppe „Just Gay“. Motto der Aktion: „Transmedizin macht krank – ein Leben lang!“
Und so lauten die Appelle an MinisterInnen und Bundeskanzler, die die Protestierenden auf ihre Plakate geschrieben haben: „Forschungsministerin Dorothee Bär: Schützen Sie Ihre Regierung vor einem Medizinskandal!“ – „Gesundheitsministerin Nina Warken: Schützen Sie Kinder und Jugendliche vor dem Skalpell von Transmedizinern!“ – „Bundeskanzler Friedrich Merz: Halten Sie Ihr Wahlversprechen! Kippen Sie das Selbstbestimmungsgesetz!“
Deutscher Ärztetag: Das ist "eine Form experimenteller Medizin an Kindern".
Vor einem „Medizinskandal“ sprechen nicht nur die protestierenden Gruppen, sondern immer mehr Mediziner aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie selbst. Der Grund: Immer mehr Kinder und Jugendliche mit „Geschlechtsdysphorie“, die sich „im falschen Körper“ wähnen, werden mit sogenannten Pubertätsblockern behandelt. Was harmlos klingt, ist in Wahrheit ein starkes Medikament, das die Aufnahme der Geschlechtshormone hemmt. Es wurde eigentlich für die Krebstherapie und zur chemischen Kastration von Sexualstraftätern entwickelt. Für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen sind die „Pubertätsblocker“ gar nicht zugelassen, die Langzeitfolgen sind nicht bekannt.
Ein Land nach dem anderen – Schweden, Finnland, England, Australien – ist deshalb zurückgerudert und setzt statt auf Medikalisierung wieder auf Psychotherapie. Doch Deutschland tut das Gegenteil: Seit Oktober 2024 gilt hier eine medizinische Leitlinie, die voll auf Pubertätsblocker setzt und eine Psychotherapie, die die Gründe für den Transitionswunsch hinterfragt, als „unethisch“ diffamiert.
Der Urheber dieser Leitlinie sitzt hier in der Uniklinik Münster. Prof. Dr. Georg Romer, Direktor des „Center for Transgender Health“, war Vorsitzender der Leitlinienkommission. In seinem Zentrum behandelt er mit einem 17-köpfigen Team Kinder und Jugendliche mit Pubertätsblockern und Hormonen. Auch „geschlechtsangleichende“ Operationen werden hier durchgeführt, sprich: Brust- und Penisamputationen, die Entfernung von Eierstöcken und Gebärmüttern. Auf der Website der Klinik klingt das, queergerecht mit Gendersternchen, wie aus dem Werbeprospekt: „Psychiatrische Diagnose, Hormonbehandlung, Stimmtherapie oder chirurgische Eingriffe: Unsere Expert*innen betreuen Sie von Beginn der Behandlung an - auf dem gesamten Weg zu Ihrem Wunschgeschlecht“.
Die Klinik: "Wir begleiten Sie auf dem gesamten Weg zu Ihrem Wunschgeschlecht."
Der maßgebliche Motor einer Leitlinie, die zudem keinerlei Altersgrenzen mehr für die Behandlungen vorsieht, ist Direktor des nach Eigenauskunft größten deutschen Zentrums für Transmedizin? Ein Schuft, wer Böses dabei denkt.
Doch Prof. Romer bekommt heftigen Gegenwind aus der Ärzteschaft. So hat sich der deutsche Ärztetag im Mai 2024 gegen den Einsatz von Pubertätsblockern und gegengeschlechtlichen Hormonen als Regeltherapie ausgesprochen. Grund: Die „aktuelle medizinische Evidenzlage besagt klar und eindeutig“, dass Blocker, Hormone und OPs die psychische Gesundheit der jungen PatientInnen „nicht verbessern“. Es handle sich dabei um eine „Form experimenteller Medizin an Kindern“. Auch 15 namhafte Professoren der Kinder- und Jugendpsychiatrie kritisierten die Leitlinie scharf, vor allem die „potenziell irreversiblen, biomedizinischen Maßnahmen bei körperlich gesunden Minderjährigen“.
„Pubertät ist keine Krankheit. Und trotzdem werden hier junge Menschen medikalisiert und zu lebenslangen Patienten gemacht. Warum lässt die Ärzteschaft das zu? Wo bleibt der Aufschrei?“ fragte David Allison von der Eltern-Initiative „Trans Teens Sorge berechtigt“ in seiner Rede. Und er beklagt, dass Eltern, die „die angebliche Transsexualität ihrer Kinder nicht affirmieren, als ‚faschistisch‘ diffamiert werden“. Manchmal wird ihnen sogar das Sorgerecht entzogen.
„Transfeindlichkeit“ warfen die rund 50 GegendemonstrantInnen denn auch prompt den Protestierenden vor. Das Portal Queer.de erregte sich gar über einen „transfeindlichen Feldzug“ der rund 30 Protestierenden.
„Wir klären auf“, entgegnet Eva Engelken, Vorsitzende der „Frauenheldinnen“. „Darüber, dass Deutschland einen Sonderweg geht. Schon 2020 hatte sie sich, damals noch Mitglied bei den Grünen, gemeinsam mit vielen MitstreiterInnen, dafür eingesetzt, dass das „Selbstbestimmungsgesetz“ auf dem Parteitag nochmal debattiert wird. Die Debatte fand nicht statt, Eva Engelken wurde schon damals als „transphob“ diffamiert. Sie kennt das schon und wartet seither „auf weitere Argumente“. Engelken sagt: „Die Realität ist auf unserer Seite. Die Gegenseite weiß das und ist deshalb so laut.“