Schusswaffen & Häusliche Gewalt:

Artikel teilen

Es war der Mord an der ehemaligen Ski-Rennfahrerin Corinne Rey-Bellet, die im Frühjahr 2006 von ihrem Ex-Mann mit seiner Offizierspistole erschossen wurde, der die Schweizer Frauenzeitschrift annabelle endgültig aufrüttelte. Sie startete die Petition „Keine Schusswaffen zu Hause!“ Über 17.000 Menschen unterzeichneten den Aufruf nach einem schärferen Waffenrecht, die Medien berichteten groß.

Anzeige

Aber das Recht des Schweizer Mannes auf seine Waffe in seinem Heim wurde nicht angetastet. Das Parlament konnte sich nur dazu durchringen, das Lagern der Munition zu Hause zu verbieten. Eine wenig effektive Regelung, da sie nur äußerst lasch kontrolliert wird. Als 2007 ein Rekrut eine 16-jährige Schülerin grundlos auf der Straße erschoss, war das Anlass für eine weitere Verschärfung: Rekruten, die ihre Waffe nach dem Militärdienst nicht abliefern möchten, müssen seit 2010 einen Waffenschein erwerben. „Die Morde sind aber nur die Spitze des Eisbergs. Oft wird die Waffe missbraucht, ohne dass ein Schuss fällt. Die Frauenhäuser können ein Lied davon singen“, sagt annabelle-Redakteurin Helene Aecherli.

Unter den 77 Organisationen, die die Initiative zur Volksabstimmung unterstützen, waren daher auch die „Dachorganisation Frauenhäuser“ und viele weitere Frauenorganisationen vom Schweizerischen Katholischen Frauenbund über die Frauengewerkschaft Schweiz bis Terre des Femmes. Auch Männer gegen Männergewalt wie das „Mannebüro Züri“ machten mit. Nachdem die Initiative mit klarer Mehrheit abgelehnt wurde, „ist das Thema leider erstmal vom Tisch“, bedauert Helene Aechterli. Allerdings spürten die Gegner durch die Ablehnung Aufwind.

„Es gibt nun Bestrebungen, die wenigen Verschärfungen des Waffenrechtes wieder rückgängig zu machen.“ Dieses Problem haben nicht nur die SchweizerInnen. Auch Gisela Mayer vom „Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden“ kann es nicht fassen, dass die „kosmetischen Änderungen“ im Waffenrecht, die die Bundesregierung nach dem Amoklauf im März 2009 mühsam verabschiedete, jetzt „schon wieder zur Disposition stehen." Der Amokschütze Tim K. hatte für seinen Amoklauf die Waffe seines Vaters benutzt, die dieser unverschlossen im Kleiderschrank aufbewahrte. Zehn der elf Opfer, die er in seiner ehemaligen Schule mit gezielten Kopfschüssen ermordete, waren Mädchen.  

Artikel teilen
 
Zur Startseite