In der aktuellen EMMA

An Schulen + Unis: Wie bei den Taliban

Die skandalösen Vorfälle an deutschen Unis sind nur die Spitze des Eisbergs, sagt Ahmad Mansour. - Foto: Patrick Schreiber/IMAGO
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Eine Hochschule in Deutschland lädt zu einer Islamwoche ein. Es treten dabei auch Redner aus dem islamistischen und salafistischen Spektrum auf – unter anderem Vertreter einer Organisation mit einer „prophetischen Mission“. Diese verfolgt das Ziel, „unseren Mitmenschen die authentische Botschaft des Islams zu vermitteln“. Bei der Veranstaltung gibt es getrennte Eingänge für Frauen und Männer sowie getrennte Sitzreihen im Saal. Geschlechter-Apartheid wie bei den Mullahs im Iran oder den Taliban.

Das ist – leider – keine Szene aus einem Roman von Michel Houellebecq, etwa aus „Unterwerfung“, in dem eine europäische Mehrheitsgesellschaft dem Druck islamistischer Lobbyisten nachgibt und radikale Verhältnisse entstehen. Das Geschilderte ist offenbar tatsächlich so passiert – Anfang Mai 2025 an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel, organisiert von der Islamischen Hochschulgruppe Kiel (IHG). Studenten hatten sich darüber bei der Universitätsleitung beschwert, unter anderem über israelfeindliche und anti­semitische Parolen. Es dauerte Wochen, bis der Vorfall öffentlich wurde. Und als wäre das nicht bereits Skandal genug, soll kürzlich auch an der Berliner Charité Ähnliches vorgefallen sein.

Die IHG erklärt nun, die Gender-Apartheid sei lediglich ein „freiwilliges Angebot“ gewesen. Die Universität Kiel betont, sie habe nur die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt und werde den Vorfall prüfen. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) spricht von einem „unerträglichen“ Vorgang – und damit hat er recht.

Eine Mitarbeiterin der Universität Kiel erklärte öffentlich und ohne Umschweife, Islamismus sei „eine Farbe unter der Flagge der Vielfalt“. Sie irrt nicht nur – sie ist offenbar nicht in der Lage, die Farbe der Demokratie zu erkennen. Offenbar hat sie als Schülerin oder Studentin nie gelernt, was diese ausmacht. Genau da liegt das Problem.

Es ist nicht „kultursensibel“, frauenfeind­lichen, antisemitischen, islamistischen und im Kern antidemokratischen Kräften nachzugeben. Es ist nicht „kultursensibel“, die Hamas zu feiern oder Israels Existenzrecht zu leugnen. Es hat nichts mit Multikulturalismus zu tun, wenn Gewalt als Teil einer „Kultur“ akzeptiert wird.

An Schulen und Hochschulen in Deutschland versteckt sich der Islamismus kaum noch. Er tritt laut und fordernd auf – und zunehmend unverschämt. An Universitäten gedeiht er im Windschatten des Postkolonialismus und der Iden­titätspolitik. An vielen Schulen haben sich archaische Geschlechterbilder eingeschlichen, vor denen LehrerInnen kapitulieren.

Eltern verbieten ihren Töchtern die Teilnahme an Klassenfahrten – wegen des „unkontrollierten Kontakts zu Jungen“. Im Sportunterricht wird Geschlechtertrennung verlangt, der Abiturball soll nach Geschlechtern getrennt stattfinden. Gebetsräume werden gefordert, Halal-Essen in der Schulmensa. Prüfungen während des Ramadan werden als „Diskriminierung“ empfunden. Manche Kinder fehlen freitags regelmäßig – das Gebet in der Moschee hat Vorrang. 

Mädchen tragen bereits in der Grundschule das Kopftuch. Gemeinsames Spielen von Mädchen und Jungen gilt als anstößig, Homosexua­lität als „ekelhaft“, Geburtstagsfeiern als haram, also unrein und verboten. Israel gilt als „böse“, Juden als Feinde.

Einspruch und Gegenrede werden als „rassistisch“ oder „islamfeindlich“ abgewehrt. Lehrkräfte hören an Schulen Sätze wie: „Von einer Frau lasse ich mir nichts sagen“, „Der Islam wird siegen“, „Israel gibt es nicht“, „Juden beherrschen die Medien“, „Sex vor der Ehe ist haram“, „Deutsche sind Ungläubige“, „Kurze Röcke sind für Schlampen“.

Hinter solchen Aussagen steht ein brodelndes Gemisch aus Ressentiments, das als „Identität“ verteidigt und von den Erwachsenen im Alltag oft resignierend hingenommen wird. Das Bildungssystem eines demokratischen Rechtsstaats hat den Auftrag, liberale Werte und kritisches Denken zu vermitteln. Aber der Staat darf nicht vor extremistischen und fundamentalistischen Strömungen einknicken – weder vor rechten und linken, noch vor islamistischen.

Bildung muss Kinder und Jugendliche widerstandsfähig machen – gegen Gehirnwäsche, Fake News und autoritäre, gewaltbereite Ideologien. Ob zu Hause, auf TikTok, in der Moschee oder im Umfeld radikaler Gruppen: Resilienz ist das Schlüsselwort. Dafür braucht es Pädagoginnen und Pädagogen, die Rechtsstaat und Freiheit entschlossen verteidigen – und Kollegien, die an einem Strang ziehen. Es braucht den Mut zu politischen Debatten in Schulen, ohne Tabus, auch bei Themen wie Nahost, Islamismus, Migration, Integration, Frauenrechte, Kinderrechte und Toleranz.

Was jetzt nötig ist: ein Verbot von Gebetsräumen an staatlichen Schulen! Denn dort wird nicht nur gebetet, sondern auch missioniert und werden andere Kinder massiv unter Druck gesetzt. Keine Duldung archaischer Geschlechterrollen! Sanktionen bei religiös motiviertem Mobbing! Schulungen für Lehrkräfte im Umgang mit Extremismus sowie eine verpflichtende Fortbildung in Demokratie-Pädagogik – für alle internen und externen Akteure an Schulen!

Das ist gelebte Prävention. Sie richtet sich nicht gegen eine Religion – sondern gegen ihren Missbrauch zur Verbreitung von Angst und Unterdrückung. Wer Schulen nicht schützt, lässt die Demokratie im Stich. Und die beginnt bei unseren Kindern. 

Der Text erschien zuerst in der Welt

Weiterlesen: Ahmad Mansour: Oberation Allah (S. Fischer, 21 €)

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