„Das peinlichste Dreigestirn der Welt!“

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Zunächst berichtete der Kölner Stadtanzeiger und zitierte Alice Schwarzer: „Die ganze Geschäftsstrategie des Pascha zielt auf eine gesellschaftliche Akzeptanz der Prostitution.“ Die Ankündigung des Prinzen, sein „ganzes Regiment“ werde im Pascha auflaufen, sei nun „eine neue Stufe der Dreistigkeit.“

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Wenige Tage später protestierten auch die ProtagonistInnen des alternativen Kölner Karnevals. „Prinz Pascha aus Pulheim im Puff – das hört sich vielleicht witzig an, ist aber nicht zum Lachen“, erklärte Katja Solange Wiesner, Präsidentin der „Immi-Sitzung“. Die Präsidentin der Stunksitzung, Biggi Wanninger, erklärte, die Alten Herren aus Pulheim eiferten wohl „den Großen nach“. Zum Beispiel den Versicherungsgesellschaften, die sich mit „Vergnügungsreisen“ belohnten. „Das scheint in Männerbünden ja übliche Praxis zu sein.“

Und auch in den Leserbriefspalten des Kölner Stadtanzeiger zeigte sich der geballte Unmut über die Puff-Propaganda. „Mit hoher Kultur von Literaten und dem Auftritt einer WDR-Jazz-Bigband“ (Titel: „Jazz goes Pascha“, Anm. d. Red.) möchte man Prostitution adeln“, schreibt Norbert Küpper. „Die Werbestrategie ist plump und leicht zu durchschauen. Sowohl die Mitglieder der Jazzband als auch des Karnevalsvereins werden zu Mitkonsumenten und Unterstützern der Menschenausbeutung.“
Und Muriel Martini erklärt: „Ich kann Alice Schwarzer gut verstehen. Bekannt ist, dass Frauen im Pascha sehr unglückliche Frauen sind. Selbst als Taxifahrer würde ich niemals mit einer Werbung vom Pascha herumfahren. Auch nicht für viel Geld und auch nicht, wenn ich hungern müsste.“

Und auf dem Online-Portal des Kölner Stadtanzeiger wird der Ton noch schärfer. „Erbärmlich dieses Pulheimer Dreigestirn – finden es auch noch lustig, dadurch bekannt zu sein, im Puff gefeiert zu haben. Widerlich“, findet „friedel71“. Es passe wohl zum „Gossenniveau der Stadt“, dass das Pascha jetzt „eines der Aushängeschilder von Köln“ sei, klagt ein anderer User. „Das peinlichste Dreigestirn der Welt“, findet „Senfdazugeber“.
Den „Ahl Häre“-Präsidenten Norbert Rohde (dessen Frau, heißt es, bis vor kurzem den katholischen Kindergarten in Pulheim leitete) scheint das kalt zu lassen: In Pulheim sei „der Auftritt der KG im Pascha überhaupt kein Thema“.

Das scheint Wunschdenken zu sein. „Liebe Frau Schwarzer, ich stimme Ihnen zu, dass es nicht in Ordnung ist, dass die offensive Werbung des Pascha dafür sorgt, dass Frauen als Objekte gesehen werden, und dass das nicht das sein kann, wie wir das Zusammenleben von Männern und Frauen in unserem Land in Zukunft sehen wollen. Ich kann Ihnen versichern, dass die Frauen in der Pulheimer KG nicht so nonchalant über den Beruf des diesjährigen Prinzen hinweggegangen sind, wie sie es im Kölner Stadtanzeiger behaupten“, schreibt eine, die es wissen muss.

Einzig der Express hält dem Prinzen, pardon, die Stange. Diese Formulierung muss erlaubt sein angesichts der Überschrift, mit der das Blatt den Pascha-Besuch der Alten Herren überschrieb: „Prinz Pascha bumsfidel in seinem Reich“. Armes Köln.

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