Todesstrafe für lesbische Frauen

Elham Chubdar (li.) und Zahra Sedighi-Hamedani (re) droht die Hinrichtung.
Artikel teilen

„Korruption auf Erden und Förderung der Homosexualität“, so lautet der Schuldspruch gegen zwei Frauen im Iran. Es ist die schwerwiegendste Anklage, die nach der Scharia der Islamischen Republik erhoben werden kann. Während schon mehrfach homosexuelle Männer hingerichtet worden sind, ist dies das erste Mal, dass die Todesstrafe für zwei lesbische Frauen verhängt wurde. Bis zur Vollstreckung werden sie im Frauengefängnis Evin in Teheran inhaftiert. Zahra (genannt Sareh) Sedighi-Hamedani, 31, und Elham Chubdar, 21, setzen sich für die Rechte sexueller Minderheiten ein.

Anzeige

Sie wurde 53 Tage verhört, gefoltert und mit der Hinrichtung bedroht

Sareh war bereits Ende Oktober 2021 in der Nähe der türkisch-iranischen Grenze vom iranischen Geheimdienst festgenommen worden. Sie hatte versucht, von Iran aus die Grenze zur Türkei zu überqueren, eine "Reise in die Freiheit", wie sie hoffte. In einem Video, das von dem Iranischen Lesben und Transgender-Netzwerk "6Rang” im letzten Dezember veröffentlicht worden war, sagt sie: "Wenn ich es schaffe, werde ich mich weiterhin für LGBTQ-Menschen einsetzen. Ich werde hinter ihnen stehen und meine Stimme für sie erheben. Wenn ich es nicht schaffe, habe ich mein Leben für diese Sache gegeben." Sareh hat es nicht geschafft.

53 Tage lang wurde sie verhört, gefoltert und mit der Hinrichtung bedroht. Amnesty International hatte bereits im Januar das religiöse Oberhaupt der Islamischen Republik, Ali Khamenei, aufgefordert, Sareh freizulassen.

Generell verschärft sich die Lage von Frauen im Iran weiter. Künftig sollen Videokameras mit Gesichtserkennungstechnologie an öffentlichen Plätzen und in Verkehrsmitteln genutzt werden, um Frauen zu identifizieren, die kein Kopftuch tragen. Seit Juli gibt es Proteste dagegen – und Frauen werden mit brutaler Gewalt verhaftet, wie Videos in den sozialen Medien zeigen.

Allein am 4. September wurden 300 Frauen verhaftet, die gegen die Zwangsverschleierung protestiert hatten, wie Masih Alinejad auf Twitter berichtete. Die Exil-Iranerin, die in New York lebt, hat die Protest-Aktion “My stealthy Freedom“ initiiert, bei der zahllose Frauen das Kopftuch ablegen und ihre "heimliche Freiheit" auf Social Media posten (EMMA berichtete). Masih Alinejad forderte alle Menschrechtsorganisationen auf, die Zwangsverschleierung im Iran zu verurteilen und sich für die Freilassung der Frauen einzusetzen.

Das Regime ließ verlauten, verstärkt „moralischen Fragen“ nachgehen zu wollen. So hat auch die Zahl der staatlichen „ReligionswächterInnen“, die in den Großstädten die Bekleidung von Frauen kontrollieren, zugenommen - eine Reaktion auf den Freiheitskampf von Frauen, die immer wieder öffentlich ihr Kopftuch ablegen, es an einen Stock binden und im Wind schwenken.

Die neue Härte gegen Frauen richtet sich auch gegen eine ungehorsame Bevölkerung

Bei der Härte des totalitären Regimes gegen Frauen geht es nicht nur um die Frauen selbst, sondern auch um eine Machtdemonstration gegen die ungehorsame Bevölkerung, die vermehrt gegen Armut und Korruption in den Großstädten protestiert. Wer kann, verlässt das Land.

Sareh und Elham Chubdar werden ihr politisches Engagement mit ihrem Leben bezahlen müssen – wenn nicht endlich Hilfe aus dem Ausland mobilisiert wird.

Auf der Website "All out" läuft eine Petition zur Freilasssung von Sareh und Elham. Hier unterschreiben!

 

Artikel teilen
 
Zur Startseite