Wenn die 4. Gewalt versagt

Deutschland ist Aufmarschgebiet der NATO. Die Vorbereitungen laufen. Foto: NATO
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Deutschland soll „kriegstüchtig“ werden. Und das beginnt nicht in vermoosten Kasernen, sondern in den Köpfen der Menschen. In beinahe täglichen Appellen werden Bürgerinnen und Bürger von der Bundesregierung und den Leitmedien auf einen Krieg mit Russland eingeschworen. Laut Verteidigungsminister Pistorius soll es 2029 losgehen. „Russland wird immer unser Feind sein“, tönte auch Außenminister Wadephul. Bundeskanzler Merz nennt Putin den „schwersten Kriegsverbrecher unserer Zeit“. Und SPDler Sigmar Gabriel, der im Aufsichtsrat von Rheinmetall sitzt, fordert: "Wir müssen den Krieg endlich nach Russland tragen!" Damit ist das Schlachtfeld Europa klar definiert. Deutschland ist Aufmarschgebiet der NATO. Die Vorbereitungen laufen. (Mehr dazu hier!)

Nicht die Menschen in Europa wollen den Krieg, sondern die Mächtigen

Die Europäer wollen den Ukraine-Krieg nicht beenden, sie wollen den dritten Weltkrieg anfangen. Die Europäer? Wer sind DIE? „Nicht die Menschen in Europa wollen den Krieg, sondern die Mächtigen. Die Wirtschaftselite, Rüstungskonzerne, Investmentgesellschaften wie Blackrock“, sagt Jonas Tögel. Er ist Wissenschaftler, genauer gesagt Propagandaforscher. Seine Bücher „Kognitive Kriegsführung“ (2023) und „Kriegsspiele“ (2025) sind profunde Analysen über die Propaganda-Strategien der NATO. Es sind keine Geheimnisse, die der Forscher enthüllt. Es sind offizielle Strategie-Paper und Dokumente der letzten 100 Jahre, die Tögel sich angeschaut hat. Hinzu kommt seine Analyse der Leitmedien. Sein Fazit: „Wir hatten in der Geschichte noch nie so viel hochprofessionelle Propaganda wie heute.“ 

Propaganda ist es, wenn die verschiedenen Seiten eines Themas nicht dargestellt werden bzw. Meinungen und Informationen vermischt werden. Dazu gehört beispielsweise die Ausblendung der Vorgeschichte des Ukraine-Krieges, die NATO-Osterweiterung, Russlands rote Linie. Dazu gehören die 600.000 ukrainischen Männer im wehrfähigen Alter, die nach Europa geflohen sind. Allein in Deutschland leben aktuell 260.000. Dazu gehören 1,2 Millionen UkrainerInnen, die nach Russland geflohen sind. Dazu gehören immer neue Meldungen über abgeblich von Russland geschickte Drohnen und Kampfjets über NATO-Gebiet, die Angst machen sollen - und sich später als Fake News erweisen. So wie die Rakete in Polen. Erst hieß es: Russland! Dann stellte sich heraus: Es war eine ukrainische Luftabwehrrakete. 

Jonas Tögel ist Propagandaforscher und er kritisiert die Gleichschaltung der Medien.
Jonas Tögel ist Propagandaforscher und kritisiert die Gleichschaltung der Medien.

Die deutsche Bundesregierung gibt etwa 100 Millionen pro Jahr für „Public Relations“ aus. Das heißt für die Produktion und Steuerung von Nachrichten. Und dann wären da noch „28 Exzellenzzentren“ der NATO mit einem zivilen Budget von mehreren 100 Millionen. Sie sorgen für die Beeinflussung der Gefühle der Menschen, also die kognitive Kriegsführung. Im Grunde genommen beherrscht die Kriegspropaganda den gesamten parlamentarischen und politischen Raum.

Tögel: „Die Geheimdienste passen tagesaktuell auf, dass die richtigen Narrative kursieren. Der Debattenraum wird kontrolliert. Und wenn die Menschen auf die Idee kommen, eine andere Geschichte zu glauben, wird sofort gegengesteuert. Mit Hilfe unserer Leitmedien, die voll auf Regierungs- und damit Kriegskurs sind.“ Der „Digital Services Act“ gegen die sogenannte „russische Desinformation“ sei das beste Beispiel. „Es heißt von Politikern und vom Militär, es gehe um den Kampf gegen russische Desinformation. Aber wo genau liegt die? Wieviel gibt es davon? Weder Politik noch Militär können sie benennen und quantifizieren.“

Die Frage ist, wieviel eigentlich jetzt noch von der Demokratie übrig ist.

Nach Tögel sollten Bürgerinnen und Bürger hellhörig werden, wenn der Kampf um „Freiheit“, für „Demokratie“ und für „Menschenrechte“ ausgerufen werde. „Man will uns mit möglichst einfachen Geschichten und Gefühlen überzeugen, dass Kriege gut und richtig sind. Dabei wollen die Menschen keinen Krieg. Sie würden niemals dieses Leid, das über sie kommt, beschließen. Der Feind wird also als Monster inszeniert, der die schlimmsten Grausamkeiten begeht. So wird ein rationaler Diskurs unterlaufen“, sagte Tögel in der Internet-Sendung „Fair Talk“. Kurzum: Wir werden mit unserem Mitgefühl für andere Menschen aufs Kreuz gelegt.

Wenn es zu Krieg kommt, gibt es keine Demokratie mehr. Die Frage ist, wieviel eigentlich jetzt noch von ihr übrig ist. Denn die vierte Gewalt, die Medien, die eigentlich den Mächtigen auf die Finger schauen soll, singt längst das Lied der Politik. Die Bürgerinnen und Bürger, die haben die Wahl zwischen Pest und Cholera. Viele wissen gar nicht mehr, wen sie wählen sollen. Wer das genauer verstehen will, sollte unbedingt Tögels Bücher lesen. 

Buchtipp: Jonas Tögel „Kriegsspiele – Wie NATO und Pentagon die Zerstörung Europas simulieren“ und „Kognitive Kriegsführung. Neueste Manipulationstechniken als Waffengattung der NATO“ (beide Westend Verlag)

Webtipp: youtube.com/@DrJonasToegel 

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