Femen Deutschland: "Mit einer guten Idee

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Die Protest-Aktion der Femen vor dem Kölner Bordell „Pascha“ war ein voller Erfolg. Am letzten Sonntag hatte der neu gegründete deutsche Ableger der ukrainischen Oben-Ohne-Protestlerinnen den Eingang des größten Laufhauses verbarrikadiert und mit blanken Brüsten, Schildern („Die Würde des Menschen ist unbezahlbar“) und Schlachtrufen („Der Mensch ist keine Ware!“) für Presserummel gesorgt. „Wir haben auch im Nachhinein noch viele Anfragen von Journalisten bekommen, die sich jetzt ausführlicher mit dem Thema Prostitution in Deutschland befassen wollen“, erklärt Femen-Mitgründerin Melanie Schmitz im Interview. Übrigens: In der neuen EMMA, die ab Donnerstag am Kiosk erhältlich ist, gibt es mehr zum Thema „Pascha“. EMMA-Redakteurin Alexandra Eul hat sich beworben und hat Aufschlussreiches aus Kölns größtem „Laufhaus“ zu berichten.   

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Wie waren die Reaktionen auf eure Aktion vor dem Pascha?
Durchweg positiv! Es war ja ohnehin viel Presse da, aber wir haben auch im Nachhinein noch viele Anfragen von Journalisten bekommen, die sich jetzt für das Thema Prostitution interessieren und umfassend recherchieren wollen. Ich konnte zum Beispiel Adressen von Hilfsorganisationen für die Opfer von Zwangsprostitution weitergeben oder auch die der European Women’s Lobby mit ihrer Kampagne „Together for a Europe free from Prostitution“.
Es bleibt also nicht beim Ausziehen?
Wir ziehen uns ja nicht nur aus. Wir haben uns intensiv mit dem desaströsen Prostitutionsgesetz beschäftigt und formulieren gerade Forderungen an die Politik, die wir an die Parteien geben werden. Diese Protestform ist für uns ein Mittel zum Zweck. Wir wollen damit eine Art Scheinwerfer auf die Themen richten, die wir wichtig finden.

Zu welchen Themen sind die nächsten Aktionen geplant?
Wir wollen etwas gegen die Abtreibungsgegner machen. Und wir planen etwas für den 6. Februar, den Internationalen Tag gegen Genitalverstümmelung.

Habt ihr durch die „Pascha“-Aktion Zulauf bekommen?
Wir bekommen jeden Tag mehrere Anfragen. Und wir hoffen natürlich, dass in noch mehr Ländern Femen-Gruppen entstehen.

Du warst kürzlich in Paris, wo die Femen ein „Ausbildungszentrum“ gegründet haben. Was hast du dort erlebt?
Wir haben ein Selbstverteidigungs-Training absolviert und zum Beispiel gelernt, wie man sich losreißt, wenn man festgehalten wird. In dem Trainingszentrum, das über einem Theater liegt, habe ich etwa 20 andere Femen aus Paris, London und natürlich der Ukraine kennengelernt. Was mich sehr beeindruckt hat, ist die Solidarität der Frauen untereinander und ihre große Entschlossenheit, wirklich was verändern zu wollen. Die wichtigste Erkenntnis für mich war: Man braucht dafür gar nicht so viele Leute, sondern kann mit einer guten Idee und mit Kreativität sehr viel erreichen.
EMMAonline, 5.12.2012
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