Die Unfähigkeit zu trauern…

Foto: imago/Reiner Zensen
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Die Angehörigen der Ermordeten wurden weder zeitnah informiert, noch hat ihnen sofort jemand kondoliert. Stattdessen erhielten sie Tage danach eine Rechnung über 51 Euro von der Rechtsmedizin für die Untersuchung der Leichen. Zu zahlen innerhalb von 30 Tagen. Und die Kanzlerin? Die will jetzt, ein Jahr danach, zum ersten Mal mit den Angehörigen sprechen.

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„Die Toten des Attentats sind nur die Spitze des Eisberges.“

Auf dem Breitscheidplatz, dem Ort des Dramas, ist für den 19. Dezember eine Gedenkfeier und die Einweihung des offiziellen Denkmals geplant. Doch der Opfer wird zu spät gedacht - und noch immer nicht benannt, was die Motive des Täters sind. Stattdessen wird verschleiernd „für ein friedliches Zusammenleben aller Berlinerinnen und Berliner“ plädiert. Die unfriedlichen Motive des Attentäters sind kein Thema.

Dagegen demonstriert ein Berliner „Bündnis gegen Islamismus": „Die Inschrift des Denkmals verschweigt den Hintergrund des Anschlags. Mit keinem Wort wird die islamistische Ideologie des Täters erwähnt, ganz so, als seien die Ermordeten zufällig bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen“, schreibt einer der Initiatoren des Protestes, Daniel Kupfer. Und er fährt fort: „Konsequenzen aus dem Attentat müssten eine kritische Auseinandersetzung mit der islamistischen Ideologie sein und ein sofortiges Ende der Kooperation mit dem politischen Islam.“

Doch das Gegenteil ist der Fall, klagt die BürgerInnen-Initiative. „Zu mehreren Gedenkveranstaltungen wurden in den vergangenen zwölf Monaten Institutionen und Personen eingeladen, die laut Berliner Verfassungsschutz Kontakte zu islamistischen Gruppen wie der Muslimbruderschaft pflegen.“ Warnungen der Sicherheitsbehörden, Recherchen von Journalisten und Appelle jüdischer Gemeinden seien vom Berliner Senat und der Bundespolitik ignoriert worden.

"Die Inschrift verschweigt den Hintergrund des Anschlages."

Bei der Protest-Veranstaltung an der Rankestraße haben zwei von fünf Rednern einen muslimischen Hintergrund. Und der klarsichtige algerische Schriftsteller Boualem Sansal schickte ein Grußwort. Er beklagt darin, dass die Schreibtischtäter des islamistischen Terrorismus bis heute nicht belangt werden, ja die Politik sie zum Teil auch noch unterstützt.

„Denn die Toten des Attentats sind nur die Spitze des Eisberges“, erklärte auch Alice Schwarzer in einem Grußwort. „Den Boden für dieses mörderische Klima schaffen die schriftgläubigen Islamverbände und die aus den islamistischen Ländern geschickten Imame, von der Türkei bis Katar.“

Kundgebung „Berlin gegen Islamismus“, 19. Dezember, 18 Uhr, Kurfürstendamm/Ecke Rankestraße.

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Alice Schwarzer schreibt

Grußwort Alice Schwarzer

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Liebe Bürgerinnen und Bürger,

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ich bedauere, heute nicht an Ihrer Seite sein zu können. Denn in der Tat: Weder wurde bisher offiziell  angemessen um die Opfer des Attentats von Anis Amri getrauert, noch wurde nach den Motiven und Hintergründen des bei den Sicherheitsbehörden einschlägig bekannten Islamisten gefragt.

Doch die Opfer der Islamisten  - die Toten von Berlin, Paris und New York oder Bagdad und Mogadischu - sie sind nur die Spitze des Eisberges. Der Boden für diesen Terror wird von islamistischen Schreibtischtätern und radikalen Imamen vorbereitet. Hier müssen wir ansetzen, wollen wir zukünftig den Terror der selbsternannten Gotteskrieger eindämmen.

Nicht länger darf die Minderheit der Schriftgläubigen, das heißt, orthodoxen bis islamistischen Islamverbänden, der Ansprechpartner von Politik, Kirchen und Gesellschaft sein. Wir müssen uns zusammentun mit der Mehrheit der aufgeklärten Muslime! Sie sind es auch, die weltweit die ersten Opfer der radikalen Islamisten sind.

Eine falsche Toleranz darf nicht länger dazu führen, dass wir Koranschulen oder radikale Imame tolerieren, die Kinder und Jugendliche verhetzen. Den muslimischen Mädchen und Frauen müssen in unserer Gesellschaft dieselben Chancen und Rechte geboten werden wie ihren nichtmuslimischen Nachbarinnen. Die geflüchteten Männer müssen in den Lagern und Notunterkünften vor islamistischer Agitation geschützt werden. Und die Kinder und Frauen vor Gewalt. Und das ist nur der Anfang.

Die Unterscheidung von Islam und Islamismus tut not. Und die Trennung von Religion und Staat.

Gehen wir es an! 

Alice Schwarzer
Köln, 17. Dezember 2017

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