Natalie Wood: Wessen Opfer?

Natalie Wood mit James Dean in "Denn sie wissen nicht, was sie tun".
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Es ist ein bisschen unheimlich, aber: Ich habe mich in ein Foto verliebt. Wir haben uns im Internet kennen gelernt. Wir haben uns noch nie getroffen. Dennoch ist es etwas Ernstes. Es ist vollkommen irrational, und es klingt so kitschig, dass es am Zahnfleisch zieht, aber es ist wahr: Ich liebe Natalie Wood.

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Es ist einige Jahre her, irgendetwas hatte ich im Netz gesucht, da war plötzlich dieses grobkörnige Schwarzweißfoto auf dem Schirm: Eine junge Frau in weißen Hosen und sportlicher Bluse. Sie sitzt auf einem Sessel oder am Rand eines Sofas, so genau erkennt man das nicht, hat dunkle Haare, riesige, noch dunklere Augen und zieht eine Grimasse. In ihrer rechten Hand hält sie ein großes Glas Milch, sie hält sich das Glas vors Gesicht, tut erschreckt oder entsetzt oder so, als ob sie sagt: „Guck’ mal, was für einen Eimer Milch ich hier wegkippe, da staunst Du, was?“

Es war dieser Blick, in den ich mich verliebt habe. Oder es war ihre Körperhaltung. Oder der gesamte Gestus in Kombination mit der Milch. Eine sehr zarte junge Frau, eine mit Ballerina-Statur – aber sie sitzt da wie ein Preisboxer in der Kampfpause: gespreizte Beine, vorgeschobenes Becken, krummer Rücken. Eine rätselhaft schöne, offenbar sehr alberne Milchtrinkerin in der Pose eines Schlägers – das hat mich umgehauen.

Ihren Namen hätte ich spontan nicht nennen können, ich musste nachsehen, wer das war: Natalie Wood. Ach die! (...)

Eine Kampfträumerin war sie. Mit elf Jahren hatte sie erstmals eine Aufnahme des acht Jahre älteren Wagner gesehen, sich ein Poster übers Bett gehängt und gesagt: „Diesen Mann werde ich heiraten.“

Mit 19 war es dann soweit, sie heiratete ihren Jugendschwarm zum ersten Mal. Nun trug sie plötzlich Pelzstolas, rauchte mit Zigarettenspitze, kurvte in Cabriolets herum, lebte Wagners Traum vom Luxusleben mit. Mit seiner Angeberei kompensierte Wagner auch das Erfolgs-Gefälle, das zwischen den beiden bestand: Natalie wurde neben Elizabeth Taylor als weiblicher Top-Star gehandelt, für Wagner fielen in jenen Jahren nur unbedeutende Rollen ab. Bald war das Paar pleite, am internen Konkurrenzkampf aufgerieben – und wieder geschieden. (...)

Als sie schließlich Richard Wagner, ihren geliebten RJ, 1972 zum zweiten Mal heiratete, veränderte sie sich erneut – und diesmal schien sie irgendwie ihre Kraft verloren zu haben. Im zweiten Anlauf wollte Natalie es „richtiger“ machen. Um zu verhindern, dass Wagner sich erneut von ihrem Talent bedroht fühlte, sagte sie etliche Filmangebote ab. Stattdessen nahm sie einen lächerlichen Gastauftritt in Wagners TV-Serie ‚Hart aber herzlich‘ an, einen Job, der weit unter ihrem Niveau lag und von dem Kollegen ihr heftig abrieten. Natalie hörte nicht darauf. Sie tat alles dafür, endlich „auf Augenhöhe“ mit ihrem Gatten zu kommen – auch wenn sie sich dafür tief bücken und deutlich kleiner machen musste als sie war.

Einer ihrer fatalsten Ehe-Kompromisse: Sie gab seinem Bootsfimmel nach und stimmte dem Kauf einer Familien-Yacht zu – obwohl sie von kleinauf ganz furchtbare Angst vor tiefem Wasser hatte, wirklich: furchtbare Angst. Eine Vorahnung? Die Wahrsagerin ihrer Monster-Mutter hatte es der kleinen Natalie einst vorher gesagt: Unfassbar schön und reich würde sie eines Tages werden – aber sie solle sich von tiefem, dunklem Wasser fernhalten, sonst werde sie darum umkommen. Der russische Anteil in Natalies Seele, der Teil, der partout an Wunder glauben wollte, nahm jene Prophezeihungen ziemlich wörtlich. Alles hatte sich so weit ja auch erfüllt – bis auf die Sache mit dem Wasser …

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