Catcalling-Gesetz? Ein Pro & Contra
PRO von Chantal Louis
"Vor einiger Zeit ging ich am Rhein spazieren, an einer recht einsamen Stelle am Strand mit Uferwald. Dort saßen zwei Jungen, vielleicht 15 Jahre jung. Einer der beiden rief mir hinterher: „Ich fick dich in den Arsch!“ Einfach so. Ich war kurz fassungslos über diese Unverschämtheit. Dann blickte ich verstohlen über meine Schulter, um zu schauen, ob die beiden mir womöglich folgen würden. Das taten sie nicht. Vermutlich wollte der Rufer seinem Kumpel gegenüber einfach ein bisschen angeben. Indem er einer zufällig vorbeikommenden Frau mit Vergewaltigung drohte.
Ich bin der Ansicht, dass Männer, und zwar gerade junge Männer, bei so etwas eine klare Grenze gesetzt bekommen müssen. Menschen, die anderen im Straßenverkehr den Stinkefinger zeigen, erfüllen glasklar den Straftatbestand der Beleidigung und werden regelmäßig zu Geldstrafen verurteilt. Selbst wer anderen einen Vogel zeigt, kann dafür angezeigt werden. Und es ist nicht einzusehen, dass ein Mann, der eine Frau aufs Gröbste zum Sexualobjekt herabstuft, das ungestraft tun kann."
CONTRA von Alice Schwarzer
"Ich meine, die Brandmauer sollte nicht vor konservativ bzw. rechts stehen, sondern nur vor rechtsextrem. Und schon das ist nicht einfach zu definieren.
Dasselbe gilt für die ewigen Patriarchen, die über Jahrtausende ungebremst das Sagen hatten und nun seit 50 Jahren lernen müssen, dass das nicht mehr so läuft: das mit der Frauenverachtung und der verbalen Übergriffigkeit. Helfen dagegen gesetzliche Verbote? Nein. Wir sollten erst bei Taten bzw. Drohungen anfangen zu verbieten – aber nicht schon bei sexistischen Sprüchen.
Denn damit würden wir schon wieder bei einer Einengung des Meinungskorridors landen (Wie im Fall Habeck der Rentner, der den Minister blöd fand und bei dem im Morgengrauen deswegen die Polizei vor der Tür stand). Überhaupt: Diese Anzeigen erstattenden PolitikerInnen. Haben die nichts Besseres zu tun als die eh schon überlastete Justiz mit sowas zu beschäftigen?"
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