80 Jahre Kriegsende: Deutsche in Moskau
Deutschland hat die Russen von den 80-Jahr-Feiern zum Ende des 2. Weltkrieges ausgeschlossen. Vier Europa-Abgeordnete, darunter zwei Deutsche (Foto rechts), sind darum nach Moskau gefahren und haben Blumen für den „unbekannten Soldaten“ niedergelegt. Danach wollen die Abgeordneten nach Kiew fahren. „Das Blutvergießen muss ein Ende haben!“ Der BSW-Abgeordnete Michael von der Schulenburg hielt auf dem Roten Platz die nachfolgende Rede:
Erklärung von Michael von der Schulenburg zum Besuch des Grabes des Unbekannten Soldaten am Roten Platz in Moskau
Mit einer kleinen Gruppe von Mitgliederns des Europäischen Parlaments besuchten wir heute zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges das Grab des unbekannten Soldaten am Roten Platz in Moskau. Dieser Besuch sollte gerade für Deutschland von Bedeutung sein, denn der Soldat, der hier begraben ist, ist im Krieg gegen Nazi-Deutschland gefallen. So mahnt er auch uns Deutsche zum Frieden.
Der Soldat ist ein stummer Zeuge des ungeheuerlichen Blutzolls, dass Russland im Krieg gegen ein verbrecherisches Nazi-Deutschland gezahlt hatte. Fast jeder Zweite der 60 Millionen Toten dieses Krieges war ein Sowjetbürger, die große Mehrheit waren Russen.
Warum unterstützte Deutschland die Friedens-Verhandlungen im März 2022 nicht?
Und so erfüllt es uns mit Scham, dass ausgerechnet in Deutschland, dem Land, das für so viele Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg verantwortlich war, Russen von Gedenkfeiern der Toten des Zweiten Weltkrieges ausgeschlossen wurden. Wir hätten doch gerade an diesem für das deutsch-russische Verhältnis so denkwürdigen Tag gemeinsam darüber nachdenken sollen, warum trotz der bitteren Erfahrungen der Vergangenheit sich Deutschland und Russland wieder kriegerisch gegenüberstehen.
Denn dieser Krieg hätte verhindert werden können, wenn wir bereit gewesen wären, mit Russland über die NATO-Ausweitung zu verhandeln. Nur, wo war da Deutschland? Und warum hatte Deutschland die ukrainisch-russischen Friedensverhandlungen im März 2022 nicht unterstützt? Das Istanbuler Kommuniqués war eine Glanzleistung der ukrainischen Diplomatie, und Russland hatte diese ukrainischen Friedensvorschläge angenommen. Der Krieg hätte also bereits nach einem Monat beendet werden können. Wie viele Opfer, wie viel Leiden, wie viel Zerstörungen wären vor allem den Ukrainern erspart geblieben.
Heute ist die neue deutsche Regierung im Begriff, die Friedensbemühungen des amerikanischen Präsidenten aktiv zu untergraben. Wenn dann gar der inzwischen designierte deutsche Außenminister erklärt, dass „Russland immer unser Feind sein wird“ und bedauert, dass die Taurus Marschflugkörper nicht vor Mai eingesetzt werden könnten, um Moskau anzugreifen, glaubt man sich in die Zeit des Zweiten Weltkrieges zurückversetzt. Einem Frieden wird uns diese deutsche Haltung sicherlich nicht näherbringen.
Die deutsche Haltung wird uns dem Frieden nicht näherbringen
Diese Politiker, die sich für eine Fortdauer des Krieges einsetzen, sollten nie vergessen, dass es nicht ihr Blut oder das Blut ihrer Kinder ist, dass hier vergossen wird, sondern das Blut von Ukrainern und Russen. Hass ist eben ein schlechter Ratgeber, mit Selbstgerechtigkeit gewinnt man keine Kriege und mit Waffen letztlich auch keinen Frieden.
Will Deutschland zum Frieden beitragen, muss es seine Außen- und Sicherheitspolitik völlig umstellen. Respekt, Zuhören und Verstehen eben auch eines Gegners sind hier die Zauberworte und nicht eine Taurus Rakete! Ein weiteres Blutvergießen, die zunehmende Zerstörung der Ukraine, die Aufrechterhaltung von Sanktionen und eine angebliche Erbfeindschaft zu Russland kann doch nicht im deutschen Interesse sein. Wir brauchen jetzt Diplomatie! Wir müssen den Weg zurückfinden zu einem Europäischen Friedensprojekt.
Michael von der Schulenburg, MEP
9. Mai 2025, Roter Platz in Moskau