Frauen am Bauhaus

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Am Anfang strebten sie froh nach oben, denn sie wähnten sich (fast) gleichberechtigt: Diese 462 Frauen, die in den Jahren 1919 bis 1933 ins Bauhaus kamen. Im Krieg hatten sie gelernt, ihren Mann zu stehen, und nun wollten sie endlich die Früchte der Ersten Frauenbewegung ernten. Hatte doch Bauhaus-Gründer Walter Gropius bei der Eröffnung in Weimar erklärt: „Als Lehrling aufgenommen wird jede unbescholtene Person ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht, deren Begabung und Vorbildung vom Meisterrat als ausreichend erachtet wird.“ Mehr noch: „Eine absolute Gleich­berechtigung“ sollte herrschen in den klaren, modernen Hallen in Weimar.

Noch bis kurz zuvor war in Deutschland den Frauen der Zugang zu den staatlichen Kunstschulen verboten gewesen. Sie konnten ihr Glück also kaum ­fassen. Und sie nahmen ihre Chance wahr! Was so manchem rasch zu viel wurde. Allen voran Gropius. Der forderte wenige Monate später eine „scharfe Aussonderung gleich nach der Aufnahme, vor allem bei der Zahl des noch zu stark vertretenen weiblichen Geschlechts“. Nun schob man die Frauen in die Weberei und die „Frauenklassen“ ab. Dennoch gelang es vielen Künstlerinnen, Ungewöhnliches zu schaffen. Nachfolgend ein paar Beispiele.

Marguerite Friedlaender-­Wildenhain
Die Tochter einer Engländerin und eines Deutschen wuchs kosmopolitisch in Frankreich auf. Sie wurde 1926 die erste Töpfermeisterin Deutschlands. 1933 floh sie ins Exil, zunächst in die Schweiz, dann in die USA. Dort lehrte sie bis 1980.

Marianne Brandt
Ihre Teekanne MT 49 ist bis heute berühmt und wird wiederaufgelegt. Sie kam 1924 ans Bauhaus und wurde in der „männlichen“ Metallwerkstatt zunächst arg schikaniert. Später leitete sie die Werkstatt. In der Nazi-Zeit zog sie sich zurück in ihr Elternhaus in Dresden, wo sie ab Ende der 1940er-Jahre lehrte.

Margarete Heymann-Loebenstein
Sie hatte Malerei in Köln und Düsseldorf studiert, kam 1922 ans Bauhaus, wo man die Keramikerin in die Buchbinderei verbannen wollte. Sie begann unabhängig zu produzieren und trug mit ihrem Geschirr die Moderne in alle Haushalte. 1936 floh sie ins Exil nach England.

Ré Soupault
Sie gilt als eine der „zentralen Figuren der Avantgarde“ in Fotografie, Film, Design und Text. Aber alles begann 1924 im Bauhaus. Sie floh vor den Nazis: nach Tunesien, Amerika und zurück nach Paris, und war die letzte Lebensgefährtin von Kandinsky.

Wera Meyer-Waldeck
Die Kunststudentin kam 1927 ans Bauhaus und studierte bei Mies van der Rohe Architektur. Die engagierte Frauenrechtlerin war eine der wenigen modernen Architektinnen im Nachkriegsdeutschland. Unten der Entwurf für ein Studentinnenwohnheim.

Bella Ullmann-Broner
Sie studierte an der an Steiner orientierten Loheland-­Kunstschule. Ans Bauhaus kam sie 1929. Die Frauenrechtlerin und Kommunistin spezialisierte sich in Plakatmalerei und Weberei. Sie emigrierte 1938 in die USA, wo sie bis in die 1960er-Jahre künstlerisch arbeitete.

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