Hass-Graffiti: Wer tut sowas?

Beschmierte Hauswand am Kölner historischen Bayenturm: EMMA TERFS INS KLO 2.0
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Seit Mittwoch sind die Mauern des historischen Bayenturms in Köln am Rhein, in dem unter anderem die EMMA untergebracht ist, mit Graffiti beschmiert. „EMMA TERFS INS KLO 2.0“ steht da. Und daneben die Signatur in einer Art Stempel: „TRANS RESISTANCE“. Nicht zufällig passiert das prompt zum Erscheinen des Buches, das EMMA-Macherinnen über „Transsexualität“ herausgeben und das ab nächster Woche im Handel ist. Prall gefüllt mit Fakten und Argumenten für eine überfällige brisante Debatte, die bisher noch nicht wirklich geführt wurde.

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Die meisten Menschen, die hier vorbeischlendern, werden nicht wissen, was eine „TERF“ ist. Es bedeutet „Trans-Exclusionary Radical Feminist“, will sagen: Trans-ausschließende radikale Feministin. Damit sind wir gemeint. Wir, die EMMAs. Das ist erstaunlich. Denn wir berichten seit sage und schreibe 38 Jahren einfühlsam über das Phänomen Transsexualität.

In Zukunft sollen Jugendliche ab 14 sich für ihr „Wunschgeschlecht“ entscheiden

Dass nun ausgerechnet EMMA transfeindlich sein soll, ist ja absurd. Schließlich ist Alice Schwarzer eine der wenigen Menschen in Deutschland, die sich seit fast vierzig Jahren für die Rechte Transsexueller einsetzt, auch das im Buch nachlesbar. Allerdings warnt sie heute gleichzeitig vor der geplanten Gesetzesreform, die die Regierungskoalition nach eigener Aussage noch vor den Sommerferien verabschieden will. Danach sollen in Zukunft sogar schon Jugendliche ab dem 14. Lebensjahr sich für ihr „Wunschgeschlecht“ entscheiden können, unabhängig vom biologischen Geschlecht. Und notfalls auch ohne Einverständnis der Eltern. Wenn sie es sich dann wieder anders überlegen, sollen sie ein Jahr später zum Standesamt gehen und in ihr Geburtsgeschlecht zurückkehren können. Und erneut retour.

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Warum das nicht nur verrückt, sondern sehr gefährlich ist, berichten in unserem Buch Betroffene und Eltern, Psychiater und GendertheoretikerInnen.

Die Kreise allerdings, die nicht nur Graffitis an Hauswände schmieren, mussten das Buch gar nicht erst lesen. Sie wussten schon Wochen, ja Monate vor Erscheinen, was drinsteht. So schrieb die taz bereits im Dezember 2021, Schwarzer stecke in einem „Bunker der Binarität“ (Schwarzer, die Autorin vom „Kleinen Unterschied“!) und wolle Menschen „die Autonomie über den eigenen Körper, ja über das eigene Leben absprechen“. Und die Berliner Zeitung bezichtigte Schwarzer eines „wütenden Hasses“ gegen Transsexuelle. Ausgerechnet. Dabei hat vermutlich keinE JournalistIn in den vergangenen Jahrzehnten so viele Interviews mit Transfrauen und Transmännern geführt wie Alice.

Aber um die Realität geht es diesen verblendeten, selbstgerechten IdeologInnen ja gar nicht. Sie wollen ihr Ding durchziehen – Geschlechtswechsel ab 14! – und ihre KritikerInnen mundtot machen.

Geschlechtswechsel ab 14! - Das Ding wollen sie durchziehen und jede Kritik ersticken

Das Denunzieren an Hauswänden ist da nur ein erster Schritt. Das wissen gerade wir Deutschen bestens aus unserer Geschichte. Es geht weiter. So twittert zum Beispiel eine Transsexuelle namens Alexa-Kim an Henriette Reker, die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln: EMMA verbreite „menschenfeindliche Hetze“, darum müsse die Stadt den FrauenMediaTurm aus dem Turm werfen.

Zum Verständnis: Die Stiftung FMT ist die eigentliche Pächterin des Turms und hat mit dem, was EMMA veröffentlicht, nichts zu tun. Allerdings ist Schwarzer die Gründerin und Vorstandsvorsitzende des Frauenarchives (www.frauenmediaturm.de).

Jetzt im Handel: "Transsexualität - Was ist eine Frau? Was ist ein Mann? Eine Streitschrift".
Jetzt im Handel: "Transsexualität - Was ist eine Frau? Was ist ein Mann? Eine Streitschrift".

Es ist gut, dass unser Buch, das schon im Vorlauf für so viel Erregung gesorgt hat, jetzt da ist. Jede und jeder kann sich nun eine eigene Meinung bilden. Aber es ist bedrückend, dass es Kreise gibt, die Andersdenkende nicht nur mit Fake News diffamieren, sondern auch physisch attackieren, sie mundtot machen wollen.

Vor 28 Jahren hatte EMMA es mit ähnlichen pseudofortschrittlichen Selbstgerechten zu tun. Damals schmierten „Kölner FrauenLesben“ den Slogan „EMMA verrecke“ auf die Wände, die historische Variante vom heutigen „EMMA ins Klo 2.0“. Grund: Unsere Kritik am politischen Islam. Doch weder die einen noch die anderen können uns einschüchtern. EMMA bleibt mutig.

Ab sofort im EMMA-Shop oder ab 30. März im Handel: „Transsexualität. Was ist eine Frau? Was ist ein Mann? Eine Streitschrift“, Hrsg. Alice Schwarzer und Chantal Louis (KiWi, 15 €).

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