Männer wählten AfD, Frauen die SPD
Das Wahlergebnis von Mecklenburg-Vorpommern ist nicht nur deshalb historisch zu nennen, weil zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik eine rechtspopulistische Partei die CDU überholt hat. Ebenfalls noch nie dagewesen ist ein so großer Gender Gap, will heißen: Noch nie haben Frauen und Männer so unterschiedlich gewählt. Neun (!) Prozent weniger Frauen machten ihr Kreuz bei der AfD. Anders gesagt: Hätten nur Männer zwischen 30 und 60 Jahren gewählt, wäre AfD-Spitzenkandidat Leif-Erik Holm jetzt Ministerpräsident.
Denn in dieser Altersgruppe der Männer sind die Rechtspopulisten mit Abstand stärkste Partei: Jeder dritte wählte die AfD. Insgesamt machte jeder vierte Mann (25%) sein Kreuz bei der AfD, aber nur jede sechste Frau (16%). Damit liegt die SPD mit 27 Prozent in der männlichen Wählergunst nur knapp vor der AfD, nämlich mit zwei Prozent. Die Frauen hingegen wählten die Sozialdemokraten mit 34 Prozent klar an die Spitze (Differenz zur AfD: 18 Prozent). Was womöglich damit zu tun hat, dass Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig, ehemals Sozialministerin von Mecklenburg-Vorpommern, sich kräftig in den Wahlkampf eingeklinkt hatte und mit ihrer Politik pro Frauenberufstätigkeit und einem Ehemann in Elternzeit gerade bei den Ostfrauen gut ankommt.
Dass auch Angela Merkel ihren Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern hat, hat der CDU hingegen nichts genützt. Nur 19 Prozent Frauen wählten die Kanzlerinnen-Partei - und 18 Prozent der Männer. Männliche Wähler haben sich offenbar stärker von der rechtspopulistischen Propaganda angesprochen gefühlt. Ein nicht unbeträchtlicher Teil von ihnen dürfte zu denen gehören, die sich „abgehängt“ fühlen.
Das Flächenland Mecklenburg-Vorpommern belegt mit einer Arbeitslosenquote von neun Prozent den viertletzten Platz im Deutschland-Ranking. Mehr Arbeitslose gibt es nur noch in Sachsen-Anhalt und den Stadtstaaten Berlin und Bremen. Betroffen sind mehr Männer als Frauen, denn die machen die besseren Schulabschlüsse und wandern ab: „Während vor allem gut ausgebildete Frauen zwischen 18 bis 29 Jahren ihre ostdeutsche Heimat verlassen, bleiben viele Männer mit schlechter Ausbildung und ohne Job zurück“, fand das Berlin-Institut in der Studie „Not am Mann“ heraus. Bei ihnen dürften die Parolen der AfD auf fruchtbaren Boden fallen. So beklagten 83 Prozent der AfD-Wähler: „Für Flüchtlinge wird mehr getan als für die einheimische Bevölkerung.“
Allerdings: Bemerkenswerterweise haben alle Parteien Stimmen verloren, und zwar offensichtlich komplett an die AfD. Zählt man die Verluste aller Parteien zusammen, ergibt das exakt die 20 Prozent, die die Rechtspopulisten an Stimmen bekommen haben. Es gibt also offensichtlich in allen Schichten ein Unbehagen mit der Flüchtlingspolitik der Kanzlerin. Und es ist zu vermuten, dass unter den 16 Prozent Wählerinnen, die ihr Kreuz bei der AfD gemacht haben, die eine oder andere ist, die sich ein konsequenteres Vorgehen gegen die islamistischen Vorstöße von Zentralrat & Co. wünscht.