Nackte Wahrheiten in Siegen

Ⓒ Silvana Denker
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Hier sehen wir acht Frauen in der Fußgängerzone von Siegen. Sie alle haben sich auf einen Aufruf von Silvana Denker auf Facebook gemeldet: „Wer traut sich? Egal welches Alters, egal ob Profimodel oder nicht, mit Tätowierungen, Narben oder andere Besonderheiten: Bitte melde dich!“. Das ließen sich die Frauen nicht zweimal sagen.  

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Die Fotografin hat ihnen die Worte „Bodylove“ auf die runden Bäuche gepinselt und sie anschließend mit dieser gemeinsamen Botschaft auf die Straße geschickt. Zur Verblüffung der PassantInnen. So manche blieben stehen – und klatschten. Frauen wie Männer. Sie hatten verstanden: Das sind Frauen, die es leid sind, immer nur unterernährte Frauen in Werbung und Film zu sehen.

"Ich möchte einfach zeigen, wie Frauen-
körper aussehen."

Silvana selbst weiß nur zu gut, wovon die Rede ist. Die Fotografin modelt nebenberuflich für die Kleidergrößen 42/44. Was in der Branche schon als „Plus-Size-Model“ gilt. Angefangen hat sie mit dem Modeln, als sie noch Größe 38 hatte. „Damals hat ein Model mit Kleidergröße 32 zu mir gesagt: Früher war ich auch so dick wie du!“ erzählt Silvana lachend.
 
„Ich möchte einfach zeigen, wie Frauen aussehen. Dass wir auch mit unseren vermeintlichen Unvollkommenheiten toll sind. Wir sollten uns alle wieder ein bisschen mehr lieben und uns nicht durch Schönheitsideale, die kaum einer erfüllen kann, einschüchtern lassen.“ Und die Siegener Models? Die haben danach auch zu Hause viel Lob gekriegt: für ihren selbstbewussten, strahlenden Auftritt.

Weil die Aktion so erfolgreich war, hat Silvana Denker gleich weitergemacht: Gerade demonstrierten auch in der Hamburger Innenstadt acht Frauen, wie stolz sie auf ihre ganz normalen Körper sind. Weitere Städte sollen folgen.

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Der große Diäten-Schwindel

Kaiserin Sisi, Twiggy etc. - sie alle waren magersüchtig.
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Seit dem 19. Jahrhundert geben Quacksalber Tipps zum Abnehmen. Die Geschichte der Diätindustrie ist kein Ruhmesblatt. Während der letzten 200 Jahre haben viele versucht, sich ein Stück vom lukrativen Diätkuchen abzuschneiden. In Europa und Amerika ernannten sich bereits im 19.Jahrhundert Quacksalber zu Diätexperten, um mit Schlankheitskuren und Schlankmachern schnelles Geld zu verdienen.

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Dr. Wadd empfahl: Seife essen, laut lesen und mit Salz einreiben.

Der Fortschritt der Wissenschaft befeuerte den Markt mit ständig neuen Rezepturen, und die Presse verbreitete mit Vorher-Nachher-Bildern, in Annoncen und Klatschspalten die frohe Botschaft. Schon bald widmeten sich „Diätärzte“ der Behandlung einer zunehmend urbanen und bewegungsarmen Bevölkerung, die sich dank des wachsenden Reichtums der Industrienationen teurere Nahrungsmittel leisten konnte.

In den 1820ern entwickelte Dr. William Wadd seine „Wenig-aber-oft-Diät“. Er empfahl seinen Anhängern den Verzehr von Kleie, Gemüse und Fingerhut sowie: regelmäßig reiten, Seife essen, laut lesen und mit Salz einreiben. In Frankreich favorisierte Brillat-Savarin eine Kohlenhydratreduktionsdiät, und allen, die sich nicht darauf einlassen mochten, weissagte er: „Sie werden hässlich und dick und asthmatisch werden und schließlich in Ihrem eigenen geschmolzenen Fett zugrunde gehen: Ich werde danebenstehen und zusehen.“

Sisi, die Gemahlin des österreichischen Kaisers Franz Josef I., war eine weitere Berühmtheit des 19. Jahrhunderts, die streng auf ihre Diät achtete. Sie benutzte den Hunger als eine Art Regulativ zur Bewältigung der bisweilen sehr kritischen öffentlichen Auseinandersetzung mit ihrer Person, ganz ähnlich wie ein Jahrhundert später in England Lady Di. Sisi, die mit 1,72 Meter größer war als ihr Mann, wog nur knappe 48 Kilo; und wenn ihr täglich überprüfter Taillenumfang das Maß von 45,5 Zentimetern überschritt, hörte sie auf zu essen.

Überschritt der Umfang ihrer Taille 45,5 cm, hörte Sisi auf
zu essen.

Im 20. Jahrhundert waren Hollywoodstars von Anbeginn an Idole, und jede von ihnen hatte ihren eigenen Diät-Guru. Greta Garbo schlief mit ihrem, einem gewissen Benjamin Gayelord Hauser, ein gutaussehender und charismatischer Mann mit Dauerwelle, exotischem Akzent und falschem Doktortitel. Er wusste genau: „Die meisten Filmstars leben in konstanter Furcht vor dem Verlust ihrer Attraktivität und ihrer Popularität. Sie können es sich einfach nicht leisten, fett und unansehnlich zu werden.“ 

Der falsche Doktor Hauser verdiente am Verkauf von Diätmitteln, Büchern und Elend. Keine Diät konnte teuer oder extrem genug sein, weder für die Schauspielerinnen noch für das Kinopublikum, das ihnen verzweifelt nacheiferte. Das kommt Ihnen bekannt vor?

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