Sabrina: Frauen müssen sich mehr trauen!

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Jetzt stehe ich schon kurz vor Abschluss meines Studiums – dabei sah es lange nicht so aus, als würde ich jemals eine Universität betreten. Mein Vater war KFZ-Mechaniker, meine Mutter Krankenschwester, ich komme aus einer klassischen Arbeiterfamilie. Meine kleine Schwester und ich sind damit aufgewachsen, dass Gewalt und sexuelle Gewalt gegen Frauen alltäglich sind. Erst als ich mit 16 Jahren zu der Familie meiner besten Freundin geflohen bin, habe ich erfahren, was Geborgenheit und Zuspruch bedeutet.

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Die Eltern meiner Freundin haben mich sehr darin bestärkt, an die Uni zu gehen. So bin ich auch zu dem Projekt arbeiterkind.de gekommen, die unterstützen Studierende wie mich. Mittlerweile bin ich selbst Mentorin. Das heißt, ich gehe an Schulen und informiere über Studienfächer und Fördermöglichkeiten; ich helfe dabei, Anträge auszufüllen; und gebe jetzt selbst Zuspruch.

Seit 2013 mache ich auch bei der „Initiative für Gerechtigkeit bei sexueller Gewalt“ mit. Wir begleiten und dokumentieren auf unserer Webseite Vergewaltigungs-Prozesse. Und wir informieren über Präventions-Programme und Beratungsstellen. Bis vor kurzem war ich auch noch bei Lizzy.net aktiv, das ist eine Online-Plattform für Mädchen. Da habe ich geschrieben und anderen Mädchen geholfen, ihre eigenen Projekte im Internet umzusetzen. Jetzt bin ich leider zu alt dafür – und ich möchte ja auch meine Magisterarbeit fertig kriegen.

Was ich bisher gelernt habe in meinem Leben? Ich kann aus eigener Kraft sehr viel erreichen! Ich wünsche mir, dass viel mehr Frauen sich öfter trauen, eine Sache anzugehen, die ihnen auf den ersten Blick unmöglich scheint. Als ich zwanzig war, habe ich mich zum Beispiel als Praktikantin bei der Beratungsstelle „Wildwasser“ für missbrauchte Frauen beworben. Und ich habe es geschafft – obwohl die eigentlich gar keine Praktikantinnen nehmen.

Meinen Job als studentische Hilfskraft habe ich mir genauso erkämpft. Und mein Stipendium bei der Hans-Böckler-Stiftung auch. Später möchte ich gerne bei UN Women arbeiten. Dass wir als eine so unpolitische Generation gelten, irritiert mich wirklich sehr. Ich kenne eigentlich nur Leute, die sich eher zu viel engagieren als zu wenig.

Sabrina Bowitz, 25, studiert Philosophie, Jura und VWL an der Uni Frankfurt

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