Nasrin Sotoudeh zur Lage in Iran

Nasrin Sotoudeh kämpft mutig weiter für die Frauen in Iran.
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Die Anwältin und Mutter zweier Kinder ist in den vergangenen Jahren zum Symbol des Widerstandes und der Hoffnung für die Menschen im Iran geworden. Seit Jahrzehnten lässt sich Nasrin Sotoudeh in ihrem Kampf um Menschenwürde und Freiheit nicht einschüchtern.

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Zuletzt wurde Nasrin 2019 zu 38 Jahren Gefängnis und 148 Peitschenhieben verurteilt. Grund: Sie hatte als Anwältin die "Mädchen der Revolutionsstraße" verteidigt, die vier Jahrzehnte nach der Machtergreifung von Ayatollah Khomeini im Gottesstaat Iran gegen den Kopftuchzwang protestierten und für Frauenrechte. Auch zur aktuellen Situation im Iran nach dem Tod von Mahsa Amini bezieht sie mutig Stellung:

Sie prügeln dich, verletzten dich und dann hüllen sie dich wieder in den Schleier!

"Dies ist einer der größten Proteste, den wir je erlebt haben. Er hat sich auf Städte und Gemeinden in aller Welt ausgeweitet. Die Proteste stehen für die 43 Jahre Leid, die die Frauen in diesem Land ertragen mussten. Für uns ist dies eine körperliche Erfahrung. Es ist ein so realer Aspekt des Lebens hier, wie er nur sein kann", sagte sie dem Time Magazine. Und weiter: "Es gibt Vergewaltigungen und andere Übergriffe. Sie prügeln dich und tun dir weh und verletzen dich, und dann hüllen sie dich wieder in den Schleier, der das Leid, das dir zugefügt wurde, verdeckt."

 

Nazrin Sotoudeh mit Reza Khandan und den beiden Kindern.
Nazrin Sotoudeh mit Reza Khandan und den beiden Kindern.

Sotoudeh glaubt, dass das Land einen "Kipp-Punkt" erreicht habe, weil die Bevölkerung die kolossalen Ungerechtigkeiten nicht mehr hinnehmen würde und weil das Leid, das den Frauen zugefügt würde, den Iran "an den Rand des Abgrunds" gebracht hätte.

"Die Erfahrung zeigt, dass die nächsten Schritte höchstwahrscheinlich eine Fortsetzung des harten Durchgreifens sein werden. Das Wort dafür lautet auf Persisch 'sarkoob', was wörtlich "das Schlagen des Kopfes" bedeutet", sagt sie.

Aber auch die Proteste werden weitergehen. "Ich sehe auf keinen Fall eine Rückkehr zur Vergangenheit, ganz gleich, wie die Niederschlagung aussehen wird. Selbst wenn die Forderungen der Menschen nicht erfüllt werden, wird sich die Realität dauerhaft verändert haben. Sie werden den Schleierzwang nicht mehr dulden. Es wird immer deutlicher, dass es eine klare Forderung nach einem Regimewechsel gibt!"

"Die Gerechtigkeit möge in Iran wiederhergestellt werden"

Für ihre deutlichen Worte und ihren Mut ist Nasrin Sotoudeh weltweit bekannt. 2006 rief sie die Aktion „Eine Million Unterschriften“ ins Leben, die die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in dem islamischen Mullah-Regime forderte. 2009 verteidigte sie die Aktivistinnen, die sich dem Zwang zur Verschleierung widersetzten, unter ihnen auch die Juristin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi. Dafür ist Sotoudeh 2010 verhaftet worden. Das Urteil: Elf Jahre Haft, 20 Jahre Ausreiseverbot und Berufsverbot für immer. Der Fall erregte internationales Aufsehen. Nach drei Jahren wurde sie überraschend aus dem Gefängnis entlassen. 2019 dann die erneute Verurteilung. Mehrfach ging sie in den Hungerstreik.

"Wissen Sie", sagte sie dem Time Magazine, "bei vielen Revolutionen gibt es Bedenken wegen Gewalt. In dieser Revolution brauchen die Frauen keine Gewalt, weil sie einfach nur ihr Kopftuch abnehmen. Das ist völlig friedlich. Was uns bei dieser Revolution also Sorgen macht, ist die Gewalt der Regierung, nicht die der Menschen. Wir erwarten Unterstützung von allen, denn wir verteidigen unsere gemeinsamen Werte und Prinzipien."

Petition für die Freilassung von Nasrin Sotoudeh hier unterschreiben

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