César ohne Roman Polanski!
In Paris sind die Césars verliehen worden, die französischen Oscars. Roman Polanski war nicht Präsident der Zeremonie, wie von der französischen Film-Akademie beabsichtigt. Massive Proteste feministischer Organisationen und von Frauenministerin Laurence Rossignol (Parti Socialiste) haben das verhindert.
Das ist „eine Verhöhnung der Opfer“, eine "Beleidigung für Frauen"
Grund: Polanski hat 1977 die 13-Jährige Samantha Geimer unter Drogen gesetzt und vergewaltigt. Das ist zwar schon 40 Jahre her, aber er flüchtete damals aus den USA und hat sich bis heute nicht der US-Justiz gestellt. „Ich finde es schockierend, dass eine Vergewaltigung im Leben eines Mannes keine Rolle spielen soll“, erklärte Frauenministerin Rossignol. Das sei „eine Verhöhnung der Opfer“.
Das sahen auch die über 60.000 UnterzeichnerInnen der Protest-Petition so. Dort hieß es: Die Ernennung von Polanski zum César-Präsidenten sei „eine Beleidigung für Frauen und des Leids, das ihnen zustoßen kann; eine Beleidigung von Vergewaltigung-Opfern (eine Frau alle sieben Minuten). Mit ihrer Wahl, offenbart sich die César-Akademie als zutiefst rückschrittliche Institution, was Frauenrechte anbelangt.“
Die Film-Akademie gab nur zögernd und unter dem Eindruck des sehr massiven und sehr lauten Protestes nach. Und der 83-jährige Polanski, der in der Tat ein großer Regisseur ist, aber eben auch ein Vergewaltiger, was sagt der? Er kann das nicht verstehen und ist „sehr betrübt“. Inzwischen ließ er verlauten, er wolle sich demnächst der amerikanischen Justiz stellen, damit die Affäre endlich zum Abschluss käme. Eine gute Idee.
Betrübt ist auch Kollege und Frauenschwarm George Clooney, der in diesem Jahr in Paris den Ehren-César bekam. Es sei "erschreckend, dass man immer noch hinter Polanski her ist", sagt der Ehemann einer Anwältin, die auch Vergewaltigungsopfer verteidigt. Amal Clooney müsste es eigentlich besser wissen.
Und dann fügte George Clooney noch hinzu, schließlich "unterstütze" ja auch das damalige Opfer Polanski in seinem Wunsch, das Ganze ruhen zu lassen. Das ist so nicht ganz richtig. Samantha Greimer, die als 13-Jährige zum Objekt einer medialen Hetzjagd wurde, hat in ihrem Buch "The Girl" (hier zur EMMA-Rezension) erklärt: Sie wünsche sich eine Einstellung des Verfahrens, weil sie das Ganze "nicht noch einmal durchstehe". Außerdem ist von einem "sehr hohen Schweigegeld" die Rede, das Polanski an Greimer gezahlt haben soll.
Clooney räumte zugutzerletzt ein: "Ich kenne den Fall Polanski nicht genug, um präzise darüber zu reden." Vorschlag: Dann einfach den Mund halten.
A propos: Was ist eigentlich mit Woody Allen, der seine eigenen Kinder missbraucht und seine ganze Familie zerstört hat? Den brauchst du nicht zu bedauern, George. Der ist trotz alledem überall hoch geachtet. Vor allem in Europa.